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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Augenblicklich kommt mir mein Gespräch mit Vanessa wieder in den Sinn; die Nachrichten mit der Bitte um Rückruf, die ich in seinem Büro hinterlassen habe. Ich gehe ran.
    »Hallo?«
    »Hey, Charlotte, hier ist Julian. Ich habe eine Nachricht bekommen, ich soll dich zurückrufen.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde zögere ich und überlege, wie ich anfangen soll, ehe ich aufgebe. »Das Spiel ist aus. Ich weiß alles.«
    »Was weißt du?«, fragt er unschuldig.
    »Julian, versuch mich nicht für blöd zu verkaufen!«, herrsche ich ihn ungeduldig an. »Du redest mit mir, vergiss das nicht, einer Freundin. Ich kenne dich zu lange und weiß genau, wann du etwas verbirgst.«
    Stille. Dann: »Oh Gott, hast du Vanessa davon erzählt?«
    »Nein, natürlich habe ich Vanessa nichts erzählt, aber wenn du es nicht tust, werde ich es machen.«
    Die Ampel springt auf Grün, und ich krieche einige Meter vorwärts.
    »Ich wollte nur auf den richtigen Zeitpunkt warten.«
    »Auf den richtigen Zeitpunkt?«, rufe ich ungläubig. »Aber für so etwas gibt es keinen richtigen Zeitpunkt! Ich fasse es nicht, wie du so etwas tun konntest!«
    »Aber ich musste doch etwas tun«, protestiert er. »Ich weiß nicht, ob Vanessa dir davon erzählt hat, aber in letzter Zeit haben wir einige Probleme …«
    »Natürlich hat Vanessa mir davon erzählt«, unterbreche ich ihn unwirsch. »Wissen Männer wirklich nicht, dass Frauen ihren besten Freundinnen alles erzählen?«
    »Ich muss zugeben, ich war in letzter Zeit nicht gerade der beste Ehemann. In der Kanzlei war der Teufel los. Der reinste Alptraum. Ich war der reinste Alptraum.«
    »Das benutzt du als Ausrede?«
    »Na ja, nein, natürlich ist das keine Ausrede. Ich versuche nur, es zu erklären … Also, ein Kollege von mir hat mir kürzlich erzählt, seine Ehe sei am Ende. Er lässt sich scheiden, und als er mir davon erzählt hat, war das wie ein Schock, es hat mich aufgeweckt, was längst überfällig war …«
    »Ich fasse es nicht!«, schreie ich wütend. »Du bist doch genauso mies wie alle anderen! Und ich habe dich auch noch in Schutz genommen!«
    »Oh, äh, danke, Charlotte«, erwidert er, und ich registriere einen Unterton in seiner Stimme, als wolle er sich verteidigen. Kein Wunder, denke ich aufgebracht. »Ich nehme das als Kompliment.«
    »Als Kompliment! Du elender Mistkerl!«
    Schweigen.
    »Charlotte? Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragt er nach einem Moment.
    »Nein, mit mir ist nicht alles in Ordnung«, blaffe ich. »Vanessa liebt dich. Sie würde alles für dich tun. Und als Dank dafür hast du eine beschissene kleine Affäre.«
    »Eine Affäre?«
    Ich hatte erwartet, dass er wütend werden würde, traurig, sich verteidigen … umso verblüffter bin ich, als er unvermittelt in schallendes Gelächter ausbricht. »Findest du das auch noch witzig?«
    »Ich finde es wahnsinnig witzig«, erwidert er trocken. »Ich? Vanessa betrügen? Sie würde mir die Eier abschneiden und sie zum Frühstück essen. Mit Ketchup.«
    Leiser Zweifel regt sich in mir. »Aber … ich habe dich doch im Drogeriemarkt gesehen. Du hattest Kondome im Korb …«
    Ich spüre seine Verlegenheit am anderen Ende der Leitung, dann stößt er einen tiefen Seufzer aus. »Okay, ich bekenne mich schuldig, Sex mit meiner Frau geplant zu haben, Euer Ehren.«
    »Und meine Assistentin hat dich im Dorchester mit dem Schlüssel zu einer Suite gesehen.«
    »Ja, ich bekenne mich schuldig, eine Suite für ein versautes Wochenende mit meiner Ehefrau gebucht zu haben.«
    Mein Zweifel wächst, nähert sich allmählich der Gewissheit.
    »Und die Quittung von Agent Provocateur.«
    »Ja, ich bekenne mich schuldig, meine Frau sexy zu finden und ihr Reizwäsche gekauft zu haben.«
    Schweigend verarbeite ich die Neuigkeiten. Wie es aussieht, habe ich mich gründlich geirrt.
    »Ich liebe meine Frau, Charlotte.« Julians Stimme klingt mit einem Mal ernst. »Als mein Kollege erzählt hat, seine Ehe sei zerbrochen, bin ich aufgewacht und habe über meine eigene Beziehung nachgedacht. Einen Moment lang habe ich mir vorgestellt, wie ein Leben ohne Vanessa aussehen würde, und begriffen, was für ein Idiot ich war, wie sehr ich davon ausgegangen bin, dass sie immer für mich da sein wird …«
    Als er fortfährt, wird mir endgültig klar, wie sehr ich danebengelegen habe.
    »… also wollte ich ihr etwas Gutes tun, sie verwöhnen, Zeit mit ihr verbringen, sie wieder neu kennen lernen. Ich weiß, dass über Nacht keine Wunder passieren

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