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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Jahr 1997 zurückzukatapultieren?
    Mal ganz ehrlich, Charlotte, dieses eine Glas Champagner kann dir doch nicht so zu Kopf gestiegen sein, oder? Ich packe meine etwas überaktive Fantasie beim Schlafittchen. Wir sind hier nicht bei Zurück in die Zukunft, verdammt noch mal. Das hier ist die Realität. Ich bin nicht Michael J. Fox. Ich fahre keinen DeLorean. Ich bin Charlotte, habe eine PR-Agentur und fahre einen VW Beetle. Und bei dem Verkehr hier kann ich höchstens 40 Stundenkilometer gefahren sein.
    Mein Blick bleibt an einer Straße ein Stück vor mir hängen. Ich erkenne sie wieder. Es ist genau dieselbe wie gestern, als ich dem alten Käfer...
    Eilig sehe ich weg. Genug jetzt. Woran habe ich gerade  gedacht? Ach ja, irgendwelchen Unsinn.Vielleicht sollte ich einfach heimfahren und mir ein entspannendes Bad einlassen? Oder die CD anhören, die Mum mir geschickt hat.
    Soll ich abbiegen?, fragt die leise Stimme in meinem Kopf.
    Nein, natürlich nicht! Ich fahre auf dem direkten Weg nach Hause.
    Es dauert doch nur zehn Minuten.
    Ich zögere. Meine Entschlossenheit gerät ins Wanken. Was idiotisch ist, wie gesagt. Blanker Unsinn. Außerdem will ich nicht mir selbst mit 21 begegnen. Ganz bestimmt nicht. Herzlichen Dank. Dieses Mädchen habe ich längst hinter mir gelassen.
    Mit einem Mal habe ich wieder Sukis Stimme im Ohr, als hätte jemand die »Play«-Taste auf dem Rekorder gedrückt. »85 Prozent der irreversiblen Sonnenschädigungen entstehen vor dem 25. Lebensjahr.« Ich sehe mich, wie ich mit 21 oben ohne im Garten hinterm Haus liege und mich auf meinem Handtuch herumrolle wie ein Spanferkel am Spieß.
    Okay, das Letzte nehme ich zurück.
    Ich trete auf die Bremse und biege nach rechts ab.
     Fünf Minuten später erreiche ich Kilmaine Terrace. Schon jetzt bereue ich meinen Entschluss. Sich etwas auszumalen ist eine Sache, sie dann tatsächlich durchzuziehen eine völlig andere.
    Und was genau treibst du hier, Charlotte?, meldet sich diese nervtötende Stimme wieder.
    Ich kann die Frage nicht beantworten. Offen gestanden ist mir das Ganze viel zu peinlich. So sehr, dass ich dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen werde. Gott möge verhindern, dass jemals jemand davon erfährt. »Und, was hast du gestern Abend so gemacht, Charlotte?«
    »Oh, ich bin zu dem Haus gefahren, in dem ich mit 21  gewohnt habe, weil meine Assistentin gemeint hat, Zeitreisen seien durchaus denkbar, und ich es überprüfen wollte.«
    Äh, alles klar. Stress hin oder her, die stecken mich doch in die Zwangsjacke und sperren mich ein.Vergiss Großtante Mary mit ihrem sprechenden Papagei - ich werde in die Familiengeschichte der Merryweathers als die unverheiratete Karrierefrau eingehen, die völlig den Verstand verloren hat. »Ist ja auch kein Wunder, schließlich musste sie ja unbedingt in London wohnen«, höre ich meine Mutter schon sagen.
    Ich steuere auf das Haus mit der Nummer 39 zu, wobei ich nach einem klapprigen orangefarbenen Käfer Ausschau halte. Aber ich kann ihn nirgendwo entdecken.
    Hallo? Was hast du erwartet, du Idiotin?
    Ich bin erleichtert und komme mir gleichzeitig ziemlich blöd vor. Und da schwingt noch etwas anderes mit - Enttäuschung. Denn so unwahrscheinlich diese ganze Geschichte ist - ein winziger Teil von mir ist fasziniert von all diesen Geschichten von übernatürlichen Phänomenen. Ich habe jede einzelne Folge von Akte X gesehen (und nicht nur, weil ich so auf David Duchovny stand), und die Vorstellung, so etwas könnte es tatsächlich geben, begeistert mich maßlos. Ich meine, wer war nicht begeistert von Die Frau des Zeitreisenden?
    Unvermittelt meldet sich meine Blase. Verdammt, das muss am Champagner und an meinem leeren Magen liegen. Ich muss dringend eine Toilette finden. Und zwar zügig.
    Ich drehe eine letzte Runde um den kleinen Platz und lasse den Blick noch einmal über die geparkten Autos schweifen - nicht weil ich ernsthaft glaube, ihn zu entdecken, sondern weil ich zu den Menschen gehöre, die grundsätzlich noch mal zurückgehen und nachsehen, ob das Gas auch abgedreht ist -, ehe ich die Kilmaine Terrace wieder hinunterfahre. Irgendwo hier muss es doch eine Toilette geben.
    Dann fällt es mir wieder ein. Das Wellington Arms. Der Pub hatte gerade erst aufgemacht, als ich hier gewohnt habe, und Vanessa und ich waren Stammgäste dort. Er muss hier irgendwo sein. Ich fahre an dem Vorfahrtsschild am Ende der Straße vorbei. Ich glaube, irgendwo links. Obwohl … nein, doch eher rechts. Ich zögere

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