Heute und für immer: Roman (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das klug wäre.«
»Du scheinst mir keine Frau zu sein, die immer nur nach den Gesetzen der Vernunft handelt«, gab er zurück und strich mit den Fingerspitzen über ihre Wange.
»Na gut, ich mache eine Ausnahme. Und ich wäre dir
dankbar, wenn du das lassen würdest.« Sie spürte, wie ihr Puls zu rasen begann.
Er hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe. »Komm mit, Kasey. Ich brauche einen Tag Abstand von diesem Raum, von diesen Büchern.«
Aber nur einmal, dachte sie.
Das Boot entsprach genau ihren Erwartungen: schnittig, luxuriös und teuer. Es machte Spaß, Jordan dabei zuzusehen, wie er die 20m-Segelyacht mit einer Lässigkeit steuerte, die von langjähriger Erfahrung zeugte. Später saß Kasey vorn am Bug und beobachtete, wie das Boot durch die Wellen glitt. Das ist also seine Art der Zerstreuung, wenn die Welt, in der er sich selbst eingeschlossen hat, unerträglich wird, ging ihr durch den Kopf.
Jordan stand mit nacktem Oberkörper am Ruder. Seine Arme wirkten kraftvoll und maskulin. Wie mag es wohl sein, mit ihm zu schlafen?, überlegte Kasey und setzte sich in den Schneidersitz. Er hatte wunderschöne Hände. Selbst aus der Entfernung und trotz der steifen Brise, die sie umwehte, vermeinte sie, diese Hände auf ihrer Haut zu spüren. Er war bestimmt ein fordernder Liebhaber, befand sie in Erinnerung an seinen aggressiven Kuss. Aufregend. Aber … ja, da war ein Aber, und sie wusste nicht, warum. Und sie war sich auch nicht sicher, ob sie es überhaupt wissen wollte.
Jordan wandte sich zu ihr um und fing ihren Blick auf. »Woran denkst du?«
»Ich denke gerade über ein ganz bestimmtes Problem nach«, erwiderte sie errötend. »Oh, sieh nur!« Über seine Schulter hinweg hatte sie Delfine entdeckt. Sie schossen aus dem Wasser, beschrieben einen Bogen und tauchten wieder unter.
»Sind sie nicht wunderschön?« Kasey stand auf und ging ans Heck. Sie legte eine Hand auf Jordans Schulter, stellte sich auf die Zehenspitzen und reckte den Kopf, um besser sehen zu können. »Wenn ich eine Meerjungfrau wäre, würde ich mit ihnen schwimmen.«
»Glaubst du an Meerjungfrauen, Kasey?«
»Selbstverständlich.« Sie lächelte ihn an. »Du etwa nicht?«
»Spricht hier die Wissenschaftlerin?« Er legte eine Hand um ihre Hüfte.
»Als Nächstes willst du mir wohl erklären, dass es keinen Nikolaus gibt, was? Für einen Schriftsteller hast du eine äußerst dürftige Fantasie, muss ich sagen«, konterte sie und atmete geräuschvoll die würzige Seeluft ein. Als sie Anstalten machte, wieder von ihm abzurücken, hielt er sie am Oberarm fest. Das Schiff neigte sich leicht zur Seite, und seine Finger schlossen sich fester um ihren Arm. Ganz locker bleiben, ermahnte sie sich. Versuche, nicht auf seine Berührung zu reagieren. »Darüber kannst du beim Lunch mal nachdenken!«
»Hungrig?« Er lächelte und erhob sich. Seine Hände wanderten hinauf zu ihren Schultern.
»Meistens. Ich bin gespannt, was François uns eingepackt hat.«
»Gleich«, sagte er und brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen.
Dieser Kuss war ganz anders als der vom Tag zuvor. Viel zärtlicher. Kasey spürte die Hitze der Sonne, die sanften Peitschenschläge des Windes. Die Luft roch nach Salz. Über ihren Köpfen zerrten die Segel knatternd an der Takelage.
Sie verlor sich schon wieder. Dabei passte es ihr gar nicht, die Kontrolle über ihre Gefühle zu verlieren. Behutsam
schlängelte sie sich aus seiner Umarmung. »Jordan«, begann sie und atmete bedächtig aus, um sich zu sammeln. Er lächelte zu ihr herab. Seine Finger liebkosten ihre Schultern. »Du bist sehr zufrieden mit dir, nicht wahr?«, stellte sie fest.
»Das bin ich, in der Tat.«
Er wandte sich kurz von ihr ab, um die Segel zu raffen. Kasey lehnte an der Reling, ohne ihm ihre Hilfe anzubieten. »Jordan, möglicherweise habe ich dir einen falschen Eindruck von mir vermittelt.« Ihr Ton war wieder ruhiger, entspannter. »Ich sagte dir bereits, dass ich keine spröde Jungfrau bin. Aber das heißt nicht, dass ich mit jedem ins Bett gehe.«
Er drehte sich nicht um. »Ich bin nicht jeder .«
Kasey warf mit einer wütenden Kopfbewegung die Haare zurück. »An mangelndem Selbstbewusstsein leidest du wirklich nicht!«
»Nicht dass ich wüsste. Woher stammt dieser Ring, den du trägst.«
Kasey sah auf ihre Hand hinab. »Von meiner Mutter. Warum?«
»Reine Neugier.« Jordan hob den Picknickkorb auf. »Sollen wir jetzt
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