Heute morgen und fuer immer - Roman
machte, antwortete heiser: »Ich bin froh, dass ich es endlich weiß, und den Weber fand ich schon immer super. Jetzt muss Mama es nur noch ihm beichten, damit ich mit ihm sprechen kann. Ich versteh zwar nicht ganz, warum sie das Riesengeheimnis darum gemacht hat, und finde es immer noch unfair, aber ich kenn sie ja und weiß, weshalb sie sich so verhalten hat.«
Omi war doch durch unser Gespräch aufgeweckt worden. Zerzaust richtete sie sich auf: »Allerdings, Maxi, das Getue habe ich auch nie verstanden. Ich hab mir ja schon Gott weiß was gedacht. Dass sie sich mit einem Waffenhändler eingelassen hatte oder einem Kronzeugen, der unter falscher Identität leben muss!«
Bei der Vorstellung mussten wir alle lachen.
»Du schaust eindeutig zu viele Krimis, Omi, und ja, ich hab's verstanden, dass ihr mein Verhalten doof fandet, und ihr habt bestimmt auch recht damit, aber wichtig ist doch, dass es raus ist, und wie Clara bereits gesagt hat, Weihnachten war seit Langem nicht die alljährliche Depriveranstaltung wie sonst!«, beendete Helene erleichtert das Thema.
Froh machte ich mich Richtung Bett auf. Noch hatte ich nichts von Valentins Hilfe und Wein erzählt. Das bewahrte ich mir für morgen auf. Die aufkeimende Sorge, einer platonischen Freundschaft mit Valentin nicht gewachsen zu sein und mich wieder nach seinen Berührungen zu sehnen, verdrängte ich in den hintersten Winkel meines Bewusstseins, denn seine Hilfe war Gold wert, und die durfte und konnte ich im Moment einfach nicht gefährden. Darauf musste ich mich konzentrieren und nicht auf sein sexy Strahlen und den Duft nach Sandelholz ...
Kapitel 18
»Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt ...«
Hermann Hesse
»Brauchst du was, Clara? Vielleicht noch einen Milchkaffee?« Hubertus war in seinem Element. Er liebte es, Menschen zu umsorgen, und seit Omi im Allgäu war und ich quasi das Waldhaus mit einem Wunder retten sollte, war er bereit, alles von seiner Seite aus Mögliche zu tun, und wenn es bedeutete, mir ein Getränk nach dem anderen zu servieren, damit ich durcharbeiten konnte, denn so viel war mir bereits am ersten Tag klar geworden: Einfach würde es nicht werden. Ich war dabei, mir einen Überblick zu verschaffen, welche Rechnungen offen waren, was dringend gemacht werden musste, die Bettenbelegung zu kontrollieren, zu sehen, was in den Einkauf floss, Gehälter, Steuern prüfen, und irgendwann musste ich an die Buchhaltung ran, von der ich ungefähr so viel Ahnung hatte wie Renate Künast von Botoxpartys. Davor drückte ich mich und wartete lieber auf Valentin, der seine Hilfe zum Glück ernst gemeint hatte. Seit seinem Angebot kam er fast jeden Tag vorbei und brachte Stück für Stück Licht ins Dunkel, rein freundschaftlich natürlich. So seltsam es schien, aber Valentin war aufrichtig, was den Freundschaftsversuch anging, und wenn ich ehrlich war, brauchte ich im Moment vor allem auch eines: einen guten Freund an meiner Seite, der ein BWL- und Unternehmerass war und der hoffentlich in der Lage war, uns aus dem Schlamassel herauszuhelfen. Natürlich stand sein zweiter Versuch mit Jutta im Raum, und die Vorstellung, dass die beiden sich wieder näherkamen, auch sexuell, verursachte mir buchstäblich Übelkeit. Inständig hoffte ich, dass Valentin es langsam angehen ließ und sich, wenn überhaupt, Jutta ebenfalls nur freundschaftlich näherte. Vielleicht könnte ich verkraften, wenn sie sich küssten? Ich versuchte, mir das vorzustellen, und sofort merkte ich, wie die Eifersucht in mir hochstieg. Nein, küssen ging leider auch nicht, es sei denn auf die Stirn oder Wange ... Bislang vermieden wir das Thema Jutta und Jasper, so gut es ging, was auch besser war, denn wenn ich etwas nicht für möglich gehalten hatte, dann dass Valentin es ernsthaft mit Jutta versuchte und nicht nur als Retourkutsche für Jasper und mich, wie ich anfangs vermutet hatte. Wie gesagt, ich war froh, Valentin an meiner Seite zu wissen, und an erster Stelle stand, uns aus der Misere zu helfen, aber sobald meine Gedanken wieder frei für andere Themen waren, wusste ich jetzt schon, wie sehr mich Valentins Beziehung zu Jutta verletzen würde. Sie hingegen war, wie sollte es anders sein, auch alles andere als begeistert, Valentin täglich in meiner Nähe zu wissen, wie ich zufällig mitbekam, als sie Valentin anrief und ich im Nebenzimmer war. »Du nervst mich mit deinen ständigen Kontrollanrufen. Hör endlich auf, über Clara herzuziehen! Egal was du
Weitere Kostenlose Bücher