Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
Vom Netzwerk:
optisch nach meinem Vater geraten, während ich mit den roten Locken meiner Mutter bis aufs Haar glich. Früher hatte Helene mich um meine vielen Haare beneidet und ich sie um ihre glatten blonden. Zu meiner Pubertät war Glätten noch nicht geläufig, sodass ich mich mit meinen Haaren abgefunden hatte. Helene hingegen versuchte alles, um die feinen Haare aufzuplustern. Stützwelle, Volumenshampoos, Lockenwickler und last but not least Extensions! Für diesen teuren Spaß hatte sie sich Echthaar aus Indien bestellt - was ich moralisch so was von daneben fand, sie übrigens auch, denn ich musste schwören, es niemandem zu verraten -, um dieses Echthaar dann blondieren und sich in einer Mammutsitzung reinknüpfen zu lassen. Das Ergebnis sah toll aus, zumindest die ersten Wochen, je länger es jedoch drin war, umso mehr sah man am Ansatz die Knotenpunkte herauswachsen. Dies führte zu einer unschönen Erkenntnis - dies und ihr Freibadbesuch mit einem Jungen, der ihr gefiel, und der beinahe darin endete, dass sie ertrank, weil die Extensions so schwer im Wasser wurden, wie sie gerne mit viel Übertreibung erzählte. Meiner Meinung nach war es eher die Tatsache gewesen, dass besagter Junge die Knoten und falsche Haarpracht im nassen Zustand schnell entlarvt hatte. Mein Telefon klingelte immer noch, Jasper sang schon den »Golden Girls«-Song mit.
    »Omi, das ist ja witzig, wir haben im Moment über dich gesprochen!«
    Omi war außer Atem und klang nicht zu Scherzen aufgelegt.
    »Wir haben einen Wasserrohrbruch. Einer der Gäste hat die Heizung komplett ausgestellt, und jetzt ist das Rohr geplatzt! Drei Zimmer stehen unter Wasser, und die Decken sehen aus! Eine Katastrophe!«
    Das durfte doch nicht wahr sein! Leider waren die Heizungen und Rohre im Waldhaus alt. Wenn jemand bei Minusgraden die Heizung ausschaltete, konnte das Wasser in den Leitungen gefrieren und die Rohre platzen lassen. Aus diesem Grund klebte im Winter immer ein Zettelchen neben der Heizung, dass diese immer auf null oder eins eingestellt sein musste, um das Einfrieren zu vermeiden. Man sollte es nicht glauben, aber es gab Frischluftfanatiker, die selbst im tiefsten Winter die Heizung ausstellten und das Fenster aufrissen.
    »Ich komme sofort!«
    Jasper begleitete mich. Auf dem Weg gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Wurde so ein Wasserschaden von der Versicherung übernommen? Wenn ja, von welcher, der Hausrat? Wie lange dauerte es wohl, bis so ein Schaden überhaupt behoben war, und wie teuer wurde das? Wie lange würden die Zimmer nicht an Gäste vermietet werden können? Musste gar das ganze Hotel geschlossen werden?
    Im Waldhaus angekommen, wartete Omi bereits nervös an der Tür und führte uns durch die Zimmer. Mein Magen krampfte sich zusammen: Die Zimmer sahen wirklich schlimm aus. Das Wasser stand auf dem alten wertvollen Parkett, die Teppiche waren eingesaut, die Decken völlig nass. Rinnsale liefen über die alten verzierten Tapeten, die langsam aber sicher aufweichten, es herrschte völliges Chaos, und es brach mir das Herz, das Waldhaus so zu sehen. Omi auch, ihre leuchtenden Augen, die es sonst so schwer machten, ihr wirkliches Alter zu erraten, wirkten fahl und leer. Auch das Rot war aus ihren Wangen gewichen, und sie wirkte erschöpft. »Gut, dass das Opa und deine Eltern nicht mehr erleben müssen. Und gut, dass sie nicht mehr mitbekommen, wie es finanziell um das Waldhaus steht. Furchtbar enttäuscht wären sie, dabei gebe ich mir alle Mühe, die Gäste kommen auch, es ist immer voll, und trotzdem stehen wir schlecht da, durch die Reparaturen und gestiegenen Kosten! Und ausgerechnet jetzt auch noch dieser Rohrbruch, so kurz vor Weihnachten, die Zeit mit den höchsten Einnahmen des Jahres.«
    Tröstend nahm ich Omi in den Arm. »Opa, Mama und Papa wären bestimmt stolz, mit wie viel Kraft du das hier schmeißt, und an den Reparaturen und Kosten hätten sie auch nichts ändern können, aber sie würden bestimmt wollen, dass wir jetzt nicht den Kopf hängen lassen. Ich schau mir gleich mal die Versicherungspolice an und besorge dir 'nen Sachverständigen!«
    Sie nickte erleichtert und ging wieder zur Tür, wo bereits die Feuerwehr stand, um das Wasser aus den Zimmern zu pumpen. Jasper fand die Aufregung und das Chaos spannend. Sosehr ich es sonst mochte, dass er Dinge spielerisch nahm, sosehr störte es mich jetzt. Für meinen Geschmack nahm er das völlig unangebracht auf die leichte Schulter. Fragen an die Feuerwehr, ob er auch

Weitere Kostenlose Bücher