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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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an die Hand nehmen und ihr durchs Leben helfen oder durch den nächsten Klamottenkauf ...
    »Das wird schon wieder, Frau Seliger, machen Sie sich keine Sorgen!«
    Beruhigend tätschelte ich die fliederfarbene Rüschenbluse und nicht Frau Seliger, denn die Puffärmel waren so gestärkt und abstehend, dass ich nicht bis zur Schulter vordrang.
    »Gut, dass das Ihre Eltern nicht mehr mitbekommen müssen!« Sie schniefte in ihr besticktes Taschentuch. Gab es wirklich noch bestickte Taschentücher? Wenn noch einer meine Eltern ins Spiel brachte und rumheulte, würde ich sauer werden. Papa hätte bestimmt nicht das Handtuch geworfen und eine Lösung gefunden, und Mama hätte ihn dabei tatkräftig unterstützt, und sie wären trotz alledem optimistisch geblieben, wie es ihre Art war.
    »Frau Seliger, wo sind denn die Versicherungspolicen, könnte ich die mal bitte sehen?«
    Sie nickte und ging demutsvoll vor. Sie händigte mir die Police aus, mit der alles in Ordnung schien und die zum Glück auch bezahlt worden war. Ich setzte mich mit der Hotline in Verbindung. Die Versicherung versprach, einen Sachverständigen zu schicken, um den Schaden zu schätzen, die Klempnerfirma war bereits alarmiert und unterwegs. Beherzt ging ich zur Bar und schenkte Omi und mir einen Marillenschnaps ein, den sie nur zu gerne trank. Langsam kehrte das Rot in ihre Wangen zurück. So gut ich konnte, sprach ich ihr Mut zu und versprach gegen Abend noch mal vorbeizuschauen. Helene hatte Dienst und konnte nicht kommen, war aber, als ich mit ihr telefonierte, auch ganz mitgenommen. Sie hing genauso am Waldhaus wie ich, zwar konnte sie nicht finanziell helfen, aber wann immer sie eine freie Minute hatte, war sie dort und packte mit an.
    »Komm, wir gehen jetzt erst mal eine Runde im Englischen Garten Luft schnappen, und dann trinken wir 'nen Glühwein auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt und essen Schmandbrot mit Lauch und Speck auf den Schreck! Ha, das reimt sich ja!«, lachte Jasper und zog mich nach draußen. Wir gingen vorbei am Chinesischen Turm, vorbei am Japanischen Teehaus, wo im Sommer jeden Samstag Teezeremonien stattfanden, vorbei an der Residenz Richtung Odeonsplatz zum Platzl, wo jedes Jahr ein original mittelalterlicher Weihnachtsmarkt aufgebaut war. Es gab Met, besagtes Schmandbrot, Glühwein und allerlei Kunsthandwerk. Die Verkäufer trugen mittelalterliche Gewänder, und eine Gruppe von Musikanten spielte auf mittelalterlichen Instrumenten auf. Eine gute Ablenkung, aber nur so lange, bis plötzlich eine attraktive Frau Mitte dreißig Jasper um den Hals fiel, sich wie eine Ertrinkende an ihn klammerte und theatralisch rief: »Wo hast du nur gesteckt? Man sieht dich ja überhaupt nicht mehr! Und eine neue Handynummer hast du wohl auch!«
    Leider kannte ich das inzwischen nur zu gut, es gab keine Frau im gebärfähigen Alter, die nicht in irgendeiner Weise mit Jasper schon verbandelt gewesen war. An jeder Ecke, in jedem Restaurant stürzte sich irgendeine Frau auf ihn, im besten Fall voller Freude, im schlimmsten ziemlich sauer, und ich stand immer daneben und wartete ergeben ab, bis das Theater vorbei war.
    »Gerüchte sagen, du hast jetzt eine feste Freundin? Stimmt das? Angeblich eine bekannte Pianistin?«
    Blondi schien nicht die Hellste und auch nicht die Schnellste zu sein, zumindest hatte sie noch nicht mitbekommen, dass ich nicht zufällig neben Jasper stand oder als Begleitschutz fungierte. Jasper bejahte freudig das Gerücht und stellte mich stolz vor.
    Freundlich lächelte ich sie an. Vielleicht ließ sich so das Eis brechen, schließlich wollte ich ja nicht gleich die genervte Freundin geben, sondern souverän mit der Situation umgehen. Blondi musterte mich ohne Scheu ziemlich dreist von oben bis unten und stellte erneut fest, als ob ich nicht da wäre: »Rothaarig also! Na, hätte ich mir denken können, dass du was Besonderes willst. Sieht ja gut aus, muss man dir lassen!«
    Okay, das war der Moment, in dem ich nicht mehr vornehm schweigen musste und dem Vorurteil, dass Rothaarigen schnell das Temperament durchgeht, gerne Folge leistete.
    »Äh, hallo? Ich existiere wirklich und kann Sie gut und deutlich hören. Es freut mich, wenn Sie mich für gutaussehend befinden, aber die Viehschau wäre dann an dieser Stelle für Sie beendet!« Ich lächelte gequält, bemüht, nicht ganz auszuticken. Blondi schaute mich überrascht an; dass ich sprechen konnte und mich nicht als Jaspers Anhängsel ruhig an seinem Arm verhalten

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