Heute und für immer: Roman (German Edition)
das? Ich habe nichts gegen Geld. Ich gehe selbst des Öfteren damit um. Aber es verschleiert leider häufig die Realität.«
»Wessen Realität?«
»Ich will es Ihnen sagen.« Kasey lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Menschen mit Besitz sehen das Leben nie so, wie es für die Mehrheit ihrer Mitmenschen wirklich ist – ein täglicher Kampf ums Überleben, Raten, Gläubiger, Bezugsscheine. Damit haben Leute wie Sie nichts zu tun.«
»Und das betrachten Sie als Makel?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Es ist nicht Ihre Aufgabe, darüber zu befinden, oder?«
Kasey blies sich eine Locke aus den Augen. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? »Ich gebe zu, es macht mich nervös, aber das ist ein persönliches Problem. Glauben Sie nicht, dass Geld die Menschen daran hindert, alltägliche Gefühle zu empfinden?«
»Also schön«, sagte er und zog sie an sich. »Dann wollen wir Ihre Theorie gleich einmal überprüfen.«
Sein Mund senkte sich auf ihre Lippen. Die Art, wie er sie küsste, überraschte sie. Dieser Kuss war gierig und besitzergreifend und forderte eine ganz deutliche Antwort. Anfangs wehrte sich Kasey noch. Ihr Verstand war absolut dagegen, zu kapitulieren. Doch ihr Körper verfolgte ein ganz anderes Ziel. Als sie Jordan enger an sich zog, hörte Kasey sich leise stöhnen.
Sein Kuss hatte etwas Wildes. Keine Zärtlichkeit, keine Verführung. Er bestand auf einer Antwort, nahm sie zur
Kenntnis und verlangte mehr. Kasey gab es ihm. Ihre eigenen Gefühle ließen ihr keine andere Wahl.
Dann lösten sich seine Lippen für einen kurzen Moment von ihren. Sie wich zurück, versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. »Oh, nein.« Er hielt sie fest umklammert. »Noch nicht. Ich bin noch längst nicht fertig mit dir.«
Sie wollte sich ihm entziehen, doch stattdessen umschlangen ihre Arme ihn. Ihr Mund verlangte entschlossen nach mehr.
Ohne jedes Feingefühl umfasste er ihre Brust. Ihre Haut erglühte unter der Berührung seiner schlanken Finger. Es war mehr als sinnliches Erleben, mehr als Leidenschaft und Begierde. Diese Gefühle kannte sie. Doch was sich hier abspielte, lag jenseits aller Erfahrungen, die sie bisher gemacht hatte. Es ängstigte sie, tat ihr weh und ließ sie gleichzeitig seine Forderungen mit fieberndem Eifer erfüllen. Als sie spürte, dass sie kurz davor war, die Grenze der Vernunft zu überschreiten, gab er sie frei.
Kasey starrte ihn wortlos an. Gedanken und Gefühle brachen wie eine haushohe Flutwelle über sie herein und kehrten das Unterste nach oben. Ihr Verlangen blieb, denn sein Geschmack lag noch verführerisch auf ihren Lippen.
»Jetzt erlebe ich dich zum ersten Mal sprachlos«, hörte sie Jordan flüstern. Er legte eine Hand in ihren Nacken. Seine Finger streichelten zärtlich die zarte Haut. Erneut jagte die Begierde durch ihre Adern.
»Du hast mich eben überrascht«, erwiderte Kasey. Sie schlüpfte aus seiner Umarmung und trat einen Schritt zurück. Diese Situation erforderte ein gründliches Nachdenken, doch als Erstes musste sie ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden.
Jordan beobachtete sie und stellte dabei zufrieden fest,
dass er sie tatsächlich aus der Fassung gebracht hatte. Nur war auch er auf das intensive Verlangen, das er bereits bei der ersten Berührung verspürt hatte, nicht vorbereitet gewesen.
»Ich werde es mir zur Gewohnheit machen, dich zu überraschen.« Kasey drehte sich um und sah ihm ins Gesicht.
»Ich bin nicht leicht zu überraschen, Jordan. Und ich habe auch nicht die Absicht, eine Affäre mit dir zu beginnen.«
»Gut. Das macht die Geschichte noch interessanter. Ich beabsichtige das nämlich sehr wohl.«
Ich habe ihn falsch eingeschätzt, dachte sie. Er hält sich keinesfalls strikt an gesellschaftliche Konventionen, wie ich angenommen habe. Unter seiner Gentleman-Fassade schlummert ein rücksichtsloser Charakter. Ich muss sehr viel vorsichtiger sein.
Sie zwang sich zu einem ruhigen Tonfall, als sie sagte: »Eigentlich wollte ich dir gerade ein Bild von einem Schamanen heraussuchen.«
Er nahm ihr das Buch aus der Hand und klappte es mit Nachdruck zu. »Das Wichtigste zuerst. Hättest du Lust, morgen mit mir segeln zu gehen?«
»Segeln?«, wiederholte sie argwöhnisch. »Nur wir beide?«
»Ja, so hatte ich mir das vorgestellt.«
Die Aussicht auf einen Tag an der frischen Luft nach der tagelangen Arbeit in der düsteren Bibliothek und die Gelegenheit, einen Tag allein mit ihm zu verbringen, waren sehr verlockend. Zu verlockend. Kasey
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