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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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mir einfach die Adresse.«
    »Oh, okay …« Hektisch sieht er sich nach einem Zettel um, als könne er sein Glück nicht fassen. »Moment, hier lag doch immer ein Notizblock herum …«
    »Kein Problem, nimm das hier.« Ich ziehe einen zerknüllten Zettel aus der Tasche. Es ist meine Lottie-Liste. 19 Dinge, die sie tun beziehungsweise nicht tun soll. Seltsam, dass  ich nie bis Nummer 20 gekommen bin. »Den hier brauche ich nicht mehr.« Ich reiche sie ihm. »Schreib sie einfach hintendrauf.«
    »Danke«, murmelt er und notiert die Adresse. »Sag ihr, um halb acht fängt es an und dass sie nichts mitzubringen braucht. Nur sich selbst«, fügt er mit einem Lächeln hinzu und gibt mir den Zettel zurück.
    »Schon erledigt.« Ich erwidere das Lächeln und verstaue die Liste in meiner Tasche.
    »Also, was darf ich dir bringen?«, fragt er. »Die Drinks gehen aufs Haus.«
    Ich bestelle zwei große Gläser Cider und zwei Päckchen Chips mit Salz und Essig als Vorspeise - tja, wenn ich schon auf dem Schokotrip bin, kann ich auch gleich das ganze Programm fahren - und kehre mit zwei Speisekarten bewaffnet an unseren Tisch zurück, wo Lottie bereits wartet.
    »Hey, Lottie«, sage ich lässig, stelle den Cider und die Chips vor ihr auf den Tisch und setze mich neben sie. »Ich bin morgen Abend bei einem Freund zum Essen eingeladen und habe überlegt, ob du Lust hast, mitzukommen.«
    »Oh, klar, klingt cool.« Sie nickt und stürzt sich entzückt auf die Chips.
    »Aber ich fahre direkt von der Arbeit aus hin, das heißt, wir müssten uns dort treffen.« Ich bemühe mich um einen beiläufigen Tonfall und kann nur hoffen, dass sie den Köder schluckt. Denn wegen irgendwelcher »unvorhergesehener Probleme bei der Arbeit« werde ich es in letzter Sekunde nicht schaffen, aber dann wird sie längst dort sein.
    »Klar, wie ist die Adresse?«
    Bingo.
    »Hier, ich habe sie aufgeschrieben.« Ich krame den Zettel aus der Tasche und gebe ihn ihr. Sie steckt ihn ein, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. Ganz im Gegensatz zu mir, die ihn wahrscheinlich vorher auswendig gelernt hätte.
    Zumindest früher hätte ich das getan, sinniere ich und nippe an meinem Glas. Mmm, lecker.
    »Und, was denkst du, Charlotte?«
    »Inwiefern?« Ich richte meine Aufmerksamkeit auf Lottie, die die Speisekarte studiert. »Fish & Chips oder lieber die Pasta? Du hast doch schon mal hier gegessen. Was würdest du empfehlen?«
    Ich sehe sie an, ihre reichlich knappen Jeans-Shorts, den Cider, ihre Finger, mit denen sie eine Haarsträhne zwirbelt. Sie hat sich nicht verändert, sondern ist immer noch genau dieselbe. Und ich bin froh darüber. Sie soll genau so bleiben, wie sie ist.Wie ich war.Wie ich wieder zu sein lernen werde.
    Na gut, vielleicht abgesehen von den Jeans-Hotpants.
    Ich schiebe mir eine Handvoll Chips in den Mund und spüle sie mit einem kräftigen Schluck Cider hinunter. »Oh, ich glaube, von mir brauchst du keine Ratschläge.«
    »Tja, wenn das so ist, nehme ich die Käse-Nachos mit Bohnen und Sauerrahm.«
    Vor meinem geistigen Auge zieht die Zutatenliste vorüber - Milchprodukte, Kohlehydrate, Frittiertes ohne auch nur den Hauch von Leben, fett und ungesund bis zum Anschlag.
    Ich strahle sie an. »Klingt lecker. Ich nehme dasselbe.«
     

Kapitel 36
    Nach einem Essen, das wohl zu den besten gehört, die mir je serviert wurden, setze ich Lottie zu Hause ab und fahre in meine Wohnung zurück. Mein Wohnzimmer zu betreten  fühlt sich an wie die Rückkehr an einen Tatort. Mittlerweile ist das Eis geschmolzen, so dass das Geschirrtuch als nasser Stoffhaufen auf dem Tisch liegt, daneben zwei unberührte Tassen Tee, auf denen ein glasiger Film schwimmt. Durch die Wohnung zieht sich eine Spur aus Wellys inzwischen getrockneten Pfotenabdrücken.
    Alles scheint ein Stück rückwärtsgewandert zu sein, von der Gegenwart in die Vergangenheit. Eine Zeitspanne hat sich zwischen Oliver und mich geschoben, hat eine noch größere Kluft geschaffen, uns weiter auseinandergetrieben.
    Meine Brust fühlt sich eng an, aber ich schiebe die düsteren Gedanken beiseite. Mein Blick fällt auf meine Aktentasche, die ich auf den Esstisch gelegt habe. Es gibt noch jede Menge für die Pressekonferenz morgen zu tun. Das Leben muss weitergehen, sage ich mir entschlossen, reiße mich zusammen und beginne aufzuräumen. Ich kann nicht herumsitzen und mich in Selbstmitleid suhlen. Ich will den Tag hinter mich bringen, vergessen, so tun, als wäre er nie geschehen.
    Die

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