Heute morgen und fuer immer - Roman
und bestens organisiert war. Anerkennend nickte er Luisa zu.
»Das ist also dein Reich? Sieht gut aus! Hast du Lust, dir ein paar neue Menüs auszudenken? Clara und ich würden uns gerne später mit dir zusammensetzen, ja?«
Luisas rundes Gesicht leuchtete auf. Natürlich hatte sie Lust, sich neue Menüs auszudenken, und dass sie auch noch gefragt wurde, freute sie ungemein. Hubertus, der gerade ein Tablett mit gebrauchtem Geschirr in die Küche trug, rief uns zu: »Frau Seliger kommt heute nicht, sie ist krankgeschrieben, die ganze Woche!«
Oje, die Arme hatte wohl doch einen größeren Schock gehabt als angenommen. Ich würde ihr gleich Blumen schicken.
»Dann zeig mir mal, wo ihr Reich ist, damit wir die Dachdecker-Firma anrufen können!«, sagte Valentin energisch und stand auf. Ich ging voran in die Buchhaltung, die im ersten Stock lag, und schloss auf. Frau Seliger hatte sich ihr Büro so eingerichtet, wie es auch in ihrem Kleiderschrank aussehen musste, eine Ansammlung an Geschmacklosigkeiten. Wo bekam sie denn diese Spitzendeckchen und Glasfiguren nur her? Gab's das auf den Shoppingsendern, oder wurde so was im Setzkasten von Generation zu Generation weitergereicht? Den Fenstersims teilte sich eine Porzellanpuppe mit einem Stoffhund und einer vergoldeten großen Muschel. Auf ihrem Schreibtisch fanden sich mehrere gerahmte Fotos mit ihrem Freund, mich wunderte, dass sie ihn nicht in Starschnittgröße aufgestellt hatte, aber die Herzen an den Fotorahmen waren auch so ganz reizend. Abgesehen von dem unbeschreiblichen Kitsch und dem Katzenbabyposter an der Wand waren alle Unterlagen akribisch geordnet und abgelegt. Frau Seliger könnte theoretisch einen Monat krank sein, und wir würden alle Unterlagen finden, die wir brauchten. Valentin hatte seinen Laptop mitgebracht, mit Tabellen und Berechnungsprogrammen, die für mich wie Hieroglyphen aussahen. Um mich nützlich zu machen, begann ich dem Datum nach die Reparaturrechnung für das Dach zu suchen, und wurde schnell fündig. Die Firma Hauser hatte den Auftrag ausgeführt.
»Ich hab die Telefonnummer. Magst du anrufen?«, fragte ich Valentin, der sich besser mit diesem Gewährleistungszeug auskannte und hundert Mal souveräner klang. Langsam diktierte ich die Nummer, für Valentins Geschmack wohl zu langsam.
»Noch habe ich keine Gicht in den Fingern!«
Valentin wartete, runzelte die Stirn und sah mich erstaunt an. »Wiederhole die Nummer bitte!«
Natürlich konnte ich mir nicht verkneifen, sie extra laaaaangsaaaam zu betonen, worauf er die Augen verdrehte. Okay, an unserem Humorverständnis mussten wir noch arbeiten. Valentin wählte erneut und schüttelte dann verständnislos den Kopf.
»Die Nummer gibt's anscheinend nicht. Google mal bitte die Firma.« Nichts leichter als das. Ich gab Namen und Adresse der Firma ein und gelangte auf eine Homepage der Firma, die mitteilte, dass sie leider aufgelöst worden war. So ein Mist! Das passte zu meiner Pechsträhne.
Valentin überlegte. »Die sitzen ja nicht so weit weg. Ich fahre später vorbei und schau, ob die Firma da noch ist. Die haben bestimmt noch ein paar passende Ziegel, die ich billig bekommen kann, und einen Dachdecker, der das günstig macht, dazu!«
Was würde ich nur ohne Valentin machen! Auf dem Dach rumkraxeln und versuchen, Dachziegel anzubringen? Valentin begann, wie bereits gestern, konzentriert zu arbeiten. Er zog alle möglichen Unterlagen raus, machte Notizen, murmelte das ein oder andere vor sich hin und ließ sich von nichts und niemandem ablenken. In der Zwischenzeit telefonierte ich mit der Druckerei, verschiedenen Schneidereien, die uns extra Schürzen und Kleidung für das Personal im Waldhaus schneidern sollten, und überlegte ein Programm für kommende Klavierabende. Gegen Mittag trafen wir uns mit Luisa, die uns eine kräftige Rinderbrühe mit Fleisch und kleinen Klößen gezaubert hatte. Genau das richtige Essen für einen Wintertag, an dem wir viel arbeiten würden. Bevor Valentin und Luisa sprechen konnten, trug ich meine Idee vor, was das neue Essen im Waldhaus anging. Beide fanden die Vorschläge gut, zumal sie in dieselbe Richtung gedacht hatten. Luisa war in ihrem Element und aufgeregt. Sie legte verschiedene Menüideen vor. Eine klang besser als die andere. Allein vom Zuhören begann mein Speichel zu fließen, auch Valentin schien sehr angetan.
»Luisa, ich würde vorschlagen, dass du uns jeden Abend eines der neuen Menüs kochst. Wir testen gemeinsam, wie es
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