Heute und für immer: Roman (German Edition)
halten sollte.« Sie seufzte und entspannte sich spürbar.
»Und seitdem?« Jordan merkte, wie die Angst und die Anspannung allmählich von ihr wichen. Sie war nicht mehr so eiskalt.
»Ach, ein paar Mal habe ich ihn noch geträumt. Einmal als mein Großvater mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus lag. Das hat mich zu Tode erschreckt – er strotzte sonst immer vor Gesundheit. Und einmal bei einer Ausgrabung. Wir mussten einen tollwütigen Hund erschießen. Das hat mir schier das Herz gebrochen.« Kasey fühlte sich jetzt sicher und wurde wieder schläfrig. »Das war vor zwei Jahren. Aber warum er mich heute Nacht heimgesucht hat, weiß ich nicht.«
Jordan merkte, wie ihre Stimme träge wurde, und sagte nichts darauf. Sie wird bald wieder einschlafen, dachte er und starrte hinauf an die Zimmerdecke. Er allerdings nicht. Sein Kopf war viel zu sehr mit Kathleen Wyatt beschäftigt.
Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sie als eine etwas exzentrische Person mit einem großen Charisma eingeschätzt. Inzwischen wusste er, dass noch sehr viel mehr in ihr schlummerte.
Ihr Atem ging jetzt ruhig und gleichmäßig. Morgen würden sie nach Palm Springs zurückfliegen und die Arbeit an seinem Buch zu Ende bringen. Das würde noch ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Alles Weitere lag dann an ihm.
Jordan tastete mit der Hand neben sich und fand seine Zigarillos und Streichhölzer. Er zündete sich eines an und rauchte schweigend, während er Kaseys Atem lauschte, die inzwischen wieder tief und fest schlief.
10
In zwei Wochen ist Weihnachten, dachte Kasey. Die Zeit verging wie im Flug. Der kurze Trip nach New York hatte sie wieder auf den Boden gebracht. Sie hatte sich unter Kontrolle – ihre Nerven, ihre Situation. Was sie mit Jordan verband, konnte sie jetzt akzeptieren, und zwar ohne die Zweifel und das Unbehagen, die ihr vorher beinahe über den Kopf gewachsen waren. Sie liebte ihn und wollte bei ihm sein. Wenn die Zeit kam, um den Preis dafür zu bezahlen, würde sie das tun. Dennoch wünschte sie, die Tage würden nicht so schnell vergehen.
Alisons reine, ungetrübte Freude vor Weihnachten zu beobachten, half Kasey, ihre Gedanken von sich selbst abzulenken. Zwei Wochen lang konnte sie ihre Freizeit damit verbringen, Weihnachten für Alison lebendig werden zu lassen. Die eleganten roten Girlanden und die silbernen Kugeln, die sie das Personal hatte auspacken sehen, bedeuteten für sie nicht Weihnachten. Sie hatte ein einziges Mal so ein steifes, förmliches Weihnachtsfest erlebt, und der Gedanke daran jagte ihr heute noch kalte Schauer über den Rücken.
»Jordan!« Kasey rannte die Treppe hinunter und sauste in Jordans Arbeitszimmer. »Das musst du sehen! Komm mit nach oben!«, rief sie und zerrte ihn lachend am Arm.
»Kasey, ich stecke mitten in einem komplizierten Absatz.«
»Der läuft dir nicht weg«, beschied sie ihm. »Du arbeitest
sowieso viel zu viel.« Sie beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen schnellen Kuss. »Es ist wirklich umwerfend. Du wirst begeistert sein«, versprach sie. »Komm, Jordan, du wirst wieder an deinem Platz sitzen, noch ehe deine Schreibmaschine merkt, dass du weg warst.«
Es fiel ihm ohnehin schwer, ihr etwas abzuschlagen, doch als sie jetzt an seinem Arm zerrte und ausgelassen lachte, musste er sich geschlagen geben. »Also schön.« Er stand auf und ließ sich von Kasey die Treppe hinaufziehen. »Was gibt es denn so Umwerfendes zu sehen?«
»Eine Überraschung natürlich. Ich liebe Überraschungen!« Oben angekommen, stieß sie die Tür zu ihrem Zimmer auf und schob Jordan hinein. Er machte drei Schritte, blieb dann stehen und sah sich schweigend um.
Überall hingen rote und grüne Papierketten, waren von Wand zu Wand gespannt, wanden sich um die Pfosten des Himmelbetts, umrankten die Fenster. Engel, Nikoläuse und Elfen aus Pappe baumelten an Lampen und Türgriffen und balancierten auf Kommoden. In einer Ecke hing ein roter Filzstiefel, aus dem kunterbunte Zuckerstangen ragten. Die Krönung war ein riesiger goldener Stern, der in der Mitte des Zimmers über ihren Köpfen schwebte.
Jordan drehte sich einmal langsam um die eigene Achse und sah dann Kasey wieder an. »Hast du das dekoriert?«
»Nein.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm noch einen Kuss. Es amüsierte sie immer, wenn er diesen trockenen Tonfall anschlug. »Das war Alisons Werk. Ist es nicht wunderschön?«
»Jedenfalls kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass die Überraschung
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