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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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sagst, ich werde ihr und ihrer Familie helfen. Sie sind in Not, und Clara ist eine Freundin der Familie.« Jutta schien die Antwort nicht gefallen zu haben, denn Valentin rief nur noch ein beherrschtes »Das kann ich auch nicht ändern. Lern damit fertig zu werden!« und legte auf.
    Was die neuen Ideen anging: Einige Sachen hatte ich bereits selbst in Angriff genommen, die Druckerei angerufen für das Programm unserer neuen Klavierabende, die ich mit genügend Vorlauf plante, damit meine Hand bis dahin geheilt war. Jetzt musste ich mir nur noch mit der Küche ein neues Menü für den herausragenden Wein ausdenken, den Valentin uns geschenkt hatte.
    Die Titelmelodie der »Golden Girls« riss mich aus meinen Gedanken. Omi meldete sich aus dem Allgäu und wollte wissen, wie alles lief.
    »Bestens, Omi, hab alles im Griff, mach dir keine Sorgen!«, log ich, dass sich die Balken bogen. Das Einzige, was ich im Griff hatte, war der Kugelschreiber, mit dem ich mir Notizen machte, ansonsten sah ich noch nirgends auch nur den Anfang eines Lichtstrahls am Ende des Tunnels. Aber Omi gegenüber ließ ich mir nichts anmerken ...
    »Brauchen Sie mich noch, Frau Herbst? Ich würde sonst Feierabend machen.«
    Frau Seliger, das Mauerblümchen mit dem heißen Schnappatmungsfreund, klopfte schüchtern an. Obwohl ich sie zurzeit jeden Tag sah und wir gleich alt waren, konnte ich mir bei ihr noch immer nicht vorstellen, »Du, Susanne, ich bin die Clara, lass uns das Siezen vergessen« zu sagen und mit ihr aufs Du anzustoßen. Kurz schaute ich von meinem Wust Unterlagen hoch, überlegte und schüttelte dann den Kopf.
    »Nein, gehen Sie ruhig nach Hause, ich hab erst mal mit der Bestandsaufnahme und dem anderen Kram zu tun, aber morgen würde ich gerne mit Ihnen durch die Buchhaltung, Bilanzen und Steuern gehen. Leider habe ich davon nicht viel Ahnung, aber Valentin Maienstein wird uns auch dabei tatkräftig unterstützen. Im Moment arbeitet er noch am neuen Businessplan für uns.«
    Frau Seliger nickte freundlich und wollte gerade zur Tür hinaus, da fiel mir ein, dass ich jetzt ja so was wie Omis Vertretung war, und wenn ich auch keine Ahnung von Management und Personalführung hatte, schien mir ein persönliches Wort angebracht.
    »Wir bekommen das wieder hin, Frau Seliger. Wenn wir alle zusammenhalten und schauen, wo wir sparen können, neue Gäste und zusätzliche Angebote kreieren können, schaffen wir das. Ich zähl auf Sie, schließlich sind Sie seit Jahren bei uns und kennen sich zum Glück richtig gut aus.«
    Frau Seliger seufzte tief auf, wenn mich nicht alles täuschte, stiegen ihr sogar Tränen in die Augen. Schnell stand ich vom alten Mahagonischreibtisch in Omis Arbeitszimmer auf und nahm Frau Seliger in den Arm.
    »Glauben Sie mir, auch ich bete, dass alles wieder gut wird!«, antwortete sie mit ihrer leisen Stimme.
    Beruhigend tätschelte ich ihre korallenfarbene Polyesterbluse und fragte mich im selben Moment, wo um alles in der Welt man solche Teile kaufen konnte. »So, jetzt fahren Sie mal nach Hause und machen sich einen schönen Abend mit Ihrem Freund, und morgen legen wir mit vereinten Kräften los.«
    Bei der Erwähnung ihres Freundes leuchteten die Augen auf, kein Wunder, würden sie bei mir auch, wenn ich so ein Leckerchen an Land gezogen hätte. Frau Seliger ging, und ich setzte mich wieder an den aus Holz gearbeiteten Bürostuhl, der durch das dicke Kissen, das Oma aufgelegt hatte, sehr bequem wurde. Vom Schreibtisch aus hatte ich einen tollen Blick in den verschneiten Park, die Tischleuchte warf einen heimeligen Schein auf die Unterlagen, die Einbauregale mit all den Ordnern wirkten fast wie eine Bibliothek. Die gerahmten Familienfotos, die auf Omis Tisch standen, erinnerten mich daran, weshalb ich hier saß, nämlich um unser Zuhause, Omis und das Lebenswerk meiner Eltern zu retten. Langsam trank ich den Milchkaffee, den mir Hubertus mit etwas Gebäck hingestellt hatte, und dachte nach, als Hubertus, ohne anzuklopfen, ins Büro gestürmt kam.
    »Hast du das Geräusch eben gehört?«
    Nein, hatte ich nicht.
    »Eine Dachlawine ging runter, und dabei sind einige Ziegel mit runtergekommen und hätten fast Frau Seliger getroffen, die gerade in ihr Auto steigen wollte.«
    Um Himmels willen! Sofort ließ ich alles stehen und liegen und rannte Hubertus auf die Straße nach. Frau Seliger war zum Glück mit dem Schrecken davongekommen, die zerbrochenen Ziegel und Teile der Lawine lagen auf dem Gehweg. Was für ein

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