Heute morgen und fuer immer - Roman
mit unseren Stammgästen?«
Die wollte ich auf keinen Fall vertreiben und durch neue Gäste ersetzen, die am Ende mit Amelies Mutter befreundet waren oder zumindest zum selben Friseur gingen.
»Bin ich vorhin durchgegangen. So viele sind das nicht, und denen kannst du ja ihre jahrelange Treue danken, indem du für sie die Preise gleich lässt. Das solltet ihr euch leisten können, solange sie nicht wochenlang einziehen.«
Im Moment konnten wir uns gar nichts leisten, mir war auch noch nicht klar, wie das alles funktionieren sollte. Valentin sprach von der Rundumerneuerung der Fassade, neuen Bädern im Haus, gestrichenen Wänden, Abschleifen und Ölen der Böden, neuen Möbeln, einem Spabereich im Keller, einem Weinkeller, in dem man Weinproben abhalten konnte - groß genug war der Bereich und bislang nicht benutzt worden -, und er schlug vor, den Gartenschuppen, der bislang nur zur Aufbewahrung der Gartenutensilien genutzt wurde, in ein richtiges kleines Gästehaus umzubauen, mit einer Suite, eigenem kleinen Wohnzimmer mit Kamin, Bad mit Wellness und Saunabereich. Das ideale Nest für verliebte Paare. Als ob das noch nicht genug wäre, schlug er vor, einen Pool zu bauen, der vom Spabereich in den Außenbereich führte und den man auch im Winter nutzen konnte. Das alles malte er mit Begeisterung in den leuchtendsten Farben, dass ich alles bildlich vor mir sehen konnte. Es gab nur ein Problem. Wir standen mit dem Rücken finanziell zur Wand, wie sollten wir das alles finanzieren?
»Keine Angst, das passiert nicht alles sofort, sondern über einen längeren Zeitraum. Wir machen einen Stufenplan, der sich über drei Jahre erstreckt. Im ersten Jahr, also jetzt, setzen wir nur Sachen um, die unbedingt gemacht werden müssen oder leicht umsetzbar sind, sprich die Klavierabende, neues Menü und eben Schönheitsreparaturen. Ein bis zwei Behandlungskabinen des künftigen Spas können wir in diesem Jahr noch einbauen, das große Spa mit Pool folgt im nächsten Jahr, Phase zwei. Und was wir in der dritten Phase machen, erklär ich dir drin weiter!« Valentin lachte und klang überhaupt nicht ängstlich. Wir gingen in den Salon, wo Hubertus bereits eingeheizt hatte und jedem von uns eine Tasse warmer Schokolade brachte, mit Sahne.
»Was wir auf alle Fälle sofort nutzen werden, bist du! Du stehst für die perfekte Verbindung von Klassik, Traditionen und modernem Leben, aber eben mit Herzlichkeit und Bodenständigkeit. Das wird die Menschen und vor allem die Journalisten ansprechen. Eine schöne, begabte Frau, die ein ebenso schönes wie besonderes Hotel in München führt.«
Die Schokolade schmeckte wirklich lecker, Hubertus hatte echte Schokoraspeln auf die Sahne gestreut, die langsam schmolzen und sich mit der Sahne vermischten. Mir leuchtete alles ein, was Valentin sagte, auch das mit mir und meiner Popularität, allerdings war mir immer noch nicht ganz klar, wie das funktionieren sollte.
Valentin sah mich ernst an. »Vertraust du mir?«
Zum ersten Mal sah ich keinen Spott, keine Ironie oder Distanz in seinem Blick, ich spürte, das Thema war ernst. Anstatt zu antworten, nickte ich nur.
»Gut, dann werden wir Folgendes machen. Ich schreibe euch den Businessplan mit all den Dingen, die wir besprochen haben, wie viel investiert werden muss, was die Preiserhöhungen und zusätzlichen Veranstaltungen reinspielen werden und wann ihr den Break Even erwarten könnt.«
Was war denn ein Break Even, und was meinte er mit zusätzlichen Veranstaltungen? Geduldig erklärte mir Valentin, dass ein Break Even der Moment war, ab dem man schwarze Zahlen schrieb, das musste innerhalb des festgelegten Zeitraums des Businessplans geschehen. Und mit Sonderveranstaltungen meinte er alles, was zusätzlich Geld brachte, also wo Menschen, ohne zu übernachten, die Kasse füllten, wie z. B. bei einer Weinprobe, der Nutzung des Tagesspa, des Friseurs, Massagen, Konzertabende, Empfänge etc. Alles, was wir bislang nicht machen konnten.
»So, und wenn der Businessplan steht, gehen wir damit zur Bank, die uns hoffentlich das Geld geben wird, damit wir all das umsetzen können!«
Ich hörte nur Bank und Geld und wurde sofort nervös.
»Wir haben noch nie Schulden gemacht, sondern immer nur das umgesetzt, was wir auch bezahlen konnten.«
Valentin fuhr mir lächelnd über den Kopf, wie das früher meine Grundschullehrerin gerne tat, wenn ich in Mathe was nicht gleich verstand.
»Dann wird's höchste Zeit, das zu verändern. Es gibt für alles
Weitere Kostenlose Bücher