Heute morgen und fuer immer - Roman
soll das jetzt weitergehen?«
Hoffentlich hielt Helene das Kreuzverhör durch, mir schoss der Schweiß allein beim Zuhören aus allen Poren.
»Außer dir und Max muss das von meiner Seite aus niemand erfahren. Ich würde mir einfach wünschen, dass du dich mit Max mal alleine triffst und ihr vielleicht ein Verhältnis aufbauen könnt«, antwortete sie zaghaft und leicht zögerlich.
Theo antwortete eine ganze Weile nicht, er schien nachzudenken. »Weißt du, wenn ich daran denke, dass du mich um die Kindheit und fast auch noch die Jugend mit meinem Sohn gebracht hast, werde ich so sauer, dass ich deine wenn auch gut gemeinten Gründe nicht verstehen kann. Max kann nichts dafür, das ist mir auch klar, aber ich muss erst mal alles für mich sortieren, dann sehen wir weiter.«
Damit verließ er den Raum und ließ meine erschöpfte Schwester zurück. Sofort ging ich in das Untersuchungszimmer und nahm sie in den Arm. Dankbar, dass ich da war, weinte sie, während ich sie tröstete.
»Theos Reaktion war völlig normal. Wirst sehen, er wird sich beruhigen, und dann geht alles einen guten Gang.«
Helene schluchzte. »Was, wenn er Maxi nicht treffen will, weil er auf mich sauer ist, und der Junge muss es ausbaden? Theo hält mich jetzt für völlig bekloppt, was ich auch verstehen kann.«
Widerwillig musste ich lachen. »Also, wenn er wüsste, dass ich die ganze Zeit im Kämmerchen stand, um im Notfall einzugreifen, wäre ich bestimmt nicht mehr die einzig Vernünftige, sondern würde dich, was das Beklopptsein angeht, locker überholen. Maxi wird das nicht ausbaden, Theo braucht einfach 'nen Moment, und den musst du ihm zugestehen.«
Helene nickte und beruhigte sich langsam.
»Willst du nicht lieber nach Hause? In der Verfassung kannst du doch nicht arbeiten.«
»Nein, nein, hier bin ich wenigstens abgelenkt, zu Hause grüble ich nur noch mehr.«
Das konnte ich gut nachvollziehen. Arbeit war für mich auch immer eine willkommene Ablenkung. »Na gut, aber du kommst heute Abend nach der Arbeit ins Waldhaus, mit Maxi, versprochen?«
Helene versprach es und machte sich tapfer an die Arbeit. Wilhelm Buschs »Sieh, da geht Helene hin. Eine schlanke Büßerin« passte nie besser.
Kapitel 19
Bonnie und Clyde
»Da bist du ja! Komm rein, ich muss dir was erzählen. Das glaubst du im Leben nicht!«
Valentin ließ mich nicht mal aus dem Auto steigen, da sprach er schon auf mich ein. Plötzlich schien ihm einzufallen, wo ich gerade war, und er schob ein besorgtes »Ach, wie war's beim Arzt? Was macht die Hand?« ein. Die Antwort war schnell gegeben und Valentin zufrieden. Schnell drängte er mich ins Haus, wo bereits ein aufgeregter Hubertus in Omis Arbeitszimmer wartete. Was war denn bloß passiert? Konnte man die Männer nicht für ein paar Stunden allein lassen? Valentin war für seine Begriffe geradezu außer sich, er, der sich sonst immer im Griff hatte.
»Ist was mit Omi?«, fragte ich besorgt.
Beide verneinten sofort, aber die Aufregung schien sich nicht zu legen.
»Kann mir mal jemand sagen, was los ist, dass ihr wie ein aufgeschrecktes Mädchenpensionat im gemischten Freibad rumrennt?«
Valentin befahl mir, mich zu setzen, und redete in einem Wortschwall und Tempo los, dass ich Mühe hatte, ihm zu folgen. »Stell dir vor, ich wollte heute in der Mittagspause nicht faul sein, dachte, ich tu was Gutes, und bin zu der Dachdeckerfirma gefahren, die die Reparatur gemacht hat, um zu sehen, ob ich nicht die passenden Ziegel günstig bekommen kann!«
Das war ja wirklich extrem spannend! Was sollte da passiert sein? War ihm jetzt etwa ein Ziegel auf den Kopf gefallen, und wir verklagten die Firma, die ihren Stammsitz in den USA hatte, auf Millionen?
»Ich hab mich auf dem Hof umgesehen und tatsächlich den ehemaligen Besitzer angetroffen, der versucht, die Firma unter einem anderen Namen und mit neuen Geldgebern wieder zum Laufen zu bekommen. Ein kauziger Typ, dieser Herr Hauser, aber eigentlich ganz nett. Auf alle Fälle bring ich mein Anliegen vor, und da schaut er mich verwundert an und meint, sie haben am Waldhaus keine Reparatur vorgenommen, Irrtum ausgeschlossen, denn er kennt das Waldhaus und würde sich an den Auftrag ganz bestimmt erinnern. Er hat sogar noch einmal die Unterlagen durchgeschaut, aber zum fraglichen Zeitpunkt und auch davor und danach nichts gefunden. Zudem meinte er, dass die Reparatursumme viel zu hoch sei, so viel hätten sie nicht mal für eine Dacherneuerung in Rechnung gestellt. Er
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