Heute und für immer: Roman (German Edition)
musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Er wusste, dass sie genauso stur war wie er. »Ich werde überbackene Kartoffeln zum Abendessen machen. Und einen Vanillepudding. Dabei kriege ich auch mein Quantum Milch ab.«
»Davon wirst du dick.«
»Ich bin schon dick«, lachte sie und lief ins Haus, ehe er noch etwas antworten konnte.
Später saß sie am Küchentisch und schälte Kartoffeln. Der Berg vor ihr wuchs zusehends. Sie empfand diese einfache Tätigkeit, bei der man nicht viel denken musste, als sehr entspannend und schälte mehr Kartoffeln, als sie auf einmal würden essen können. So, das ist die allerletzte, sagte sie sich kurz darauf. Ansonsten müssen wir die Nachbarschaft zum Essen einladen. Sie sah nicht hoch, als die Küchentür aufging, sondern schälte eifrig an der letzten Kartoffel. »Du wirst ein paar unterernährte Patienten herzitieren müssen, Pop«, sagte sie laut. »Ich habe mich etwas verkalkuliert. Weißt du eigentlich, dass die bei der Armee die Kartoffeln nicht mehr mit der Hand schälen? Ein schrecklicher Traditionsverlust, finde ich. Man hat jetzt Maschinen dafür und …«
Sie blickte schließlich doch hoch und erstarrte in der Bewegung.
Jordan registrierte, wie jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich. Er sah Schock in ihren Augen und Angst. Sein Magen krampfte sich zusammen. Kasey ließ den Kartoffelschäler fallen. Ihre Hände fuhren unter den Tisch.
O Gott, dachte sie verzweifelt. Was mache ich jetzt? Was sage ich ihm?
Jordan schwieg, doch sein Blick verharrte unverwandt auf ihrem Gesicht. Ihr Haar ist länger als früher, bemerkte er. Es reichte ihr jetzt beinahe bis auf die Schultern. Wann ist aus ihr eine solche Schönheit geworden? Sie war beeindruckend, anziehend, unvergesslich gewesen. Aber jetzt war sie plötzlich wunderschön. Er konnte den Blick nicht von ihrem Gesicht lösen. Wie lange hatte er darauf gewartet, es wieder zu sehen! Zu beobachten, wie es für ihn erstrahlte! Doch jetzt strahlte es nicht, es war im Schock erstarrt. Das war seine Schuld. Aber es war noch nicht zu spät. Es durfte nicht zu spät sein. All die Monate verzweifelten Wartens durften nicht umsonst gewesen sein.
War ihre Haut noch so weich, wie er sie in Erinnerung hatte? Würde sie zusammenzucken, wenn er sie berührte? Er wagte es nicht, es auszuprobieren, sondern starrte sie nur schweigend an.
Kasey verschränkte die Hände unter dem Tisch. Sie musste etwas tun, irgendetwas sagen. Sie wartete noch einen Moment, bis sie sicher war, dass ihre Stimme sie nicht im Stich lassen würde.
»Hallo, Jordan.« Sie lächelte ihn an. Unter dem Tisch bohrten sich die Fingernägel in ihre Handflächen. »Bist du auf der Durchreise?«
Er machte ein paar Schritte auf sie zu, blieb aber vor dem
Tisch stehen. »Ich suche dich seit Monaten.« Es klang wie ein Vorwurf. So hatte er sie nicht begrüßen wollen. Er hatte sich geschworen, ruhig zu bleiben, doch dieser Vorsatz hatte sich in dem Augenblick als unhaltbar erwiesen, als sie zu ihm aufgesehen hatte.
»Tatsächlich?« Kasey schaffte es, seinem Blick standzuhalten. »Das tut mir Leid. Ich bin viel herumgereist. Kommst du wegen des Buches? Haben wir etwas vergessen zu besprechen?«
»Kannst du damit aufhören? « Er brüllte sie an. Wie konnte er nur?, fragte er sich. Aber er war machtlos gegen seine Gefühle. »Ich habe sechs Monate Hölle hinter mir! Wie kannst du nur so dasitzen und mich ansehen, als sei ich ein Nachbar, der mal kurz auf einen Sprung hereinschaut?« Er ging um den Tisch herum, ehe sie noch einen Ton sagen konnte, und zog sie auf die Füße. »Verdammt, Kasey …« Seine Stimme erstarrte. Er starrte sie an. »O Gott.« Sein Blick wanderte an ihr hinab und heftete sich dann wieder auf ihr Gesicht. »Du bist schwanger.«
»Ja, das bin ich.« Einer nach dem anderen lösten sich seine Finger von ihren Armen. Er starrte sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen.
»Du …« Jordan schüttelte den Kopf. »Du erwartest ein Kind von mir und hast mir nichts davon gesagt.«
Sie machte einen Schritt zurück. »Es ist mein Kind, Jordan. Ich habe nie gesagt, dass es von dir ist.«
Er riss sie so plötzlich an sich, dass sie nicht einmal mehr Luft holen konnte. Seine Augen waren jetzt nicht mehr leer, sie glitzerten vor Wut. »Schau mich an!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Schau mich an und sag noch einmal, dass es nicht mein Kind ist.« Er entdeckte die Angst in ihren Augen und ließ sie los. Jordan drehte
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