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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Ordnung war.
    Meine Periode war überfällig.
    Nun ja, den Rest können Sie sich gewiss denken. Ungläubigkeit. Panik. Tränen. Ich erinnere mich an den Moment, als wäre es gestern gewesen. Ich saß da, starrte auf die beiden blauen Linien und spürte, wie die Welt um mich herum zusammenbrach. Ich war 22 Jahre alt und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Die Gefühle drohten mich zu überwältigen: Wut über meine eigene Dummheit, darauf, dass ich es so weit hatte kommen lassen und mich in diese Bredouille  gebracht hatte. Und Angst. Eine eisige, klamme Furcht, die mein Herz fest im Würgegriff hatte, als wollte sie mich nie wieder loslassen.
    Vanessa war der einzige Mensch, dem ich das jemals erzählte. Sie verurteilte mich nicht, schimpfte nicht mit mir. Sie sagte überhaupt nichts, sondern schloss mich einfach nur in die Arme und versprach, bei mir zu sein, was auch immer ich tun würde.Vanessa war diejenige, die mir das Geld lieh und mich in die Klinik begleitete. Ich glaube, ohne sie hätte ich all das wohl nicht durchgezogen, aber nach ein paar Stunden war alles vorüber, und ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich nun alles hinter mir lassen könnte.
    Nur dass mir das niemals gelungen ist. Ich glaube, niemand tut das wirklich, oder?Von diesem Augenblick an war es, als hätte sich endgültig etwas in mir verändert. Ich hatte eine Grenze überschritten und würde nie wieder an den Punkt zurückkehren können, an dem ich vorher war. Natürlich hatte ich mich im Lauf der Jahre Stück für Stück verändert, so wie alle anderen Menschen. All das ist Teil des Erwachsenwerdens, aber rückblickend betrachtet ist es fast, als wäre dies der Moment gewesen, in dem die alte Lottie für immer verschwand.
    Eine einzelne Träne löst sich zwischen meinen Wimpern und kullert mir über die Wange. Denn erst jetzt wird mir klar, was ich mir niemals wirklich verziehen habe. Zehn Jahre sind vergangen, und trotzdem gibt es immer noch Zeiten, in denen ich mich frage, ob ich das Richtige getan habe. In kurzen, unbeobachteten Momenten, wenn ich Vanessa mit Ruby und Sam sehe, wie sehr sie sie liebt. Genau dann frage ich mich, ob der Schritt richtig war, frage mich »was wäre, wenn …«.
    Aber jetzt weiß ich es.
    Denn wenn ich eines aus der Begegnung mit meinem  jüngeren Ich und dem Wiedersehen mit Billy Romani gelernt habe, dann das: Ich habe die richtige Entscheidung getroffen.Wir waren noch so jung, waren nicht füreinander bestimmt und wären schreckliche Eltern gewesen.Wir waren noch nicht einmal zusammen - für Billy Romani war ich nur ein One-Night-Stand -, und ich hätte nie im Leben ein Kind allein großziehen können, schließlich war ich selbst noch ein halbes Kind. Ich war dumm. Ich glaubte, ich sei verliebt, aber diese Schwangerschaft war ein Unfall.Wie er täglich Millionen Frauen passiert. Und mir eben auch. Und genau diese Tatsache muss ich endlich akzeptieren und aufhören, mir Vorwürfe deswegen zu machen. Es ist genau so, wie ich an diesem Tag auf der Treppe zu Lottie gesagt habe: Akzeptieren, das ist das letzte Stadium im Trauerprozess. Und das Stadium, das ich erreichen muss, um mein Leben endlich weiterführen zu können.
    Und genau das passiert in diesem Moment.
    »Hey, alles in Ordnung mit dir?« Lottie unterbricht ihre Tätigkeit und sieht auf.
    »Ja.« Ich wische mir die Träne ab. »Ich denke schon.«
    »Du musst aufhören, dir ständig Sorgen um die Zukunft zu machen. Vergiss die Vergangenheit, und fang an, in der Gegenwart zu leben.« Sie hat ihre Nägel zu Ende lackiert und krümmt zufrieden die Zehen.
    »Ich weiß.« Ich nicke und denke einen Moment nach, dann lächle ich. »Aber wie?«
    Sie verdreht die Augen, als hätte sie eine komplette Vollidiotin vor sich, ehe sie bemerkt, dass ich es todernst meine, und mich erstaunt ansieht. »Sei einfach ein bisschen lockerer, sei spontan, amüsier dich.«
    »Mich amüsieren?«, wiederhole ich, als hätte sie in einer Fremdsprache gesprochen.
    »So wie neulich abends auf der Tanzfläche.« Sie gibt eine  kleine Einlage zum Besten, bei der es sich wohl um die Imitation meiner Tanzversuche handelt. Ich laufe rot an. »Es sah ganz so aus, als würdest du dich prächtig amüsieren.«
    »Ja, das habe ich auch«, gebe ich bei der Erinnerung an den Club zu, an meinen Spaziergang mit Oliver, an die Kekse bei seinem Großvater und an den Flohmarkt … Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich mich in den letzten paar Tagen besser amüsiert habe als in all

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