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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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hunderte Dr. Goldsteins. Und wenn er es war, was war passiert? War er verurteilt worden? Hatte er eine saftige Strafe bekommen? War er ins Gefängnis gewandert?
    Ihre Recherchen bestätigten meine Befürchtungen. Denn im Lauf der Jahre hatte sich eine ganze Reihe von Anzeigen wegen sexueller Belästigung gegen Dr. Goldstein angesammelt - von ehemaligen Mitarbeiterinnen über Patientinnen bis zu Exgeliebten -, doch in jedem einzelnen Fall war die  Angelegenheit nach einer höchst großzügigen Abfindung außergerichtlich geregelt worden.
    »Du hast Recht. Er heißt tatsächlich Larry mit Vornamen«, sagte Katie heute Morgen, als sie mich anrief, um mir zu erzählen, dass sie sämtliche Artikel, Gerichtsdurchschriften und sonstige Unterlagen, die sie ausgegraben hatte, per FedEx herüberschicken würde.
    Mr. Celebrity Smile, denke ich, als er nun vor mir steht. Und mit einem Mal hat er nicht einmal mehr die geringste Ähnlichkeit mit dem Fernsehstar, als den ich ihn kennen gelernt habe. Sein perfekt frisiertes Haar ist zerzaust und gibt den Blick auf eine kahle Stelle von beachtlicher Größe frei - ein jämmerlicher Anblick.
    »Das ist Erpressung«, sagt er schließlich.
    »Und davon verstehen Sie ja eine ganze Menge«, kontere ich ungerührt.
    Er schluckt und umklammert noch immer den Umschlag mit dem Beweismaterial. »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Nichts«, antworte ich nur. »Auf Wiedersehen, Dr. Goldstein.« Ich wende mich zum Gehen, ehe ich noch einmal stehen bleibe und mich zu ihm umdrehe. »Oh, nur fürs Protokoll: Mein Name ist Charlotte.« Und damit mache ich mich endgültig auf den Weg. Aus irgendeinem Grund bin ich mir sicher, dass er diesen Namen nicht so schnell wieder vergessen wird.
     

Kapitel 38
    Als ich die Lobby betrete, kann ich mich kaum noch auf den Beinen halten, weil meine Knie so stark zittern. Den ganzen Tag über hat mich das Adrenalin am Laufen gehalten, doch  nun, da alles vorbei ist, fühle ich mich völlig ausgelaugt und zittrig. Ich stütze mich an der Wand ab und hole tief Luft. Ich kann nicht glauben, dass ich es tatsächlich getan habe. Euphorie durchströmt mich, vermischt mit einem Gefühl unendlicher Erleichterung, ganz zu schweigen von völliger Ungläubigkeit. Ich habe es getan. Ich habe es getan!
    »Da bist du ja!« Ich schlage die Augen auf und sehe Beatrice, die ich bereits im Vorfeld in meine Pläne eingeweiht habe, auf mich zukommen. Das erschien mir nur fair - immerhin habe ich mit dem Ganzen die Agentur und damit ihren Job aufs Spiel gesetzt.
    Doch falls sie irgendwelcheVorbehalte gehabt haben sollte, hat sie es nicht gezeigt. Stattdessen drückte sie mich an sich, so dass ich fürchtete, sie breche mir die Rippen, und meinte: »Ich stehe hinter dir. Vergiss das nie! ›Wir werden auf den Stränden kämpfen, wir werden an den Landungsabschnitten kämpfen, wir werden auf den Feldern und auf den Straßen kämpfen, wir werden in den Hügeln kämpfen. Wir werden uns nie ergeben.‹« Ich musterte sie verwundert.
    »Winston Churchill. Daddys großes Vorbild«, erklärte sie mit feierlicher Miene.
    »Und wie ist es gelaufen?«, fragt sie, als sie nun neben mich tritt. »Ich habe gerade Dr. Goldstein mit einer wasserstoffblonden Frau und einem Schoßhündchen in einem Taxi davonfahren sehen.«
    »Es lief …« Ich nicke und suche nach dem passenden Adjektiv. »… ganz gut.«
    Ihre Erleichterung ist unübersehbar. »Oh, Gott sei Dank«, ruft sie, ehe sie mich nachdenklich mustert. »Und war er sehr wütend?«, fragt sie mit furchtsam gedämpfter Stimme.
    »Das könnte man sagen.«
    Beatrice zieht scharf den Atem ein. »Ehrlich, Charlotte, du bist meine Heldin.«
    »Oh, wohl kaum.« Ich lächle erschöpft.
    »Doch, bist du.« Beatrice und ihre Loyalität. »Du bist eine richtige Superheldin.Wie Spiderwoman!«
    »Spiderman«, korrigiere ich.
    »Ehrlich? Ich hätte schwören können …« Sie runzelt die Stirn, dann schüttelt sie den Kopf. »Egal. Auf geht’s«, ruft sie und klatscht in die Hände. »Besorgen wir uns etwas zu trinken. Es sind kaum noch Cocktails übrig - wir müssen uns beeilen, bevor die Schreiberlinge uns alles wegtrinken.« Sie will sich bei mir unterhaken, aber ich schüttle den Kopf.
    »Nein, ich glaube, ich fahre lieber nach Hause«, sage ich leise und presse die Hände auf die Schläfen, um die beginnenden Kopfschmerzen zu vertreiben. »Ich habe gestern Nacht nicht allzu viel Schlaf abbekommen und breche morgen sehr früh auf.«
    Das ist noch so eine

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