Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
Vom Netzwerk:
verlaufen, bis Helene zufällig neben Andreas an der Ampel hielt, leider trotz Zuwinkens nicht von ihm bemerkt wurde und eine Ampelphase lang zusehen musste, wie er ausgiebig in der Nase popelte und seine Beute anschließend genüsslich verspeiste. »Iiiih, ich bekomm das Bild nie wieder aus dem Kopf, allein wenn der meine Hand nehmen würde, müsste ich immer denken, wo die heute wohl schon überall war«, schloss Helene zu Recht angewidert die Andreasakte. Mit Emil traf Helene sich sogar über mehrere Wochen, eine vielversprechende zarte Pflanze, bis sich dieser unfreiwillig als Daumenlutscher offenbarte, während er übermüdet bei Helene auf dem Sofa saß und von ihr überrascht wurde, wie er sich mit dem Daumen im Mund ins Reich der Träume absetzen wollte. Wohlgemerkt war er da noch wach gewesen und im Besitz seiner Sinne. Nach diesem Ereignis war Helene die Lust vergangen, und es dauerte Monate, bis sie noch mal einen Versuch im Internet wagte, mit dem Erfolg, dass sich ausschließlich über Sechzigjährige meldeten, Männer um die vierzig standen wohl nicht auf gleichaltrige Frauen. Helene gingen anscheinend auch einige Männergeschichten im Kopf herum, allerdings nicht ihre, sondern meine.
    »Erinnerst du dich noch an den tollen Fritz, den du bei eurer ersten Verabredung mit deinen Kochkünsten beeindrucken wolltest?«
    Natürlich erinnerte ich mich daran, obwohl ich die Verabredung lieber verdrängte. »An dem Essen war nichts auszusetzen! Das schmeckte wirklich lecker!«, protestierte ich wohlwissend, dass das auch nicht der Knackpunkt gewesen war. Zum ersten Mal hatte ich eine Charlotten-Rotwein-Soße zum Rind gekocht, sensationell! Fritz fand das auch und kam aus dem Loben gar nicht mehr raus, was mich immer mehr lächeln ließ, bis hin zum breiten Strahlen. Hypnotisiert sah er auf meinen Mund, der scheinbar sehr sinnlich war, was mich veranlasste, ihn lasziv zu öffnen und mit der Zunge leicht die Lippen zu benetzen, was ihn noch fixierter schauen ließ. Angespornt durch seine Blicke, entschuldigte ich mich kurz und ging ins Bad, der erste Kuss lag förmlich in der Luft, da wollte ich schnell noch mal mit Mundwasser spülen. Völlig aufgeheizt und weiblich fühlte ich mich, bis ich einen Blick in den Spiegel warf und vor Schreck fast umfiel. Meine Lippen, vor allem aber meine Zähne hatten einen dunkelblauen bis schwarzen Ton angenommen! Konnte man Typhus im Mund bekommen? Schnell putzte ich mir die Zähne, doch der Film blieb. Die Lippen sahen zwar wieder normal aus, aber die Zähne waren und blieben schwarz! Fritz hatte nicht aus Verlangen oder Lust auf meinen Mund gestarrt, sondern sich wahrscheinlich überlegt, wie er es mir schonend beibringen konnte, dass ich nicht gesund aussah. Plötzlich war mir klar, woher die Farbe kommen musste, vom eingekochten Wein!
    »Macht es dir was aus, wenn wir uns ein anderes Mal wieder treffen?«, hatte ich Fritz peinlich berührt durch die Badezimmertür gefragt, der offensichtlich mehr als erleichtert war, die Biege machen zu können. Zur Vorsicht googelte ich meine Symptome nach, nur um alles auszuschließen. Natürlich war es der Wein gewesen, der sich hartnäckig an meinen Zähnen hielt, anscheinend war ich eine der wenigen Menschen, bei denen die Zähne derart reagierten. Helene und ich kicherten noch amüsiert, als Valentin zurück an unseren Tisch kam.
    »Und worüber lachen Hanni und Nanni so?«
    »Nichts!«, kam es synchron von uns beiden wie aus der Pistole geschossen.
    Maxi und Nele wollten vor der Hütte eine Schneeballschlacht veranstalten und zogen Helene mit raus. Valentin bestellte Espresso für uns. Wir unterhielten uns völlig normal über dies und das. Plötzlich war es ganz einfach und natürlich, sich zu unterhalten. Anfangs ging es um belanglose Themen, aber nach und nach wurde das Gespräch persönlicher. Valentin erzählte, wie schlimm seine Beziehung mit Jutta gewesen war, die ständige Unzufriedenheit, die ewigen Streitereien und Vorwürfe, dass er und Nele sie abhalten würden, ihren Traum zu leben.
    »Wieso hast du dich eigentlich damals in sie verliebt?« Kaum hatte ich diese indiskrete Frage gestellt, bereute ich es schon. Valentin würde sich vermutlich sofort wieder verschließen und meine Neugierde mit einer Unverschämtheit strafen. Wie konnte ich nur so ein Trampel sein, unsere erste friedliche Unterhaltung hatte genau fünfzehn Minuten gedauert.
    »Sie war mal anders, natürlich, voller Ideen und Lachen, wollte Psychologie

Weitere Kostenlose Bücher