Heute morgen und fuer immer - Roman
schmeckt, und stellen die passenden Weine dazu zusammen. Wann, denkst du, kannst du damit anfangen?«
Luisa überlegte kurz, welche Zutaten sie benötigte.
»Ab morgen Abend ist es kein Problem!«
Valentin lobte sie, was Luisa stolz erröten ließ.
»Ich gebe mein Bestes, an mir soll es nicht liegen!«
Valentin gab ihr spontan einen Kuss auf die Wange, was ihren Kopf in ein Rot tauchte, das dem Chilibund, der über den Messern hing, sehr ähnelte. So motivierte man also die Crew ... Mein BlackBerry machte ein Ping-Geräusch. Ich schaute drauf und hatte es plötzlich sehr eilig! Mein Arzttermin stand an, den hatte ich fast vergessen in dieser Aufbruchstimmung. Valentin wünschte mir viel Glück, das ich gut gebrauchen konnte.
Den ersten Check-up nahm der Herr Professor Eichmüller persönlich vor, danach wurde man an einen normalen Arzt überwiesen. Mir graute vor diesem Termin, wahrscheinlich mit ein Grund, weshalb ich ihn fast verpasst hätte. Die Verdrängung funktionierte perfekt. Jetzt, wo ich wusste, dass Professor Eichmüller quasi ein Sandkastenfreund von Amelies Schleimverlobten war, der unfreiwillig Amelie auf meine Fährte gestoßen hatte, war mein Bedürfnis, ihn zu treffen, minus null. Hinzu kam, dass ich nervös war, was die Heilung meiner Hand anging. Davon hing ab, wie alles weiterging. Mich plagte zudem das schlechte Gewissen, denn anstatt die Hand komplett ruhig zu halten, war ich viel zu aktiv gewesen und hatte gehofft, dass es sich nicht rächen würde.
Jetzt saß ich im Wartezimmer des Halbgottes und wurde von einer seiner Modelkrankenschwestern aufgerufen.
»Wenn Sie mitkommen mögen, Frau Herbst? Professor Eichmüller wäre dann so weit!«
Ich holte tief Luft, sendete ein Stoßgebet gen Himmel und trat mit mulmigem Gefühl ein. Professor Eichmüller lächelte, als er mich sah, und wirkte überhaupt nicht mehr so arrogant und überheblich wie beim ersten Mal. Anscheinend besaß er so was wie ein Gewissen. Ihm musste klar sein, welche Auswirkungen seine Anspielungen Amelie gegenüber gehabt haben mussten, zumindest war er zuckersüß und so was von sanft, dass man fast glauben konnte, er mache den Job aus hehren Gründen und nicht, um sein Wochenendschloss am Tegernsee zu unterhalten. Er nahm den Verband ab und sah sich die Wunde an.
»Es ist gut verheilt, eine Eins-a-Wundheilung haben Sie da, die Fäden zieh ich Ihnen gleich ... So, wie sieht es denn mit der Beweglichkeit aus? Biegen Sie mal bitte die Finger nach hinten ... Wunderbar, wie im Lehrbuch, und das ist nicht selbstverständlich in Ihrem Alter!«
Okay, falls ich Angst gehabt hatte, er würde nur aus einem schlechten Gewissen heraus nett zu mir sein und sagte deshalb, dass die Wunde gut geheilt war, waren spätestens jetzt all meine Befürchtungen zerstreut.
Er drehte die Hand hin und her, überlegte kurz und sagte dann: »Ich denke, Sie können ab übermorgen wieder mit dem Klavierspiel beginnen. Fangen Sie mit einer Stunde an pro Tag. Nach drei Tagen können Sie auf zwei Stunden erhöhen, nach einer Woche versuchen Sie das Doppelte und so weiter. Ihre Hand und Ihr Körper werden Ihnen schon sagen, wenn Sie zu viel üben, hören Sie einfach auf die Signale, und gehen Sie bitte einmal die Woche zu Dr. Michel, um die Hand überprüfen zu lassen. Die Adresse und ein Rezept für eine Salbe und Tabletten schreibe ich Ihnen auf, und ansonsten wären wir hier fertig, außer dass ich Ihnen noch sagen möchte, dass es mir außerordentlich leidtut, all die Schwierigkeiten, die Sie einer Bemerkung von mir zu verdanken haben. Ich hoffe, Sie glauben mir, dass ich meine ärztliche Schweigepflicht sehr ernst nehme und schlichtweg nicht ahnen konnte, was Amelie aus einer ungenauen Aussage macht. Falls ich irgendetwas tun kann, um es wiedergutzumachen, lassen Sie es mich bitte wissen!«
Der große Herr Professor war plötzlich nicht mehr der arrogante Strahlemann mit gebleichtem Gebiss, sondern sehr nett und menschlich.
»Wenn meine Hand vollkommen heilt und ich weiter spielen kann wie bisher, haben Sie mehr für mich getan als sonst jemand. Inzwischen bin ich davon überzeugt, dass alles aus gutem Grund geschieht, manchmal wird man zu neuen Dingen vom Schicksal gezwungen, die sich später als Segen entpuppen.«
Verwundert sah Professor Eichmüller mich an.
»Respekt, wie Sie das handhaben, und wie gesagt, wenn ich helfen kann, sagen Sie Bescheid. Ich sage auch gerne für Sie aus, falls Sie ein medizinisches Gutachten brauchen oder einen
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