Heute morgen und fuer immer - Roman
Zeugen, wie Amelie an die Information gekommen ist, denn ich werde mich nicht vor meiner Verantwortung drücken. Ansonsten lassen Sie doch bitte von sich hören, ich würde wissen wollen, wie es Ihnen ergangen ist.«
Das versprach ich gern und merkte, dass unter all dem Blendergetue doch ein Arzt steckte, der seinen hippokratischen Eid ernst nahm, trotz Palast und schnellem Auto. Auf dem Rückweg zum Waldhaus hielt ich bei Helene in der Klinik an und ging mit ihr um die Ecke zu ihrem Lieblingsitaliener, der als Mittagsgericht immer drei frische Pastagerichte zubereitete. Wie immer freute ich mich, mein Schwesterherz zu sehen, und drückte sie fest an mich zur Begrüßung.
»Na, was strahlst du so?«, fragte sie neugierig. Schnell berichtete ich von meinem Arztbesuch und den bislang guten Nachrichten, was meine Hand anging, was Helene sichtlich erleichtert zur Kenntnis nahm. Wir bestellten beide Penne arrabbiata mit kleinem Salat. Helene tunkte das frische Weißbrot, das der Kellner mit Olivenöl auf den Tisch gestellt hatte, und fragte weiter.
»Wie läuft's mit Valentin? Kommt ihr voran?«
Und ob wir vorankamen. Zumindest, was Ideen und Pläne anging. Begeistert erklärte ich Helene, was wir vorhatten, natürlich nur, wenn sie und Omi das auch wollten, aber Helene hatte genug Vorstellungsgabe und Abenteuerlust, um von den Änderungen angesteckt zu sein, und malte sich schon die tollsten Dinge aus.
»Dann haben wir vielleicht endlich wieder Glück! Die Pechsträhne hält ja auch schon 'ne gute Weile ...« Helene lächelte mich hoffnungsvoll an. Im selben Moment musste ich an Frau Seliger und das Beinahe-Attentat mit den Dachziegeln denken. Unfreiwillig kicherte ich los, als ich Helene davon erzählte. Sie musste ebenfalls grinsen, zumal Frau Seliger auch noch eine Woche krankgeschrieben war.
»Ach, die nutzt doch nur die Gelegenheit, sich eine Woche lang von ihrem niedlichen Freund umsorgen zu lassen!«
Helene konnte also auch gemein sein.
»Ich glaube ja eher, dass im Shoppingkanal die ›Wir haben noch hässlichere Sachen aus den Achtzigern in unserem Keller gefunden, und das muss jetzt wirklich alles raus‹-Wochen laufen und sie vierundzwanzig Stunden vor der Glotze sitzt und dauerbestellt, um ihre Vorräte aufzufrischen!«, setzte ich einen drauf.
Unter Lachen wehrte Helene ab.
»Wir Miststücke, die arme Frau Seliger, arbeitet seit Jahren bis zum Umfallen bei uns, und so danken wir es ihr!«
Das konnte ich so natürlich nicht auf mir sitzen lassen. »Falsch, ich habe ihr immerhin einen großen Blumenstrauß geschickt mit Genesungswünschen von uns allen, auch in deinem Namen!«, erwiderte ich Helenes Vorwurf. Dass ich einen wirklich hässlichen Strauß aus Nelken und Margeriten hatte zusammenstellen lassen, sagte ich Helene besser nicht, aber Hubertus hatte mir den Tipp gegeben, dass das Frau Seligers Lieblingsblumen waren. Man musste ihr eines lassen: Zumindest war sie geschmacklich konsequent und zog ihre Linie durch.
»Was ich ganz vergessen habe, was ist eigentlich mit Jasper, und weiß Jutta, dass Valentin uns hilft?«
Zwei gute Fragen, und auf beide wusste ich eine Antwort. Jasper war laut Valentin noch immer in Südafrika und leckte seine Wunden seit Kurzem bei einer »Freundin«. Jutta wusste, dass Valentin mir half, was sie wohl furchtbar fand, aber sie getraute sich nicht, dagegen aufzumucken, denn Ulrike und Georg unterstützten Valentins Hilfe sehr und fanden, dass es geradezu Pflicht war, uns aus der Misere zu helfen. Die beiden konnten besser als jeder andere nachempfinden, wie das war, wenn einem die Insolvenz drohte und der Familienbesitz in Gefahr war. Da ich mich von Jasper getrennt hatte, war Juttas Handhabe und Drohung auch nicht mehr so stark, außerdem hatte sie ja ihre Familie wieder, also gab es keinen Grund zu intervenieren. Am Rande hatte ich mitbekommen, dass Jutta auf jeder Party in der Stadt auftauchte, auf der sich Produzenten, Caster und Schauspieler tummelten, immer bereit, sich ins Gespräch zu bringen. Auf diese Partys ging sie wohl lieber allein und gab sich auch gern als Single aus, wie mir Evi steckte, die neulich auf einer dieser Partys gewesen war. Da Ulrike und Georg sich um Nele mitkümmerten, war für Jutta die Konstruktion sehr praktisch, denn das frühe Aufstehen, Neles Frühstück und den Weg zur Schule übernahmen Valentin oder eben seine Eltern, was Jutta die Möglichkeit gab, in Ruhe auszuschlafen und das Leben der Kameliendame zu führen.
»So, und
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