Heute morgen und fuer immer - Roman
uns allen Spaß. Es war aber auch herrlich in der Sonne mit der klaren Luft und dem wunderschönen Bergpanorama, eine Auszeit für die Seele.
»Lasst uns mal 'ne Pause machen! Wir nehmen die Gondel nach oben, ich kenn da eine gemütliche Hütte, die machen die besten Kasspatzen überhaupt!«, schlug Valentin vor, was alle dankbar annahmen.
In der Gondel lächelte Valentin oder sein Klon mich an. Mann, hatte der schöne Zähne ... und lächeln konnte er, wenn er denn mal wollte, dass es einen umhaute. Ich war total verunsichert. Valentin und ich hatten in den letzten Wochen eine Art Umgang miteinander gefunden, den ich als »leben und leben lassen« bezeichnen würde. Bis heute wusste ich nicht, weshalb er mich unsympathisch fand, aber wir hatten uns eine höflich distanzierte Art angewöhnt, auch wenn er ab und zu noch einen Spruch vom Stapel ließ und ich dann konterte. Mit dieser plötzlichen Harmonie war ich überfordert. Als er dann auch noch begann zu fragen, wie meine Bewerbung am Konservatorium laufen würde, konnte ich nicht anders.
»Ich bin verwirrt, woher das plötzliche Interesse? Und dabei so freundlich, wo ist der Haken? Soll ich was unterschreiben oder dir 'ne Niere spenden?«
Valentin lachte. »Sei doch froh, ich hab eben oft viel um die Ohren, und hier draußen bin ich entspannt!«
Ich vermied darauf herumzureiten, dass er ansonsten alle anderen sehr nett behandelte, egal wie viel Stress er hatte, außer mir.
»Na, dann sollten wir uns in Zukunft besser immer im Schnee treffen«, grinste ich zurück.
Gut gelaunt stiegen wir aus der Gondel und marschierten hinter Valentin her Richtung Hütte. Das dauerte zwar eine Weile, aber dafür lag sie nicht direkt an der Piste und schien ein Geheimtipp zu sein. Urgemütlich lag die Hütte vor uns ... als ob Heidi und Ziegenpeter gleich höchstpersönlich die frische Milch servieren würden. Noch dazu hatte man einen unfassbar schönen Blick ins Tal auf ein winziges Bergdorf, das sich in die Talsohle einfügte.
»Manchmal stell ich mir vor, wie es wohl wäre, in so einem kleinen Dorf abseits von all dem Großstadttrubel im Einklang mit der Natur zu leben. Raus aus der Anonymität, hinein in eine Gemeinschaft, wo jeder jeden kennt«, sinnierte ich verträumt vor mich hin.
»Als ob du das eine Woche aushalten würdest, ohne Großstadt und in einem Dorf, wo man nach der Scheidung wieder Bruder und Schwester ist«, frotzelte Valentin und schob mich und die anderen in die Hütte, die aus einfachem dunklen Holz gebaut war. Im Innenraum stand ein großer grüner Kachelofen, um dessen Eckbank rote Kissen ausgelegt waren. Auf den langen Holztischen standen kleine Vasen mit Moos und allerlei Deko aus dem Wald. Helene war begeistert, ich auch. Als dann noch der Duft der Kasspatzen durch die Hütte waberte und die Wirtin erst selbst gebackenes Bauernbrot und dann den hauseigenen Apfelsaft auftischte, fühlte ich mich wie im Paradies. So lecker hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. Max und Nele waren vom Üben so hungrig, dass sie, ohne zu sprechen, selig ihr Essen verspachtelten.
Als Valentin dann aufs Klo verschwand und Nele und Maxi es sich auf der Ofenbank bequem machten, legte Helene los: »Was für ein spannender Mann! Und der ist Single?!? Das kann unmöglich der Valentin sein, von dem du erzählt hast. Der ist doch irre charmant, auch zu dir!«
Drehten denn heute alle durch? Meine Schwester, die nie einen Typen gut fand, stand ausgerechnet auf Valentin, der aus welchem Grund auch immer - die »Frische Luft und der Schnee tun so gut«-Nummer nahm ich ihm nicht ab - plötzlich zu Mr. Charming mutierte.
»Glaub mir, der ist sonst echt anders, oder soll ich jetzt ein Doppeldate arrangieren?«
Helene kicherte albern.
»Warum nicht, wäre doch sehr praktisch, oder? Zwei Brüder und zwei Schwestern? Da hätten wir zu Weihnachten keine Probleme, vielleicht haben sie ja noch 'nen verwitweten Opa für Omi!«
Ich zeigte Helene 'nen Vogel.
»Ja, und vielleicht haben wir für dich gleich mal 'ne Valium zum Runterkommen, Schwesterherz? So kenn ich dich ja gar nicht!« Helene fand nie einen Mann gut! Was hatte ich schon für Versuche gestartet, Dates arrangiert oder vielversprechende Bekannte zufällig zu einem Treffen dazugebeten. Immer fand sie etwas, was ihr nicht passte; sie hatte aber auch ein Händchen, an Typen zu geraten, die erst mal ganz normal schienen, aber dann ... Andreas zum Beispiel, netter Kerl, bodenständig. Das erste Treffen war gut
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