Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
Vom Netzwerk:
Der Reihe nach. So heißt es doch immer, richtig? Gestern Abend war ich in meinem alten Zuhause, und davor in diesem Club und davor im Gastropub zum Essen …
    Genau. Dort werde ich mit meiner Suche anfangen. Ich nehme die Schlüssel und gehe zur Tür. Ich fahre einfach in den Pub und frage jemanden.
    Den Barkeeper, zum Beispiel.
    Mein Magen hüpft auf und ab, als säße ich auf einer Schaukel.
    Nicht dass ich ihn sehen will oder so was.Vor dem Spiegel halte ich inne. Na schön, okay, vielleicht ein klein bisschen, aber nur aus Neugier. Ich fahre mir mit den Fingern durchs Haar und trage einen Hauch Lipgloss auf. Offen gestanden ist es mir egal, ob er da ist oder nicht.
     Er ist nicht da.
    Ich betrete den Pub, und mein Blick fällt sofort auf die Bar. Leise Enttäuschung breitet sich in mir aus.
    »Hi, kann ich Ihnen helfen?« Ein schlaksiger rothaariger Barkeeper, der den Tresen abgewischt hat, hält inne und sieht mich an.
    »Ich wollte nach meiner Armbanduhr fragen. Offenbar habe ich sie gestern Abend verloren und mich gefragt, ob sie vielleicht jemand abgegeben hat.«
    »Ich hatte gestern Abend keine Schicht, aber Moment.« Er lächelt und legt den Wischlappen beiseite. »Aber ich hole jemanden, der hier war.«
    Als er in Richtung Küche geht, sehe ich mich um.Abgesehen von einem Pärchen in der Ecke ist der Pub praktisch leer.
    »Hey, Oliver«, ruft er.
    Mein Herz macht einen Satz. Olly - Oliver. Das muss er sein. Oh Gott, er ist also doch hier.
    Kurze Pause. »Ja?«
    Mit einem Mal stelle ich fest, dass ich wahnsinnig nervös bin. Es ist, als sei die Luft in meinen Lungen stecken geblieben, so dass ich nicht mehr atmen kann. Was völlig albern ist. Er ist doch nur ein Barkeeper.
    Das Problem ist, dass er eben nicht nur ein Barkeeper ist, meldet sich die Stimme in meinem Kopf zu Wort. Er ist Olly. Von gestern Abend.
    Als er aus der Küche kommt, sehe ich, dass der Rothaarige etwas zu ihm sagt und auf mich zeigt, worauf Olly herübersieht. Für den Bruchteil einer Sekunde glaube ich, mich geirrt zu haben. Er ist nicht Olly. Nicht die geringste Ähnlichkeit. Er ist älter, stämmiger, denke ich beim Anblick seines weiten T-Shirts. Erleichterung durchströmt mich. Ich bin froh, dass ich mich geirrt habe. Froh, dass dieser Barkeeper nicht Olly ist. Das macht es erheblich einfacher.
    Trotzdem …
    Als er auf mich zukommt, macht mein Magen wieder diese seltsamen Dinge.
    Sein Haar mag kurz sein, und über seine Lippe verläuft eine Narbe, außerdem trägt er inzwischen eine kleine runde Brille, aber diese hellgrauen Augen dahinter sind trotzdem dieselben. Ich habe mich nicht geirrt.Verdammt!
    »Oh, Sie sind’s«, murmelt er mit ausdrucksloser Miene.
    Ich gerate ins Straucheln. Das ist ja ein prima Anfang.
    »Äh, hi.« Ich schlucke, weil sich mein Mund auf einmal staubtrocken anfühlt. »Ich … äh, war gestern Abend hier.«
    »Ich weiß. Ich habe Sie schließlich bedient«, kontert er.
    Allmählich beschleicht mich der Verdacht, dass der Eindruck, den ich vor zehn Jahren bei ihm hinterlassen habe, wesentlich besser war als der heutige.
    »Äh … jedenfalls … ich habe meine Uhr verloren, deshalb bin ich hergekommen, um …«
    »Hier ist keine gefunden worden«, unterbricht er mich.
    Ich werde ärgerlich. Hat er überhaupt nachgesehen? »Sind Sie sicher?«, hake ich nach. »Ich meine, sie könnte unter einen Tisch gerutscht …«
    »Nein.« Er schüttelt den Kopf. »Tut mir leid.«
    Ich habe Mühe, meine Zunge im Zaum zu halten. »Tja, dann.« Ich straffe die Schultern und mustere ihn streng. »Danke, dass Sie so hilfsbereit waren. Ich lasse Ihnen meine Visitenkarte hier, für den Fall, dass sich die Uhr doch noch findet.« Ich ziehe eine Karte aus meiner Brieftasche und lege sie auf den Tresen. »Entschuldigen Sie die Umstände.«
    Was für ein Arschloch. So viel zum Thema »Menschen können sich ändern«. Und nicht zum Besseren, denke ich und kratze aufgebracht meine Ohren.
    »Was ist denn mit Ihren Ohren?«, erkundigt er sich.
    »Nichts«, herrsche ich ihn trotzig an.
    »Sie sind ganz rot.«
    »Eine allergische Reaktion auf ein Paar Ohrringe«, sage ich, um einen beiläufigen Tonfall bemüht.
    Er versucht, ein Lächeln zu unterdrücken, aber um seine Mundwinkel zuckt es verdächtig.
    Wieso musste ich damit auch herausplatzen, verdammt?
    »Die, die Sie von Ihrem Freund bekommen haben?«
    Zwei Gedanken schießen mir durch den Kopf: 1.) Das geht dich verdammt noch mal nichts an, und 2.) Er hat mich

Weitere Kostenlose Bücher