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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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inzwischen eingetroffen und werden nach einem Begrüßungscocktail in einen angrenzenden Raum geführt, wo sie Melodys Präsentation und ein Kurzfilm über Larrys Beverly Hills Clinic erwartet. Dies dient nicht nur der Hintergrundinformation, sondern befriedigt auch das Bedürfnis nach ein bisschen Hollywood-Glamour. Noch dazu, wenn es unter dem Deckmäntelchen der Arbeit geschieht.
    Ich höre die vertraute Musik aus dem Präsentationsraum. Nachdem ich den Film mehrmals gesehen habe, weiß ich, dass er gleich zu Ende sein und sich der Raum mit hungrigen Menschen füllen wird.
    »Mmm. Dieses Sushi ist köstlich.«
    Ich drehe mich um und sehe Beatrice mit einem Sushi in der Hand, das sie vom Tablett einer Kellnerin gemopst hat. Ich werfe ihr einen scharfen Blick zu.
    »Äh … ich meine, es hat den Probiertest bestanden.« Sie nickt wichtigtuerisch und strafft die Schultern, lächelt die Kellnerin an und wendet sich mir wieder zu. »Irgendeiner musste doch sehen, ob alles in Ordnung ist«, erklärt sie mit Unschuldsmiene. »Wir wollen doch die Journalisten nicht vergiften.«
    »Nur einige von ihnen«, erkläre ich mit einem hinterlistigen Grinsen, worauf sie zu kichern beginnt.
    Für den Bruchteil einer Sekunde spüre ich, wie die Spannung, die mich den ganzen Tag im Würgegriff hatte, ein wenig nachlässt, doch in diesem Moment gehen die Türen auf, und Larry Goldstein kommt herausstolziert, in ein Gespräch mit Melody vertieft, die seine Schmeicheleien mit einem Lächeln belohnt, dicht gefolgt von einer Horde Journalisten, die blinzelnd ins helle Licht treten.
    Beatrice stürzt sich augenblicklich in das übliche Begrüßungs-und-Geplauder-Ritual. Diese Frau sollte unbedingt Mitglied der Königsfamilie werden, das ist mein voller Ernst.  »Du meine Güte, hallo.Wie schön, Sie wieder mal zu sehen!«
    Nervös sehe ich auf die Uhr neben der Tür. Gleich sechs.
    »Entschuldigung«, sage ich und haste durch die Lobby zur Rezeption. »Ist etwas von FedEx für mich abgegeben worden? Charlotte Merryweather.«
    Der Empfangsmitarbeiter lächelt mich freundlich an und schüttelt den Kopf. »Nein, tut mir leid.«
    Meine Eingeweide ziehen sich zusammen, trotzdem ringe ich mir ein Lächeln ab, bedanke mich und gehe in den Konferenzraum zurück.
    »Charlotte, das ist ja unglaublich.« Die Stimme der Redakteurin eines führenden Beauty-Magazins lässt mich herumfahren. »Und was für ein Coup für Sie. Star Smile als Kunde. Ich hatte ja so etwas läuten gehört, aber erst, als die Einladung kam …« Sie hebt ihr Glas und prostet mir zu.
    »Oh … danke. Ja«, presse ich mit einem aufgesetzten Lächeln hervor, obwohl sich mein Mund wie ausgedörrt anfühlt. Ich sehe Larry Goldstein neben der Tür stehen und mit ein paar Journalistinnen plaudern und nehme meinen Mut zusammen. Jetzt oder nie. »Tut mir leid, aber ob Sie mich für einen Moment entschuldigen würden?«
    »Oh, aber natürlich.« Die Beauty-Journalistin lächelt. »Ich glaube, ich werde mir noch einen dieser köstlichen Cocktails genehmigen.«
    Als sie in der Menge verschwindet, mache ich mich auf den Weg zu Larry. Eine geradezu absurde Nervosität hat von mir Besitz ergriffen. Meine Handflächen sind klamm, und mein Herz hämmert. Doch mit einem Mal habe ich Lotties Stimme im Ohr. »Wenn das Schlimmste passieren soll, passiert es auch. Du kannst es nicht verhindern, indem du dir ständig Sorgen deswegen machst.« Ermutigt durch diese Worte hole ich tief Luft.
    »Hi, Dr. Goldstein, könnte ich Sie kurz sprechen?«
    Larry Goldstein, der gerade dabei war, eine Anekdote zum Besten zu geben, hält inne und wendet sich mir zu. »Hey, Charlene, kommen Sie doch zu uns. Ich erzähle diesen Mädchen gerade von der Zeit, als ich mit Tom Cruises’ privatem Learjet durch die Gegend geflogen bin.«
    Ich lächle höflich und schlucke erneut. »Es ist ziemlich wichtig.«
    »Was könnte wichtiger sein als Tom Cruises’ Learjet?« Er legt den Kopf schief und mustert die beiden Mädels, die kichernd an ihren Cocktails nippen.
    Ich balle eine Faust und grabe die Nägel in meine Handfläche. Also gut. »Meine Kündigung«, sage ich tonlos.
    Er sieht mich an, als hätte ich ihm gerade erzählt, ich hätte grüne Marsmännchen im Raum gesichtet. Ehrlich gesagt würde er wohl weniger schockiert aussehen, wenn ich ihm von der Sichtung grüner Marsmännchen erzählt hätte.
    »Oh, jetzt verstehe ich. Das ist der berühmte britische Humor.« Er lacht.
    Ich schlucke. »Nein, das ist mein Ernst.

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