Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
Vom Netzwerk:
ich weiter Gefühle für ihn hatte, gab es nur eine Konsequenz, mich von Jasper zu trennen und beide nie wieder zu sehen. Zuerst aber musste ich mich um meine Hand kümmern. Wie war das, ein Unglück kommt selten allein? In meinem Fall kam es wohl eher im Doppelpack. Ich riss mich zusammen, ließ mich von Helene noch einmal fest drücken und machte mich auf den Weg in die Privatklinik von Professor Eichmüller.
    Was immer auch Professor Eichmüller tat, er schien es gut zu machen, denn die Privatklinik sah schweineteuer und sehr luxuriös aus. Helene hatte läuten gehört, dass er weltweit einen außergewöhnlichen Ruf genoss und sogar Scheiche samt Entourage einflogen, um sich von ihm operieren zu lassen. Ich sprach am Empfang vor, der eher an eine Hotelrezeption erinnerte, und wurde in den modernen Bau aus Glas und Marmor eingelassen. Überall hingen Fotos, auf denen ein noch relativ junger Arzt Anfang vierzig mit exakt geschnittener Kurzhaarfrisur und sehr gepflegtem Äußeren strahlend und händeschüttelnd mit Prominenz aus Politik, Sport und Kunst abgebildet war. Bescheidenheit schien schon mal nicht seine hervorstechende Eigenschaft zu sein, gebleichte Zähne schon eher. Denn schon stand mir besagter Arzt der Fotoserie gegenüber, entblößte seine schneeweißen Zähne, während er sich als Professor Eichmüller vorstellte, und schob mich dynamisch in sein Sprechzimmer, wobei Sprechpalast es besser traf, zumindest konnte er hier ohne Probleme seine Golfstunden in der Mittagspause nehmen.
    »Was haben wir denn?«, fragte er mich mit eingeübt mitfühlender Stimme, die er bestimmt mit einem Coach trainiert hatte. Seufzend gab ich ihm die Ergebnisse der Elektromyografie, mit der Dr. Weber final festgestellt hatte, dass es wirklich ein Karpaltunnelsyndrom war. Sofort betrachtete er die Unterlagen eindringlich, während er weiter smalltalkte. Multitasking auf höchster Ebene ...
    »Sie wissen, dass es eine absolute Ausnahme ist, dass ich Sie so schnell behandle? Aber für den alten Weber mache ich so einiges. War bei ihm Assistenzarzt. Woher kennen Sie ihn?« Eichmüller war bestimmt beim Bund gewesen, so zackig und geübt, wie er abfragte ...
    »Meine Schwester ist Krankenschwester und arbeitet ab und zu mit ihm.«
    »Aha, das Bodenpersonal ... Typisch Weber, hatte schon immer 'ne soziale Ader. Sammelt der immer noch regelmäßig für die Ukraine und fährt im Urlaub hin, um umsonst zu behandeln und sich sein Plätzchen im Himmel zu reservieren?«
    Professor Eichmüller stellte eher rhetorische Fragen, wie mir schnell klar wurde.
    »Und Ihre Schwester ist also Krankenschwester, ja? Sind Sie denn dann überhaupt privat versichert?«
    Das war dann wohl die erste Frage, auf die er wirklich eine Antwort erwartete.
    »Ja, bin ich!«
    Erleichtert schaute er mich an, und mit einem Mal schien er mich zu erkennen. Das passierte oft in sogenannten Akademikerkreisen, die etwas auf sich hielten und ab und zu ins Klassikkonzert gingen, weil das nun mal dazugehörte wie das tägliche Kreuzworträtsel in der »FAZ«.
    »Kennen wir uns?«, versuchte er mich einzuordnen.
    »Ich bin Pianistin, vielleicht gehen Sie ab und zu ins Konzert?«
    Er schlug sich auf die Stirn.
    »Ja natürlich, die rote Clara! Ich hab Sie schon öfter gehört. Den Rotschopf hätte ich eigentlich gleich erkennen müssen. Dann kennen Sie ja auch sicherlich Amelie Fischer. Ihr zukünftiger ist ein enger Freund von mir. Wir waren gemeinsam im Internat und gehen gemeinsam Segeln und zur Jagd. Ganz bezaubernd, ihre Kollegin Amelie. Sind Sie befreundet?«
    Mist! Wo war ich gelandet? Wieder einmal verfluchte ich die Tatsache, dass München ein Dorf war und jeder jeden kannte. »Wir kennen uns auf alle Fälle schon sehr lange. Befreundet würde ich das aber nicht nennen.«
    Professor Eichmüller pfiff durch die Zähne.
    »Sie sind Konkurrentinnen, ich verstehe.«
    Dass er verstand, was Konkurrenz war, glaubte ich ihm aufs Wort. Hier galt doch die ärztliche Schweigepflicht? Ich sah nirgendwo einen hippokratischen Eid hängen, wie war das eigentlich in einer Privatklinik?
    »Ich fasse zusammen. Wir sollten Sie so schnell wie möglich operieren, das duldet keinen Aufschub, meine Liebe, sonst wird das nichts mehr mit dem Geklimper. Ich würde vorschlagen, Sie kommen nächsten Dienstag früh, nüchtern. Das ist eine ambulante OP, Sie können danach wieder nach Hause, und dann war's das erst mal mit Spielen für mindestens zwei Wochen.«
    Und danach, was war danach? All

Weitere Kostenlose Bücher