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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Zuhause, Ihre Lebensgrundlage, jedes einzelne verdammte Fitzelchen davon.«
    Mein Herz hämmert. Genau das ist der Grund, weshalb ich solche Angst vor diesem Gespräch hatte.
    »Prima, dann viel Spaß«, erwidere ich tonlos, sorgsam darauf bedacht, meine Stimme nicht zittern zu lassen, und wende mich ab.
    »Sie werden mich nicht einfach hier stehen lassen. Sie wissen nicht, mit wem Sie es zu tun haben, Charlene. Ich bin derjenige, der sagt, wann es vorbei ist.« Mittlerweile schreit er, und seine perfekte Bräune ist in ein tiefes Dunkelrot übergegangen.
    »Schatz?« Eine hohe Stimme ertönt, und Sekunden später erscheint seine Frau im Türrahmen - ein Cocktailglas in der einen Hand, das geliebte Hündchen auf dem Arm und mit einem leicht angesäuselten Lächeln auf dem Gesicht. »Schatz, willst du nicht wieder reinkommen? Die Shrimps sind absolut sensationell.«
    »Hau verdammt noch mal ab, Cindy. Los!«, zetert er wutschnaubend. »Siehst du nicht, dass das ein geschäftliches Gespräch ist?« Sie wird blass, und als sie den Rückzug antritt, wirbelt er zu mir herum. »Ich werde Sie ruinieren. Ich werde überall in der Branche erzählen, wie unprofessionell Sie sind, völlig inkompetent, dass Sie Ihren Job nicht hingekriegt haben. Ich habe Freunde auf höchster Ebene. Ich gehe damit an die Presse.« Mittlerweile ist er völlig außer Rand und Band und schäumt vor Wut, doch ich weiche nicht zurück. Mir war klar, dass so etwas passieren könnte, was meinen  Entschluss jedoch nicht geändert hat. Ich bin entschlossen, auf meinen Instinkt zu hören.
    »Entschuldigung? FedEx für Charlotte Merryweather?«
    Ich drehe mich um und sehe den FedEx-Mann den Gang entlangkommen. Genau im richtigen Moment. Erleichterung durchströmt mich. Mein jüngeres Ich mag mir geholfen haben, meinen Traum wiederzufinden, meine Prioritäten richtig zu setzen und zu sagen, was ich denke, mein älteres Ich hingegen weiß, dass es nicht schaden kann, eine kleine Versicherung im Rücken zu haben.
    »Der Herr am Empfang meinte, ich würde Sie hier finden. Es sei wichtig, meinte er.«
    »Eigentlich ist es für ihn«, sage ich, unterschreibe und zeige auf Larry Goldstein.
    »Wie?« Inzwischen ist seine Stimme wieder normal, und er sieht mich atemlos und verwirrt an.
    Der FedEx-Bote zuckt lediglich die Achseln und drückt ihm den Umschlag in die Hand, den Larry Goldstein verwundert betrachtet.
    »Ich denke, Sie sollten ihn aufreißen.«
    »Was soll der Blödsinn?«, blafft er mich an. »Ich kann nämlich -«
    »Sie wollen mich verklagen? An die Presse gehen?«, unterbreche ich ihn, sorgsam darauf bedacht, ruhig zu klingen, obwohl mir das Herz bis zum Hals schlägt. »Das würde ich mir an Ihrer Stelle gut überlegen.«
    Ungeduldig reißt er den Umschlag auf und zieht die Blätter mit höhnischer Miene heraus, die beim Anblick des Inhalts jedoch augenblicklich verfliegt.
    »Großer Gott«, flüstert er und wird bleich.
    Lottie hat mir vorgeworfen, ich würde nicht auf mein Bauchgefühl vertrauen, und im Hinblick auf Larry Goldstein habe ich es tatsächlich vom Tag unseres ersten Gesprächs in diesem Restaurant an vernachlässigt. Mittlerweile bin ich sicher, dass es seine Hand unter dem Tisch war, aber ich habe es abgetan, ebenso wie seine eindringlichen Blicke, sein flirtendes Geplänkel, das unbehagliche Gefühl, das mich jedes Mal in seiner Gegenwart beschlichen hat. Erst viel später, vor dem Laden, als er zu mir sagte: »… mit dem entsprechenden Sümmchen lässt sich ja bekanntermaßen jedes Problem aus der Welt schaffen«, wusste ich es. Das war der Moment, als die leise Stimme in meinem Inneren wusste, mit wem sie es zu tun hatte.
    Aber erst gestern Abend war ich dann endlich bereit, auf diese Stimme auch zu hören, nach meinem Instinkt zu handeln, und beschloss, ein wenig zu recherchieren.
    Allem Anschein nach bin ich nicht die Erste. In einer kurzen Notiz in der Santa Barbara Evening Post von 1992 ist eine 16-Jährige erwähnt, die ihrem Zahnarzt, einem gewissen Dr. Goldstein, vorwirft, sie während der Behandlung unsittlich berührt zu haben. Auf weitere Details wurde jedoch nicht eingegangen.
    Das ist der Grund, weshalb ich Katie Proctor angerufen habe, denn in ihrer Funktion als Journalistin hat sie Zugang zu den internationalen Pressedatenbanken und Gerichtsarchiven. Ich habe sie gebeten, ein wenig nachzubohren. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass es derselbe Goldstein war, aber ich konnte mir nicht sicher sein. Schließlich gibt es

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