Heute morgen und fuer immer - Roman
sich am Ende durch mit dem Argument, wir seien ein Familienbetrieb und die paar Stunden könnten die Gäste ja auch im Englischen Garten spazieren gehen. Mein Vater und meine Großmutter willigten schließlich ein, es schien besser zu sein, einer hochschwangeren Frau nicht zu widersprechen. Meine Mutter, eine ansonsten sehr friedliche und fröhliche Frau, muss in ihrer Schwangerschaft hormonbedingt einen gefährlichen Blick an sich gehabt haben. Wie dem auch sei, wir sind beide hier geboren, das Geschäft hat darunter nicht gelitten, und unsere Verbundenheit mit dem Waldhaus ist dafür umso stärker. Das ist auch der Grund, weshalb Helene und ich uns entschlossen haben, es gemeinsam mit unserer Omi in Zukunft weiterzuführen!« Ich lächelte stolz und deutete auf Helene und Omi. Wieder gab es Applaus, und in der Menge sah ich Valentin, der ganz hinten an der Tür stand und mich mit seinen warmen Augen ansah, was mich sofort entspannte.
»Wir möchten das neue Waldhaus unseren Eltern widmen, die so stolz und glücklich wären, dass alles in ihrem Sinne und in der Familie weitergeht!«, rief ich gerührt und hob mein Glas, worauf alle anstießen.
Helene übernahm, erklärte unsere Neuerungen und versprach denjenigen, die noch nicht alles gesehen hatten, gerne eine Führung zu geben.
»Sie sind bei Helene in besten Händen, sie ist ausgebildete Krankenschwester, da kann man auch mal bedenkenlos die Kellertreppe runterfallen!«, fiel Omi ihr ins Wort, was für heiteres Gelächter sorgte. Omi war es auch, die erklärte, dass es mit einem fünfgängigen Menü im Eisbachsaal weiterging und die Namenskarten auf den Tischen standen. Sie übergab mir das Mikrofon, ich suchte in der Menge nach Valentin, der immer noch an der Tür stand und zufrieden strahlte.
»So, einen Moment noch würde ich Sie bitten, sich zu gedulden, denn ich möchte danke sagen. Zuerst unserem Team, allen voran Hubertus und Luisa, unsere treuen Seelen, die zur Familie und zum Waldhaus gehören wie wir. Unermüdlich haben sie die letzten Monate geschuftet, neue Ideen eingebracht, damit wir heute eröffnen können. Unser spezieller Dank gilt einem besonderen Mann, ohne den wir das Ufer nicht mehr gesehen hätten, der hier so viel Zeit reingesteckt, uns mit seinem Know-how und seinen Kontakten weitergeholfen hat und mit dessen renommierter Brauerei und Weinherstellung wir eine so wunderbare Zusammenarbeit gestartet haben: Danke, Valentin Maienstein!«
Valentin war kein unbeschriebenes Blatt, und der Name seiner Brauerei Maienstein war weit über die Grenzen Münchens bekannt und stand für beste regionale Produkte. Valentin boxte sich unter Applaus nach vorn durch, küsste Helene, Omi und mich der Reihe nach auf die Wange, nahm das Mikro und sagte dann in seiner unverfrorenen Art: »Mal im Ernst, hätten Sie die drei Damen vom Grill etwa im Stich gelassen?«, was zu heftigem Gelächter führte.
Omi drohte ihm spaßeshalber mit erhobenem Zeigefinger.
Lachend nahm ich Valentin das Mikro ab und konterte: »So, und jetzt zeigen Ihnen die Damen vom Grill, dass es hier mehr gibt als Currywurst, wenn wir Sie ins Bergquellzimmer bitten dürfen!«
Die Stimmung war bestens!
»Wo warst du denn?«, fragte ich Valentin, der in seinem schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzer, schmaler Krawatte einfach umwerfend aussah.
»In der Hölle!«
Ich brauchte nicht weiterfragen, leise raunte er mir zu: »Ich habe mich von Jutta getrennt, es ging nicht mehr ... und zur Überraschung des Tages ist Jasper wieder in München. Lass uns später darüber sprechen!«
Jetzt erst bemerkte ich, wie mitgenommen Valentin aussah, sein Strahlen war Fassade. Die Gedanken schossen mir nur so durch den Kopf. Wieso er mit Jutta Schluss gemacht hatte, konnte ich mir denken, aber wieso gerade jetzt? Was war der Auslöser gewesen, heute, wo so viel auf dem Spiel stand, ein Tag, den wir so lange vorbereitet hatten. Und viel wichtiger, waren seine Gefühle für mich ein Grund gewesen? Wenn er mich denn überhaupt noch liebte. Selbst wenn es so sein sollte, mit unserer Vorgeschichte konnten wir trotzdem nicht zusammenkommen, das würde Jasper nie verschmerzen. Und überhaupt, was bedeutete es, dass Jasper wieder hier war? Ich platzte vor Neugierde, aber jetzt war wirklich keine Zeit, darüber zu sprechen. Zuerst mussten wir die Veranstaltung gut über die Bühne bekommen.
»Ach, bevor ich es vergesse, das ist von Ulrike und Georg mit lieben Grüßen. Sie drücken die Daumen, dass alles
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