Heute schon geträumt
für meine Probleme.Aber ich könnte eine Runde joggen gehen, mich ein bisschen austoben. Andererseits fühlen sich meine Beine von der Tanzerei gestern Abend ziemlich lahm an. Ich hatte keine Ahnung, dass diese Hopserei so anstrengend ist.
Vielleicht sollte ich lieber …
Ich halte inne.Was macht man eigentlich, wenn man gerade mit seinem Partner Schluss gemacht hat? Mein Blick wandert über meine Bücherregale, die von Ratgebern und Handbüchern beinahe überquellen. Hier steht alles von Stress-Management bis zu Die Macht des positiven Denkens, aber nichts über Trennungen. Nicht mal in meinem Lieblingswerk Guter Zuhörer sein, guter Partner sein findet sich etwas darüber. Andererseits kommt es, wenn beide gute Zuhörer und gute Partner sind, wohl auch nicht zur Trennung, oder?
Ich fahre meinen Laptop hoch, gehe auf die Amazon-Seite und gebe »Trennung« ein. Augenblicklich erscheint eine gewaltige Liste mit Titeln wie Überleben als Single, Wenn aus Zwei wieder Eins wird, Du bist nicht allein, Abschied in Frieden und Freundschaft (das überspringe ich lieber) und Nimm dein Leben in die Hand.
Ich klicke eines davon an und lese die Zusammenfassung:Wichtig ist, dass das Ende der Beziehung betrauert und verarbeitet wird, denn nur so ist es möglich, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.Tun Sie sich Gutes, seien Sie nett zu sich selbst, und haben Sie Geduld. Dieser wichtige Heilungsprozess sollte nicht künstlich beschleunigt werden, sondern Sie sollten die Phasen bewusst durchleben. 1.) Schock und Ungläubigkeit, 2.) Depression und Kummer, 3.) Wut und das Gefühl, um etwas betrogen worden zu sein, und schließlich 4.) Akzeptieren. In diesem letzten Stadium sind Sie bereit, Ihr Leben allein weiterzuleben, positiv durch die Welt zu gehen und eine neue Beziehung eingehen zu können.
Hmm, schätzungsweise befinde ich mich in der Schockund Ungläubigkeitsphase. Ich klicke auf das Buch und gebe es in den Einkaufswagen. Tja, ich werde es wohl oder übel lesen müssen, sonst vergesse ich die verschiedenen Stadien, die ich durchleben soll, obwohl mich die Aussicht auf das nächste nicht gerade zuversichtlich stimmt. Ich frage mich, wie man diese Phase angenehmer gestalten könnte.
Ausverkauft. Lieferung in 4-6 Wochen.
Wie bitte? Verärgert starre ich auf den Bildschirm. Ich kann aber keine 4 bis 6 Wochen warten, um mit der Trauerarbeit über meine Beziehung anzufangen. Diese Stadien können sich über Monate hinziehen, deshalb muss ich das sofort in Angriff nehmen. Ich klappe den Laptop zu und stehe auf. Dann werde ich eben in die Buchhandlung fahren und es mir dort besorgen.
Eilig ziehe ich mich an und rubble mein Haar trocken. Heute brauche ich keinen Föhn, weil mich sowieso keiner zu Gesicht bekommt. Ich flitze nur schnell in den Laden und kaufe das Buch, dann fahre ich zurück und vergrabe mich für den Rest des Tages damit. Ich strecke die Hand aus, um meine Uhr vom Nachttisch zu nehmen.
Und erstarre.
Sie ist nicht da.
Entsetzt starre ich auf den Nachttisch. Wecker, Augenmaske, Aromatherapiekerze … keine Uhr.Wie ist das möglich? Ich nehme meine Uhr jeden Abend vor dem Schlafengehen ab. Mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Präzisionswerks sozusagen. Sie liegt immer da. Immer.
Nur heute nicht.
Verdammt, wo kann sie nur sein?
Ich weiß.Vielleicht habe ich vergessen, sie abzunehmen, und sie ist mir im Schlaf abgegangen. Mit einem leisen Hoffnungsschimmer schlage ich die Decke zurück und suche die Matratze ab. Nichts. Ich bekomme Panik. Sie ist ein Geschenk von Mum und Dad zum 18. Geburtstag, mit einer Gravur auf der Rückseite und allem Drum und Dran. Sie hat einen gewaltigen ideellen Wert für mich. Und es ist meine Armbanduhr, Herrgott noch mal! Ich kann ohne meine Armbanduhr nicht leben! Wie soll ich wissen, wie spät es ist? Es ist ja nicht immer eine Uhr in der Nähe, was heißt, dass ich alle fünf Minuten auf mein BlackBerry sehen muss. Aber was ist, wenn ich in einem Meeting bin und es abschalten muss? Oder, Gott bewahre, vergesse, es aufzuladen?
Mit wachsender Panik stürme ich durch die Wohnung und suche verzweifelt. Kein Elle Décoration, kein aufblasbarer Gymnastikball, kein Päckchen Bio-Kaffee, das ich nicht umdrehe oder zur Seite schiebe, trotzdem ist die Uhr unauffindbar. Ich muss sie irgendwo verloren haben, aber wo?
Okay, Charlotte, beruhig dich, ermahne ich mich, als ich sämtliche in Frage kommenden Stellen abgesucht habe. Genau überlegen, wo man wann war.
Weitere Kostenlose Bücher