Heute morgen und fuer immer - Roman
Anrichte an der Wand standen verschiedene Kräuter in Töpfen und ein großes Holzbrett, auf dem Brot geschnitten wurde. Ein kleiner Tisch mit einer Bank direkt unterm Fenster gaben der Küche die restliche gemütliche Note. Eine Treppe führte nach oben, die ich neugierig hochstieg, um zwei Schlafzimmer mit jeweils zwei großen Bauernbetten und Heumatratzen vorzufinden. Das Schönste aber war der unfassbare Blick ins Tal und auf die Berge, den man von den Betten aus hatte. Diese Hütte würde ich auch sofort ohne Sinnkrise nutzen, ein wahres Paradies war das!
»Bitte schön, dein Wasser!«
Valentin stellte mir einen Krug hin, in dem Zitronen- und Orangenscheiben schwammen, dazu ein Glas. Hatte er die extra hochgetragen, oder kam jeden Tag der Einkaufshelikopter vorbei und seilte ab, was man haben wollte?
»So, und was führt dich her?«, fragte Valentin und stützte dabei sein Gesicht in seine Hände.
»Das weißt du doch genau! Du willst nur, dass ich es sage, stimmt's?«
»Stimmt!«, kam die Antwort ohne Zögern.
Na gut, dann sollte er sie haben, meine Beichte. Erst sprach ich eher belanglos, dass ich mir Sorgen gemacht und viel nachgedacht hätte, aber je mehr ich sprach, desto mehr Mut bekam ich. Schließlich sagte ich den alles entscheidenden Schlüsselsatz.
»Ich will mit dir zusammen sein, nicht heimlich oder mit schlechtem Gewissen, sondern offiziell so, dass jeder es sehen kann. Ich liebe dich nämlich auch! Es gibt zwar niemanden, der mich so auf die Palme bringen kann wie du, aber von da oben ist man dem Himmel ja ziemlich nah, und so fühle ich mich, wenn du da bist.«
Valentin sah mich durchdringend an, was mich nicht gerade lockerer werden ließ. Wie lange musste ich das Schweigen aushalten, bis ich nachfragen konnte, was er dazu sagte? Fünf Sekunden, zehn Sekunden, eine Minute? Valentins Gesicht verzog sich plötzlich zu einem Lächeln, einem sehr zärtlichen Lächeln.
»Auf diesen Moment warte ich schon lange, aber ich wollte, dass er von dir ausgeht, denn ich habe dich in der Vergangenheit zu sehr bedrängt, weil ich dich unbedingt wollte. Aus diesem Grund war es mir wichtig, dass du alleine zu dem Entschluss kommst, ohne dass ich auf dich einrede oder einwirke!«
Perplex überlegte ich, ob es das bedeutete, was ich verstand. »Heißt das, du willst es auch?«
Anstatt zu antworten, nickte er, stand langsam auf, zog mich aus meinem Stuhl und führte mich ohne lange Umschweife direkt die kleine Holztreppe nach oben in eines der Schlafzimmer. So wie er mich anschaute, mit diesem Verlangen im Blick und Begehren in den Händen, vergaß ich völlig, wie ich aussah. Im besten Fall wirkte es ja sexy mit nassen Haaren. Vielleicht sogar animalisch? Valentin zog mich, ohne zu sprechen, an sich, und da war er wieder, dieser Duft nach Sandelholz, der mich jedes Mal kirre werden ließ. Ohne Eile zog er mich Stück für Stück aus, liebkoste meine Arminnenseiten, streichelte sanft meinen Nacken und küsste meinen Hals bis hin zum Ohr. Dass in einem überlegten Mann so ein unberechenbares Feuer brennen konnte, hatte ich erst bei Valentin kennengelernt. Wie hieß es so schön: Beurteile nie ein Buch nach dem Umschlag ... Fallen lassen, einfach fallen lassen konnte ich mich bei Valentin. Mich in seinen dunkel schimmernden Augen verlieren, seine markante Nase küssen, seine weichen Lippen mit dem Finger nachfahren, den er sich sofort schnappte und daran herumspielte, seine Fältchen um die Augen zählen und mich blenden lassen von diesen unfassbar geraden, gesunden Zähnen, die ihm sein magisches Lachen verliehen. Natürlich wusste ich, wie Valentin sich anfühlte, wie oft hatte ich mir diese eine Nacht in Erinnerung gerufen, aber dieses Mal fühlte es sich anders an. Eine tiefe Verbundenheit und Sicherheit waren dazugekommen, die mich seinen warmen Körper und die Art, wie er mich anfasste, viel intensiver und vertrauter spüren ließ. Die Anziehung, die zwischen uns bestand, war also nicht der Reiz des Verbotenen gewesen, sondern die Art Chemie zwischen zwei Menschen, die in Songs besungen und Gedichten beschrieben wurde. Wir konnten weder die Hände noch die Augen voneinander lassen, immer wieder jagten mir kleine Schauer durch den Magen, wenn ich Valentin zwischen den Laken liegen sah, es brauchte nur einen kleinen Funken, einen Blick, und schon stürzten wir übereinander her, völlig berauscht, wie von Sinnen, immer gleich gierig, das Verlangen nie gestillt, zumindest nicht auf Dauer. Ich kann nicht
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