Heute schon geträumt
Und diesmal geht es um mehr als um einen offenen Kamin.
»Nein, Miles. Das werden wir nicht.« Traurig schüttle ich den Kopf. »Diesmal finden wir keine Lösung. Diesmal nicht.«
»Ich denke, du machst einen Riesenfehler«, herrscht er mich an.
Wieder packt mich das schlechte Gewissen. Gott, ich komme mir so schäbig vor.
»Wir lassen uns eine Riesengelegenheit entgehen, wenn wir dieses Haus nicht nehmen«, fährt er fort. »Es ist eine tolle Investitionsmöglichkeit.Wie kannst du nur?«
Langsam dämmert es mir. Moment mal. Er glaubt, hier gehe es um dieses Haus.
»Außerdem habe ich schon einen Gutachter beauftragt. Das heißt, wir werfen mindestens siebenhundert Pfund zum Fenster hinaus, es sei denn, ich kann es noch rückgängig machen, was so kurzfristig bestimmt nicht einfach wird.«
Er ist außer sich vor Wut, und dies ist seine Methode, sich ein wenig abzulenken. Seine Art, mit der Situation umzugehen. Denn Männer sind schließlich nicht wie Frauen, oder? Ich sehe zu, wie er sein Handy schnappt, das er zum Aufladen auf den Küchentresen gelegt hat, und eine Nummer wählt. Andererseits ist ihm die Sache mit dem Haus vielleicht wirklich wichtiger als alles andere.
»Ich rufe gleich mal an und sehe, was sich machen lässt …«
»Miles, hör zu, ich bezahle für das Gutachten«, biete ich an. »Ich komme für alles auf, was bislang angefallen ist. Es ist nicht so wichtig.«
»Natürlich ist es wichtig, Charlotte«, herrscht er mich an.
»Nein, ist es nicht. Absolut nicht.« Ich schüttle den Kopf. »Es ist nur ein Haus. Wir reden hier vom Rest unseres Lebens.«
»Nur ein Haus?« Er lacht ungläubig auf. »Ich fasse es nicht, dass du so etwas sagst, Charlotte. Dieses Haus hat eine absolute Spitzenlage. Es ist ein superheißes Objekt.«
»Es ist mir egal, ob es ein superheißes Objekt ist«, schreie ich. »Es ist mir egal, ob es eine Spitzenlage hat, ob wir die Genehmigung für den Dachausbau bekommen oder ob es eine tolle Investitionsgelegenheit ist. Es ist mir egal, ob wir Pinot Noir oder Cabernet Sauvignon trinken. Und es ist mir egal, wenn ich nie wieder eine Folge von Location, Location, Location sehe. Oder mich nie wieder über private Altersvorsorgepläne unterhalten kann. Oder mir für den Rest meines Lebens Titelsongs von James Bond anhören muss …« Ich halte inne und schnappe nach Luft.
Wir sind beide völlig verblüfft über meinen Ausbruch.
»Tut mir leid, ich wollte nicht schreien...« Verlegen breite ich die Hände aus. »Ich rede mir nur schon so lange ein, dass es zwischen uns gut läuft. Und das kann ich jetzt nicht mehr. Ich muss mir gegenüber ehrlich sein.«
»Aber du hast gesagt, dir gefällt Licence to Thrill. Deshalb habe ich dir die CD doch geschenkt.« Er sieht mich gekränkt an.
»Ich weiß. Tut mir leid«, wiederhole ich, diesmal etwas sanfter.
»Mir auch«, erwidert er steif, hält sich das Telefon ans Ohr und verlässt steifbeinig die Küche. »Äh, ja, hallo. Ich rufe wegen des Gutachtens an …«
Kapitel 27
Also, die Situation ist folgende: Innerhalb einer knappen Stunde habe ich es geschafft, von der Beinahe-Hausbesitzerin und der Frau mit festem Freund und der Aussicht, das zu bekommen, was meine Mutter als »geregeltes Leben« bezeichnet, zum Single zu werden, ohne neues Haus, dafür aber mit dem Gefühl, weit entfernt von dem Zustand zu sein, auch nur irgendetwas »geregelt« zu haben.
Ganz toll, Charlotte. Ein erstklassiger Schachzug. Eine echte Glanzleistung.
Ich lasse mich aufs Sofa fallen und versuche, sacken zu lassen, was in den letzten Minuten vorgefallen ist. Ich hatte all das nicht so geplant. Beim Aufwachen heute Morgen stand »Trennung von Miles« nicht als erster Punkt auf meiner Tagesordnung.
Das Problem dabei ist nur, dass sich das Ganze zum Selbstläufer entwickelte, nachdem ich mich einmal den Zweifeln gestellt hatte, die so lange im Untergrund geschwelt hatten. So wie wenn man die Nadeln aus dem Strickzeug zieht und sich das Werk in seine Bestandteile auflöst. Und jetzt bin ich nicht ganz sicher, was ich als Nächstes tun soll.
Miles verlässt meine Wohnung mit der Bemerkung, er komme irgendwann vorbei, um seine Sachen abzuholen. Ich biete ihm an, sie ihm mit dem Wagen vorbeizubringen, weil es praktischer ist, als sie im Bus durch die Gegend zu karren, aber er erklärt nur knapp, er brauche meine Hilfe nicht, verbindlichsten Dank, da der 47er direkt vor seiner Haustür vorbeifahre. Dann gibt er mir demonstrativ die
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