Heute und für immer: Roman (German Edition)
sandte ein Prickeln durch seinen Körper, das ihn beinahe umgeworfen hätte. Wie macht sie das nur? , fragte er sich. Wie schafft sie es, dass ich sie schon wieder begehre, obwohl ich noch den Schweiß unseres letzten Liebesspiels auf der Haut spüre? Wann werde ich ihrer überdrüssig sein? Er schob diesen Gedanken beiseite und fragte sich stattdessen, wie lange es noch dauern würde, bis sie sich von dieser Party davonstehlen konnten und er Kasey wieder ganz für sich allein hatte.
»Die immer größer werdende Kluft zwischen elitärer und populärer Literatur macht es dem durchschnittlichen Leser zunehmend schwerer, leichte Unterhaltungsliteratur ohne schlechtes Gewissen zu genießen.«
Kasey lächelte J. R. verschmitzt zu, als Jordan sich zu ihnen gesellte. »Ich habe alle Ihre Bücher gelesen und dabei ein absolut reines Gewissen gehabt.« Sie nippte an ihrem Glas und sah Jordan liebevoll an.
Es verstrichen ein paar Sekunden, ehe J.R.s Lippen sich zu einem Schmunzeln kräuselten. »Ich glaube, man hat mich gerade in meine Schranken verwiesen, Jordan. Wenn ich eine Partnerin wie sie fände, könnte ich mich glatt mit dem Gedanken anfreunden, eine Co-Autorin zu haben.«
»Ich habe schon versucht, Kasey davon zu überzeugen, ein eigenes Buch zu schreiben.« Germaine kippte seinen Whiskey pur hinunter. Er hatte ein volles, gut geschnittenes Gesicht, das ein eisgrauer Oberlippenbart zierte. Kasey fand, dass er dem Moderator einer Kindersendung ähnelte, die sie als Mädchen begeistert verfolgt hatte.
»Ich nehme das als Kompliment, Simon.« Kasey schob sich eine widerspenstige Locke hinters Ohr und schlug die Beine übereinander. »Aber ich war schon immer der Meinung, Schriftsteller zu sein bedeutet, mit Worten zu geizen. Und ich gehe mit meinen sehr verschwenderisch um.«
»Das wäre das geringste Problem, Kasey.« Er tätschelte ihr kumpelhaft das Knie, worauf Jordans Brauen zuckten, was Kasey nicht entging. »Dafür haben wir ja die Lektoren. Die stutzen alles wieder zurecht.«
»Und ich bin launisch.« Kasey trank ihr Glas aus und hatte im nächsten Moment ein frisch gefülltes in der Hand. »Danke«, sagte sie und lächelte J.R. freundlich zu.
»Welcher Schriftsteller ist das nicht?«, bemerkte Germaine
schnaubend und steckte sich eine dicke Zigarre an. »Sind sie launisch, Jordan?«
»Ab und an.«
»Außerdem gestaltet sich eine Zusammenarbeit mit mir immer schwierig, was mich zumindest berechenbar macht«, warf Kasey ein.
»Die einzige Tugend, die ich bisher nicht an dir entdecken konnte, ist Berechenbarkeit«, widersprach Jordan und prostete ihr zu.
»Das war ein wunderbares Kompliment! Jordan, der Kaviar dort drüben sieht köstlich aus. Den möchte ich mir nicht entgehen lassen.«
Sie verließen die Gruppe und steuerten auf das üppige Buffet zu. Jordan beobachtete lächelnd, wie Kasey sich einen großen Löffel Beluga-Kaviar auf einen Cracker häufte. »Du und Germaine, ihr scheint euch prima verstanden zu haben.«
»Er ist süß«, nuschelte Kasey mit vollem Mund und langte bereits nach dem nächsten Cracker. »Ich bin am Verhungern! Sag mal, wie spät ist es eigentlich? An der Westküste, meine ich.«
»Süß?«, wiederholte Jordan, ihre Frage nach der Uhrzeit ignorierend. Dieses Adjektiv in Verbindung mit Germaine interessierte ihn viel mehr. »Ich glaube nicht, dass er das oft zu hören bekommt.«
»Ja, ja, ich kenne die Geschichten.« Kasey suchte nach einer Alternative zu Kaviar und erspähte eine Schüssel mit geeisten Schrimps. »Das ist ja wie im Schlaraffenland«, murmelte sie und spießte eines der Schalentiere auf einen Zahnstocher. »Angeblich ist er zäh wie altes Leder und bissig wie ein ausgehungerter Kettenhund. Was ist das?« Sie deutete auf eine andere Platte.
»Rindszunge.«
»Okay, das lassen wir lieber«, entschied Kasey und bediente sich nochmals an den Schrimps. »Ich mag ihn.«
»Offensichtlich beruht das auf Gegenseitigkeit.«
Kasey lächelte und nahm sich Zeit für einen Schluck Champagner. »Es hat deine Gefühle verletzt, als er die Hand auf mein Knie legte, nicht wahr? Würde es dich in Verlegenheit bringen, wenn ich dich hier vor allen Leuten küsse?«
Er wusste, dass sie ihn provozieren wollte. Entschlossen legte er die Hand in ihren Nacken und zog sie an sich. Als er sie lange und ausgiebig küsste, lachten ihre Augen ihn an. Sie schmeckte nach den exotischen Gewürzen des Buffets. Als er sie freigab, lächelte sie immer noch.
»Der Kaviar ist gut,
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