Heute Nacht brauche ich Liebe
zerfleischen uns gegenseitig wie Schakale ihre Opfer. So konnte es nicht weitergehen.. Andererseits wusste sie nicht, wie sie dem ein Ende bereiten sollte.
Red trat ans Fenster, lehnte den Kopf an den Rahmen und schaute hinaus, obwohl es nichts zu sehen gab. Angespanntes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Immer noch war die Luft von Hass erfüllt.
Joan legte die Hand auf den Mund, versuchte, sich zu beruhigen. „Was ist nur schiefgelaufen zwischen uns, Red”, sagte sie leise, obwohl sie das hatte gar nicht aussprechen wollen.
Seine Antwort bestand in einem leisen Lachen, in dem Verbitterung mitschwang. „Das ist eine gute Frage. Wir haben in der ersten Hitze der Leidenschaft geheiratet, ohne uns richtig zu kennen. Erst viel später sind die wirklichen Differenzen aufgetreten. Eines Tages konnte ich dein Herumnörgeln nicht mehr aushalten. Ich sei nie für dich da, hast du mir vorgeworfen, und ich wolle dich ändern. Dabei hast du versucht, mich zu ändern. Was schiefgelaufen ist, willst du wissen? Es wäre leichter, zu fragen, was geklappt hat.”
„Ich wollte dich nie ändern”, antwortete sie mit gedämpfter Stimme.
Red drehte sich zu ihr um. „Du wolltest mich nicht ändern?” entgegnete er ungläubig. „Nichts von dem, was ich tat, war dir gut genug. Nicht, dass ein anderer Mann bessere Chancen hätte als ich, nicht mit deinem Vater als Maßstab...” Ihre Miene ließ ihn innehalten und abwehrend die Hände heben. „Das wollte ich nicht sagen. Vergiss es. Ich werde nicht wieder damit anfangen.”
Du kannst es einfach nicht lassen. Ständig hältst du mir das vor." Verärgert drückte sie die Fingerspitzen gegen die Schläfen. „Du machst mich verrückt." Joan zwang sich zur Ruhe. „Wir werden uns scheiden lassen in beiderseitigem Einvernehmen. Dabei wird alles geregelt werden. Aber wir sind nicht einmal in der Lage, uns darüber zu unterhalten, ohne dass wir uns an die Gurgel springen. Wie lange werden wir uns das noch antun, Red? Wann wird das alles vorbei sein?"
„Es wird niemals vorbei sein”, entgegnete er verbittert. „Wir beide sind aneinander gekettet..." - er lächelte ein wenig reumütig -„wie zwei Galeerensträflinge. Und wenn du glaubst, ein Blatt Papier könne das ändern, dann bist du verrückt.”
Für einen kurzen Augenblick schloss Joan, die Augen. „Das Ganze ist nicht nur meine Schuld", rechtfertigte sie sich. „Ich weiß, dir wäre es lieber so. Aber du hast mich verlassen, vergiss das nicht.”
„Was hätte ich sonst tun sollen? Warten, bis einer von uns eines Tages eine tödliche Waffe in die Hand bekommt? Zusehen, wie wir uns weiterhin kaputtmachen? Verdammt noch mal, Joan, es war unmöglich mit dir. Das weißt du"
„Es war unmöglich mit dir. Aber ich bin nicht davongelaufen."
„Hör auf! Hör bitte damit auf. Wir wissen beide genau, dass es nicht das Alleinsein ist, was dir solchen Kummer bereitet. Du kannst es einfach nicht verwinden, dass du mich nicht halten konntest. Verheiratet oder nicht - was bedeutet das schon? Erst wenn etwas deiner Kontrolle entgleitet, schreckst du auf und nimmst davon Notiz.”
Joan wollte ihn anschreien, dass das nicht stimmte, ihm Anschuldigungen ins Gesicht schleudern, die ihn genauso trafen wie die seinen sie, doch sie brachte es nicht fertig. Um ihre Wut wieder unter Kontrolle zu bringen, ballte sie die Hände zur Faust. „In dieser Rolle gefällst du dir am besten, nicht wahr? Streiten scheint so eine Art Freizeitbeschäftigung für dich zu sein.”
„Ganz im Gegensatz zu dir. Du hast von Anfang an die Märtyrern gespielt.”
„Da siehst du's! Was ich auch sage, immer musst du mir eine verpassen. Du kannst keine Ruhe geben; ehe nicht Blut fließt. Warum tust du das, Red? Warum kannst du die Dinge nicht auf sich beruhen lassen?"
„Kannst du das denn?” Red holte tief Luft. Seinem Minenspiel war deutlich anzusehen, wie sehr er um Selbstbeherrschung rang, damit er nicht noch mehr unbedachte Dinge sagte. Er hob seine. Mütze; um sich mit den Fingern durchs Haar zu streichen. Es war eine Geste der Verzweiflung.
„Willst du wirklich wissen, warum ich das tue?” wandte er sich sichtlich ruhiger wieder an Joan. Ich werde es dir sagen: weil du wie diese Eiswüste hier bist. Doch tief unter dem Eispanzer verbirgt sich ein guter Kern, etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt. Es ist ein mühseliger Weg, sich bis dahin durchzubohren." Er machte einen Schritt auf sie zu. Sein Gesicht spiegelte die
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