Heute morgen und fuer immer - Roman
dem Geheimnis von damals auf sich hat. Natürlich kannst du dir vorstellen, dass es für Jasper unerträglich ist, seiner Begabung, seinem Talent erfolgreich nachzugehen, während ich durch seine Unachtsamkeit dazu verurteilt bin, neue Wege zu gehen und nicht mehr meine Leidenschaft leben zu können. Das plagt natürlich ...«
Wow, das waren in der Tat schicksalhafte Verwicklungen vom Feinsten. Schuld, Sühne, Zufall, Vergebung, Liebe, klang alles wie ein schwerer russischer Roman, nur war es mitten in München passiert.
»Vielleicht klingt das jetzt bescheuert, aber ich hab das Gefühl, dass dir dein Job ganz gut gefällt, oder täusche ich mich völlig?«
Valentin sah auf, überlegte kurz und gab mir dann recht.
»Ja, ich muss sagen, je mehr ich eigene Ideen reinbringe und nicht mehr einfach nur das Unternehmen saniere, macht es wirklich Spaß, und natürlich finde ich die Zusammenarbeit mit dem Waldhaus und dem musischen Konzept wunderschön und bin auch ein bisschen stolz auf alles, was ich da eingebracht habe!«
Zu Recht, konnte ich nur sagen. Langsam zog Valentin sein Hemd wieder an, schade eigentlich, und so schaute ich sehnsüchtig zu, wie Stück für Stück des gut gebauten Oberkörpers unter dem weißen Hemd verschwand, und Valentins Worte hatten Zeit, sich bei mir zu setzen.
Instinktiv fand ich sein Verhalten, die Musik völlig aus seinem Leben zu verdrängen, falsch und ungesund. Natürlich konnte ich mit meiner Erkenntnis nicht hinterm Berg halten. »Ich finde, du solltest wieder spielen, und zwar nicht für die Bühne, dein Ego oder die Anerkennung, sondern für die Liebe zur Musik, die du zweifelsohne hast. Es geht nicht um die Leistung und wie schnell du welches Stück spielen kannst, sondern um das, was die Musik dir alleine bringen kann. Du solltest inzwischen doch wissen, was mit Dingen und Gefühlen passiert, die man versucht krampfhaft zu unterdrücken!«
Valentin sah mich nachdenklich an und ging nicht auf meinen Kommentar ein. Stattdessen fragte er: »Kann ich heute hier im Gästehaus schlafen? Mir ist nicht danach, zurück in die Hölle zu fahren, zumindest würde ich das gerne ausgeschlafen machen!«, und unterdrückte ein Gähnen. Natürlich konnte er, das war ja wohl das mindeste nach all seiner Hilfe und seinem Einsatz. Unsicher umarmte ich ihn, nicht, dass er sich jetzt angemacht fühlte, und bedankte mich von ganzem Herzen.
»Das kann ich nie wieder gutmachen!«
Valentin lachte. »Das musst du auch nicht. Deshalb habe ich nicht geholfen!«
Zögernd ging ich zur Tür, konnte es dann aber doch nicht lassen. Mit zittriger Stimme fragte ich: »Hast du das vorhin eigentlich ernst gemeint, dass du mich seit dem ersten Augenblick liebst? Ich meine, stimmt das immer noch?«
O Gott, hatte ich das wirklich eben gesagt, wollte ich die Antwort im Ernst hören?
»Nee, jetzt, wo ich dich näher kenne, ist alles verflogen!« Frech grinste er mich an, zwinkerte und bat mich, das Licht auszuschalten. Da sollte mal einer noch schlau draus werden ...
Kapitel 25
Bergluft
»Eddie!« Nele warf ihr Fahrrad auf den Boden und rannte auf Eddie zu, der seinerseits wie wild auf Nele zuraste, vor Freude fiepte und an ihr hoch- und runtersprang. Beide bekamen sich gar nicht mehr ein vor Freude, ein süßer Anblick!
»Kommst du mich besuchen?«, fragte Nele schließlich hoffnungsvoll, nachdem sie Eddie ausgiebig gestreichelt hatte. »Heute habe ich leider nicht lange Zeit, ich wollte Valentin etwas vorbeibringen, aber wenn du magst, können wir am Wochenende in den Tierpark nach Hellabrunn gehen. Hast du Lust?«
Und ob Nele Lust hatte! Aufgeregt schmiedete sie gleich Pläne, wann und wie lange wir hinkönnten, bei welchem Tier wir zuerst vorbeischauen würden, welche wir auslassen konnten.
»Ich spreche mich mit deinem Papa ab, und dann hole ich dich am Samstag, wenn er nichts dagegen hat, gegen zehn Uhr, einverstanden?«
Nele war mehr als einverstanden.
»Magst du kurz auf Eddie aufpassen, während ich zu Valentin gehe?«
»Au ja! Mach ich gern, aber Papa ist nicht da. Willst du warten?«
Auf gar keinen Fall! Allein hierherzukommen hatte mich schlaflose Nächte und eine Menge Mut gekostet, da würde ich bestimmt nicht noch länger warten, denn auch wenn ich mich hergetraut hatte, wollte ich weder Jasper, Ulrike noch Georg begegnen. Eigentlich war ich auch nur hier, weil ich mir Sorgen machte und Valentin vermisste, denn seit der Neueröffnung im Waldhaus hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Am
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