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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Milchkaffee mit ordentlich Schaum und Kakaoflocken. Ulrike setzte sich zu mir und lächelte mich erwartungsvoll an.
    »Wie es dir geht, kann ich mir einigermaßen denken, was mich viel mehr interessiert: Was willst du tun?«
    Da saß also die Frau, die die beiden Männer, die mir Kopf und Verstand raubten, großgezogen hatte, und fragte mich, was ich zu tun gedachte. Die Wahrheit sagen oder lieber diplomatisch ausweichen? Ich entschied mich für die Wahrheit, denn erstens vertraute ich Ulrike, und zweitens hielt ich sie für eine kluge Frau, die bestimmt einen guten Rat auf Lager hatte, etwa auszuwandern, Montevideo sollte anscheinend sehr schön sein, oder es zur Abwechslung mit einem Mann zu versuchen, der nicht verwandt oder verschwägert mit ihrer Familie war ...
    »Ehrlich gesagt bekomme ich Valentin vielleicht aus meinem Kopf, bestimmt aber nicht aus meinem Herz. Inzwischen denke ich mir, dass ich bereit wäre, die komplizierte Situation auf mich zu nehmen und zu hoffen, dass Jasper damit klarkommen wird. Ich könnte mich einfach nicht sehen lassen, wenn gemeinsame Familienfeste anstehen, oder darauf achten, ihm aus dem Weg zu gehen. Sicher keine ideale Lösung, aber was ist schon ideal?«
    Ulrike kniff nachdenklich die Augen zusammen, dabei fiel ihr eine schwarzgraue Strähne ins Gesicht.
    »Ich wusste, dass es darauf rauslaufen würde, dass du bereit bist für Valentin und Valentin für dich. Eigentlich habe ich es von Anfang an kommen sehen. Natürlich habe ich mich gefreut, als Jasper dich mitbrachte, denn wie du weißt, mag ich dich sehr, und vor allem habe ich mich gefreut, dass er endlich bereit war, sein sprunghaftes Lotterleben gegen eine erwachsene Beziehung einzutauschen, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass Jasper sich mehr in eine Idee verliebt hatte. Er liebt Nele über alles, und ich glaube, seit Valentin und sie hier leben, hat er öfter darüber nachgedacht, dass er auch gern eine Familie bzw. Kinder hätte. Natürlich liebe ich meine beiden Jungs bedingungslos über alles, aber ich sehe trotzdem ihr Verhalten, und ich habe dich gut genug kennengelernt, um zumindest eine Einschätzung zu haben, was du willst.«
    Sie machte eine kurze Pause, stand auf und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Da ich nur zu gern wissen wollte, was sie noch dachte, unterbrach ich nicht und ließ sie weiterreden.
    »Mir ist nach kurzer Zeit aufgefallen, dass Japser nicht sehr zuverlässig war, was dich gestört hat. Er macht das nicht aus böser Absicht, er vergisst einfach manchmal die Welt um sich herum, sei es aus Begeisterung oder auch aus Gleichgültigkeit. Dann ist er sehr sensibel und empfindlich, in diesem Punkt seid ihr euch nicht unähnlich. Ich glaube einfach, dass Valentin, was Beziehungen angeht, erwachsener und reifer ist und weiß, was es bedeutet, Verantwortung zu tragen, und genau das brauchst du, einen Mann, der weiß, wer er ist, der weiß, was er will, der souverän im Leben steht und der dich stärkt. Japser ist schon immer sehr verspielt gewesen und wird auch so schnell nicht erwachsen werden. Ich glaube, dass Japser für den konventionellen Weg einer Familie nicht geschaffen ist. Ein Leben ohne Verpflichtung und Routine, in dem er spontan und ungebunden sein kann, liegt ihm viel mehr. Wenn er ehrlich zu sich ist, wird er das auch bald merken. Momentan habe ich nämlich das Gefühl, dass er ganz froh ist, sein altes Leben zurückzubekommen, ohne Verantwortung, Kompromisse und Verpflichtungen.«
    Das konnte durchaus möglich sein. So hatte ich das Ganze noch nicht betrachtet, bestimmt, weil ich zu nah dran war und vor lauter Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen nicht in der Lage, die Beziehung von Jasper und mir ohne Valentin, also für sich allein genommen zu analysieren. Zugegeben, das war ein neues und gutes Gefühl. Dankbar drückte ich Ulrikes Hände.
    »Was würdest du denn an meiner Stelle machen?«
    Sie zögerte keine Sekunde mit ihrer Antwort: »Deinem Herz folgen. Keiner hat was davon, wenn du und Valentin euch ein Leben lang nacheinander verzehrt und nicht glücklich werdet. Denn dann leiden alle drei. Du und Valentin, weil ihr das Gefühl habt, aus Rücksicht zu Jasper auf eure Liebe verzichtet zu haben, was mit der Zeit nur den Zorn auf Jasper ansteigen lassen wird. Und Jasper wird nach einiger Zeit das schlechte Gewissen plagen, denn natürlich findet er auch wieder eine Frau, wird dich vergessen, aber ein schales Gefühl bekommen, wenn er selber wieder glücklich

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