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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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»Das Leben ist nicht kompliziert. Sondern in Wahrheit ganz einfach.Wir sind diejenigen, die es kompliziert machen.«
     Ich beschließe, nicht ins Büro zurückzukehren. Ich kann mich einfach nicht überwinden. Stattdessen rufe ich Beatrice an, sage ihr, ich würde den Rest des Nachmittags von zu Hause aus arbeiten, und fahre in meine Wohnung. Schlimmer kann es kaum noch werden, sage ich mir, als ich auf der Holland Park Avenue im Stau stehe und den Strafzettel unter dem Scheibenwischer anstarre.
    Das Läuten meines Telefons reißt mich aus meinen Gedanken.
    »Hi, Charlotte, ich bin’s.«
    Irrtum. Es kann.Verdammt.
    Vanessa ist am Apparat.
    Eine eiskalte Faust greift nach meinen Eingeweiden. Im Eifer des Gefechts habe ich Julian und meine Unterhaltung mit Beatrice völlig vergessen, doch nun fällt es mir schlagartig wieder ein.
    »Hallo,Vanessa, wie geht’s?«, begrüße ich sie, sorgsam darauf bedacht, so normal wie möglich zu klingen, während mir die uralte Frage im Kopf herumgeht:Wenn du herausfindest, dass der Freund deiner besten Freundin fremdgeht, sagst du es ihr oder nicht? - Ja, definitiv, lautet die unbeschwert-trotzige Antwort einer 20-Jährigen. Natürlich. Da gibt es doch nichts zu überlegen. Aber heute liegen die Dinge ein wenig anders. Heute teilen die Menschen mehr als einen Gummibaum, eine Pizza vom Lieferservice und einen Futon. Es geht um Kinder, um ein Heim, ein gemeinsames Leben.
    »Nicht gut«, antwortet sie.
    Oh Gott, sie weiß es. Ich höre es an ihrer Stimme. Für den Bruchteil einer Sekunde bin ich erleichtert, weil ich sie nicht belügen muss, doch dieses Gefühl weicht im Handumdrehen aufrichtiger Bestürzung.
    »Wieso? Was ist los?«, frage ich mit bemüht ruhiger Stimme.
    Es entsteht eine Pause. Dann: »Ich habe eine Quittung gefunden.«
    Ich hätte nie gedacht, dass diese fünf Worte eine solche Wirkung auf mich haben könnten - mein Magen dreht sich um, und ich umfasse das Steuer noch ein wenig fester.
    »Was für eine Quittung?«, frage ich angespannt. Was es auch sein mag, es verheißt nichts Gutes. Ich meine, die beste Freundin ruft einen wohl kaum an, um zu erzählen, dass sie einen Kassenzettel aus dem Supermarkt in der Anzugtasche ihres Mannes gefunden hat, oder?
    »Von Agent Provocateur.«
    Zuerst die Kondome, dann die Hotelsuite und jetzt das? Mir rutscht das Herz in die Hose, und zwar in vollem Tempo. Okay, hier ist Schadensbegrenzung angesagt. Das Ganze muss in eine positive Richtung gelenkt werden, und wenn jemand das schafft, dann ich. Für irgendetwas muss eine Karriere in der PR doch gut sein, oder?
    »Oh, du Glückliche!«, schwärme ich mit so viel aufgesetzter Begeisterung, wie ich aufbringen kann. »Julian hat dir bestimmt sexy Dessous gekauft.«
    »Klar.« Etwas an Vanessas Stimme lässt ahnen, dass sie nicht überzeugt ist. »Zwei Größen kleiner als meine eigene? Ich habe dort angerufen und die Barcodes durchgegeben. Glaub mir, würde ich plötzlich in einen 38er-String und einen Spitzen-BH in Körbchengröße B passen, wäre das nicht nur eine Überraschung, sondern grenzte an ein Wunder.«
    Das ist ein Argument. Ich liebe Vanessa von ganzem Herzen, und ich finde, sie sieht toll aus, aber Kleidergröße 38 trägt sie definitiv nicht. Und ihre Brüste - die eine Frau wie mich, deren einzige Chance auf ein anständiges Dekolleté in einem Push-up von Marks & Spencer besteht, mit blankem Neid erfüllen - haben noch nie, nie, nie in etwas Geringeres als Doppel-D gepasst.
    »Vielleicht hat er ja die falsche Größe genommen«, argumentiere ich. »Männer haben doch keine Ahnung von so etwas. Miles dachte immer, ich trage 38.«
    »Du trägst 38, Charlotte.«
    »Oh, äh, klar … na ja, du weißt, was ich meine«, sage ich vage, obwohl sie es unübersehbar nicht tut, wie ihr Schweigen unmissverständlich sagt.
    »Tut mir leid, du hast bestimmt wahnsinnig viel zu tun. Ich lege jetzt auf.«
    »Nein, es ist völlig in Ordnung. Sei nicht albern!«
    »Wirklich? Bist du sicher?« Sie klingt so dankbar, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme. Meine Güte, bin ich wirklich immer so mit meiner Arbeit beschäftigt, dass sie glaubt, ich hätte in einer Situation wie dieser keine Zeit für sie?
    »Aber natürlich.Was könnte wichtiger sein als meine beste Freundin, hm?«
    Kaum sind die Worte über meine Lippen gekommen, läutet mein BlackBerry. Es ist Beatrice, aber ich gehe nicht ran.
    »Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll«, seufzt Vanessa. Sie klingt, als wäre

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