Heute schon geträumt
mal, ist das Zigarettenrauch?
Eine Wolke weht zu mir herüber, und ich drehe mich um. Siehe da, neben mir sitzt ein Pärchen und - raucht. In einem geschlossenen Raum! Haben die noch nichts vom Rauchverbot gehört?
»Äh … Entschuldigung …« Die beiden sehen herüber. »Könnten Sie...«, sage ich höflich mit einer Geste in Richtung ihrer Zigaretten. Eigentlich finde ich es ja schrecklich, an anderen herumzukritteln, aber Rauchen ist nun mal ganz schlecht für meinen Hals.Aber in Wahrheit ist mein schlechtes Gewissen überflüssig, da Rauchen in Pubs sowieso verboten ist.
»Klar. Nimm dir nur eine.« Grinsend hält mir der Typ seine Schachtel Marlboro Lights hin. »Brauchst du Feuer?«
Oh, nein, er hat mich völlig missverstanden. »Äh … nein … danke«, stammle ich und werde rot. »Ich habe nicht gemeint … Ich …« Mir fehlen die Worte. »Mein Hals …«, sage ich mit einem leichten Schniefen zur Untermalung.
»Ja, ja, schon klar. Sommergrippe. Echt üble Sache.« Er nickt mitfühlend und nimmt einen kräftigen Zug.
Empört starre ich ihn an. Ich fasse es nicht. Manche Leute haben eine Arroganz am Leib! Der Kerl sitzt einfach da und qualmt weiter.Wie unhöflich ist das denn? Noch dazu, wo ich doch ganz nett gefragt habe. Missmutig stehe ich auf und schnappe meinen Cranberrysaft.
»Du solltest rausgehen und dich in die Sonne setzen«, rät er und nimmt einen Schluck aus seinem Bierglas.
»Ja, genau das werde ich tun«, erwidere ich knapp, schwinge meine Handtasche über die Schulter und trete den Rückzug an.
Im Biergarten drängen sich die Gäste an den schmiedeeisernen Tischen. Genau so, wie ich den Pub in Erinnerung hatte: proppenvoll, fröhliches Stimmengewirr. Und immer noch so schön wie früher mit den Blumenampeln an den Mauern, die vor duftenden Blumen beinahe überquellen, und um die Ecke steht eine wunderschöne Platane. Meine Güte, ich erinnere mich noch daran, wie sie gepflanzt wurde - ein mickriger Schössling, aber jetzt?!
Oh.
Enttäuschung durchzuckt mich beim Anblick des Baums. Der ist aber in den letzten zehn Jahren nicht besonders gewachsen. Ich dachte, ich stünde vor einem riesigen Baum mit ausladenden, schattenspendenden Ästen. Ich mustere die mageren Ästlein. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, er ist frisch gepflanzt.
Aber was verstehe ich schon vom Gärtnern? Ich entdecke einen freien Platz und setze mich mit dem Rücken zur Sonne. Lieber nicht noch weitere Hautschäden riskieren.
Ich sehe mich um. Die Gäste sehen auch noch so aus wie früher - cooles, trendiges Volk mit Hüftjeans und lässigen Sommerkleidern, braun gebrannt und mit diesen Celtic-Tattoos ums Handgelenk, wie sie in den Neunzigern angesagt waren. Meine Güte, wie froh ich bin, dass ich mir nie eines habe verpassen lassen. Allein die Vorstellung, für den Rest meines Lebens damit herumlaufen zu müssen. Dabei fand ich sie immer so cool.
Ich krame mein Handy aus der Tasche. Ich muss dringend Miles anrufen. Er hat mir eine Nachricht hinterlassen, als ich beim Arzt war. »Es ist nichts Besonderes, ich wollte mich nur mal melden«, sagte er, aber das ist seine Standard-Floskel. Zu Beginn unserer Beziehung fand ich das ja unglaublich süß - und daran hat sich auch nichts geändert. Es wäre nur nett, wenn es zur Abwechslung mal etwas Besonderes gäbe, weswegen er sich meldet. Nichts Schlimmes, sondern einfach etwas Nettes, Spannendes, Besonderes.
Ich wähle seine Nummer und halte mir das Handy ans Ohr, während es läutet.
Tut es aber nicht.
Stirnrunzelnd sehe ich aufs Display. Kein einziger Balken und kein Signal. Schon wieder, denke ich verärgert. Ich habe schon gestern bei T-Mobile angerufen, aber dort hieß es, in dieser Gegend sei kein Problem mit dem Empfang bekannt. Ich verstehe das nicht. Ich zücke mein BlackBerry. Genau dasselbe. Verwirrt starre ich es an. Was hat Beatrice neulich gesagt? Ach ja, genau. Dass zu viele Leute mit dem Handy telefonieren. Ich sehe mich um.Vielleicht hat sie ja Recht.
Aber …
Moment mal. Ich lasse den Blick über die Gäste schweifen. Normalerweise sitzen viele mit dem blinkenden Bluetooth-Stöpsel im Ohr da und reden und sehen aus, als würden sie Selbstgespräche führen. Aber jetzt …
Vielleicht sind hier auch keine Handys erlaubt, denke ich leicht erstaunt, obwohl ich nirgendwo ein Schild sehen kann. Oh, nein, da drüben ist jemand. Ein junger Mann an einem der Tische spricht auf seinem Handy. Als er fertig ist, springe ich auf und gehe
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