Heute morgen und fuer immer - Roman
würde, hatte sie wohl nicht erwartet. Wieder verhielt sie sich, als ob ich nicht anwesend wäre, und sprach nur zu Jasper.
»Hui, ganz schön zickig, deine neue feste Freundin! Ist die immer so?«
Nein, aber bald würde sie so werden, wenn alle naselang Frauen Japser so behandelten, als sei er Allgemeingut! Eigentlich erwartete ich von Jasper eine Antwort wie: »Nein, ist sie nicht, aber wenn ihr jemand so dermaßen dumm kommt, ist das die einzig richtige Reaktion. Du hast sie gehört, lass uns bitte alleine!«
Stattdessen wehrte er lachend ab und gab der Gans im Ernst VOR MEINEN Augen auch noch seine neue Handynummer, um sich mal auf 'nen Kaffee zu treffen! Meine Gesichtsfarbe musste meiner Haarfarbe gleichen, so sauer war ich. Jasper verstand die Aufregung nicht, Sandy sei doch total harmlos und könne mir nicht im Geringsten das Wasser reichen. Man könne uns ja überhaupt nicht vergleichen, und ich müsse mir keine Gedanken machen, er fände sie null gut!
Nach Luft schnappend rief ich: »Sag mal, kapierst du es nicht?! Ich erwarte, dass du mich verteidigst, damit ich das nicht machen muss, und du ihr nicht stattdessen deine neue Handynummer gibst!«
Jasper verstand das alles nicht, schließlich habe er mich doch vorgestellt als seine feste Freundin, was es zuvor noch nie gab. Mehr könne ich wirklich nicht verlangen. Zum ersten Mal kamen mir ernsthafte Zweifel, ob Jasper, der wie ich, wenn auch aus anderen Gründen, noch nie eine lange Beziehung mit seinen achtunddreißig Jahren geführt hatte, auf Dauer beziehungstauglich war oder ob er immer der unbeschwerte Kindskopf bleiben würde. Vielleicht war aber auch alles heute ein wenig viel gewesen, die Sorgen um das Waldhaus ließen mich einfach nicht los. Nach dem zweiten Glühwein ging ich nach Hause und beschloss erst mal eine Nacht über alles zu schlafen.
Kapitel 6
Die Brauhexe
»Wenn du etwas wissen willst, einfach fragen, gell!« Georg platzte fast vor Stolz. Schließlich war die altehrwürdige Brauerei Maienstein bereits seit einigen Jahrhunderten in Familienbesitz. Bislang hatte ich das Anwesen immer nur besucht, wenn der Betrieb ruhte, heute aber nahm Papa Georg mich an die Hand und führte mich exklusiv durch das Brauereiimperium. Wir begannen in einem der Gebäude, das mit einem Turm versehen war und von außen wie eine kleine mittelalterliche Burg ausschaute. Überall standen weiße Säcke mit Getreide herum, es roch nach Malzbonbons, große Becken, in denen gereinigte Gerstenkörner unter Zufuhr von Wasser und Sauerstoff zum Weichen gebracht wurden, waren in den Boden eingelassen.
»Das ist unsere Mälzerei. Heutzutage ist es ungewöhnlich, wenn eine Brauerei ihr Malz noch selber herstellt, aber nur so wissen wir, dass die Qualität stimmt. Das Wasser zum Beispiel ist immer Frischwasser aus unseren eigenen Brunnen. Und wir haben eine hervorragende Wasserqualität«, erklärte Georg, während ich beeindruckt die Mengen Gerste auf ihrem Weg zur Malzherstellung betrachtete. Danach wurde sie zum Keimen in riesige Becken verfüllt, für sechs Tage, wie Georg mir erklärte, was wohl wichtig war, um das beste Ergebnis zu erzielen. Zum Darren, was eine Art Trocknungsprozess ist, kam das Getreide in den Malzturm, deshalb war das Gebäude mit diesem Turm gebaut, nicht weil er hübsch aussah. Hier hatte tatsächlich alles eine Funktion. Beim Rundgang durch die Mälzerei trafen wir immer wieder auf geschäftige Arbeiter, die freundlich grüßten und teilweise neugierig guckten, wer wohl die rothaarige Frau an Georgs Seite war.
»Die denken wahrscheinlich, ich habe eine Brauhexe dabei!«, machte Georg einen Witz, den ich erst nicht verstand, aber Georgs Ausführungen ließen keine Fragen offen.
»Auf Brauhexen wurde im Mittelalter die Schuld geschoben, wenn das Bier misslang. Damals wurde viel Bier getrunken, es galt sogar als geeignetes Getränk für Kinder, da es im Gegensatz zum damaligen Trinkwasser keimfrei war. Außerdem war der Alkoholgehalt um einiges geringer als heute, und Bier galt als wichtige Nahrungsergänzung, wegen seines hohen Kaloriengehalts. Im Mittelalter legten die Brauer oft Kräuter um den Sudkessel, um böse Geister fernzuhalten.« Georg zwinkerte mir belustigt zu. »Und da viele mangelnde Erfahrung und schlechte Fertigungstechniken hatten, war das Bier oftmals ungenießbar. Natürlich musste daran jemand anderes schuld sein, und da half der Aberglaube! Schuld hatten die Bierhexen oder Brauereihexen. Eine einfache Lösung,
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