Heute schon geträumt
mir fällt beim besten Willen keine schonende Methode ein.
Weil es höchstwahrscheinlich keine gibt, Charlotte, sagt die vertraute Stimme in meinem Kopf, aber ich höre nicht auf sie. Ich werde ihm ganz einfach offen sagen, was los ist.
»Ich wollte sowieso etwas mit dir besprechen.« Ich öffne die Wagentür und steige aus, worauf ich augenblicklich stürmisch von Welly begrüßt werde.
»Sitz, Junge«, befiehlt Oliver, und Welly gehorcht. »Da freut sich einer, dich zu sehen«, bemerkt er, ehe er verlegen grinst. »Und er ist nicht der Einzige.«
Meine Nerven flattern, und ich spüre, wie die Schmetterlinge in meinem Bauch zu tanzen beginnen.Vielleicht muss mein Geständnis ja nicht in dieser Sekunde sein.
»Und was treibt dich hierher?«, frage ich, noch immer aufgeregt, wenn auch auf eine andere Weise.
»Oh, ich war nur in der Gegend«, antwortet er vage. »Ich dachte, ich gehe mit Welly spazieren …« Er hält inne und vergräbt die Hände in den Taschen.
Die Schmetterlinge sind mittlerweile nicht mehr zu bändigen.
»Tja, wo du schon hier bist, muss ich dich ja fast auf einen Tee einladen«, sage ich betont gelangweilt und lustlos.
»Hey, nein, ich hatte nicht vor …«, protestiert er, ehe ihm aufgeht, dass ich ihn nur aufziehe. »Das habe ich mir wohl verdient.«
»Das hast du wohl. Warte einen Augenblick.« Ich lange in meinen Wagen, wo sich noch Taschen, Ordner und so weiter befinden.
»Hey, soll ich dir mit den Sachen helfen?«
»Oh ja, das wär toll«, erwidere ich und beuge mich über den Rücksitz, wo sich eine große Kiste mit Ordnern befindet. Der oberste ist der von Larry Goldstein, und entsetzt sehe ich, dass ich mittendrauf die Adresse seiner neuen Klinik gekritzelt habe. Mein Magen krampft sich zusammen. Mist. Oliver darf das nicht sehen. »Wenn ich deine Hilfe bräuchte, dann schon«, sage ich, indem ich mir all die Taschen und Ordner an die Brust presse, wie Beatrice es immer tut. »Aber ich verlass mich lieber auf mich selbst … als Frau … du weißt schon, Der weibliche Eunuch und all diese Geschichten.«
Oh Gott, was rede ich da nur? Ich hab Der weibliche Eunuch nicht mal gelesen. Er muss denken, ich rasier mir nicht die Beine und verbrenne Büstenhalter. Aber wenn er das denkt, lässt er sich nichts anmerken.
»Na schön.« Er lächelt unverbindlich.
Ich spüre eine Woge der Erleichterung. Puh, das war knapp. Aber trotzdem, wie ich schon sagte, ich muss es ihm beichten.
»Also dann, hier lang«, sage ich und wanke keuchend mit all den schweren Sachen zu meiner Wohnung.
Ich schließe die Wohnungstür auf und trete in die Diele, dicht gefolgt von Oliver und Welly, der augenblicklich durch die Räume stürmt und alles beschnüffelt, wobei er eine Spur aus schmutzigen Pfotenabdrücken auf meinem makellosen cremefarbenen Teppich hinterlässt.
»Oh verdammt.« Oliver sieht mich bestürzt an. »Welly! Komm sofort her, Junge!«, ruft er und pfeift ihn zu sich. »Meine Güte, das tut mir wahnsinnig leid. Ich binde ihn draußen fest.«
»Nein, das ist doch albern, kein Problem«, sage ich eilig.
»Aber dein Teppich …«
»Ist sowieso völlig unpraktisch«, ende ich für ihn. »Keine Sorge, das ist nur Straßenschmutz, den bekomme ich problemlos wieder heraus.«
Äh, hallo? Hat ein Alien von mir Besitz ergriffen, oder wieso benehme ich mich auf einmal völlig anders als sonst? Normalerweise flippe ich bereits beim winzigsten Fleckchen auf meinem Teppich aus, bestehe darauf, dass jeder, der zu Besuch kommt, die Schuhe auszieht, und wenn jemand auch nur einen Krümel fallen lässt, stehe ich gleich mit dem Handsauger parat.
Aber aus irgendeinem Grund kümmert es mich nicht im Mindesten, dass Welly mit seinen Schmutzpfoten über meinen schönen Wollteppich tappt. Ehrlich gesagt, löst der Anblick beinahe Glücksgefühle in mir aus.
Okay, ein Alien hat Besitz von mir ergriffen. Eindeutig.
Oder ich bin verliebt.
Meine Eingeweide legen ein Tänzchen hin.
Und diesmal reden wir nicht von einer Ich-stehe-auf-Olly-den-jungen-Barkeeper-Schwärmerei, sondern von einem Ich-stehe-auf-ihn-und-er-ist-Oliver-und-könntenicht-erwachsener-sein, das sich gewaschen hat.
Verdammt.
»Tja, äh … wollen wir uns nach draußen setzen?« Ich durchquere meine Küche und öffne die raumhohe Tür, die auf den kleinen Balkon mit dem schmiedeeisernen Geländer hinausführt.
»Hier ist es vielleicht nett«, lobt er.
»Danke.« Ich lächle. »Auch wenn es nicht mein Verdienst ist. Ein Gärtner
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