Heute Und in Ewigkeit
ein Sandwich mit Hühnchensalat und reichlich Mayo, beinahe eine Wiederholung meines Mittagessens. Irgendetwas Gesünderes hätte bedeutet, dass ich an eine Theke musste, und mit jemandem zu sprechen, war eine größere Anstrengung, als ich im Moment bewältigen konnte. Ich suchte noch schnell die billigste Flasche Wein heraus, die es bei Whole Foods gab, und ging zur Kasse.
Als ich meine Haustür erreichte, hallte das Geschrei von Drew und den Mädchen um die Ecke und wies auf den großen Spaß, die tollen Spiele und all den anderen wunderbaren Familienmist hin, der nebenan so lief. Ich wühlte still in den Untiefen meiner voll gestopften Handtasche nach dem Schlüssel. Ich hatte keine Lust, ihnen Hallo zu sagen.
Ich legte das Sandwich in den Kühlschrank, entkorkte den Wein und schenkte mir ein großzügiges Glas ein. Dann blickte ich in den Spiegel und prostete meiner einzigen Gesellschaft beim Abendessen zu.
»Fröhlichen Loser-Tag.« Ich beugte mich vor, um nachzusehen, wie stark ich seit dem Morgen gealtert war. Trockene Hautschüppchen sammelten sich an den Rändern meiner Nasenflügel. Fiese kleine Falten breiteten sich förmlich vor meinen Augen aus, bis mein Gesicht an craqueliertes Porzellan erinnerte. Meine von der feuchten Luft wild gewordenen Locken wirkten zu jung und zu lang für mein altes, faltiges Gesicht. Ich schnitt dem zerknitterten, trockenen Gesicht im Spiegel eine Grimasse. Loser. Ich besaß nicht mal ein verdammtes Auto.
Kein Wunder, dass Michael mich zurückwies.
Ich hatte nicht den Mut gefunden, ihn anzurufen. Stattdessen hatte ich ihm eine E-Mail geschickt, die ich mehrfach umgeschrieben hatte, bis ich einen Tonfall hinbekommen hatte, der hoffentlich beiläufig-locker genug klang.
Hallo Michael,
Kein »Lieber«. Diese Anrede erschien mir zu förmlich, zu verzweifelt.
ist es zu spät, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich in NY ein ziemlicher Albtraum war? Ich koche und sorge für den Wein, mit oder ohne Tränen, was sagst du?
Liebe Grüß e Merr y
Michael hatte zwanzig Minuten später geantwortet:
Liebe Merry, danke für die freundliche Einladung, aber es ist besser, wir lassen die Dinge, wie sie sind. Du bist bezaubernd, aber ich möchte im Moment keine emotionalen Achterbahnfahrten in meinem Leben, und die Interpretationsfähigkeiten, die für eine Beziehung mit dir anscheinend notwendig sind, kann ich mir auch nicht aneignen.
Herzliche Grüß e Michae l
Herzliche Grüße, na klar. Verzweifelt suchte ich darin nach Trost, so schwach er auch sein mochte, und analysierte das Wort bezaubernd. Schön oder lieb? Er musste wohl schön meinen, wenn auch nicht schön genug, um die emotionale Achterbahnfahrt auszugleichen. Lieb war ich ganz sicher nicht gewesen.
Scheiß auf ihn.
Ich goss mir ein drittes Glas Wein ein, knabberte an meinem Sandwich und legte es nur kurz weg, um die Fernbedienung zu holen. Dann leerte ich das Glas und griff zum Telefon. Ich wusste, was ich brauchte.
Zuletzt hatte ich vor vielen Monaten mit Quinn geschlafen. Wir waren zu einem Motel so weit oben an der Küste gefahren, dass wir zu Fuß nach Kanada hätten rübergehen können. Er hatte den Ausflug sehr romantisch geschildert, aber als wir angekommen waren, hatte ich erkannt, dass die einzige Atmosphäre, die dieser Ort bot, die völlig Anonymität war. Wir blieben zwei Nächte, schliefen mehrmals miteinander und taten so, als sei unsere hektische Art mit Leidenschaft gleichzusetzen.
Jetzt war er wieder hier in meinem Bett. Ich sollte wohl stolz auf mich sein: Ich hatte meine Affäre mit einem verheirateten Mann auf etwa dreimal im Jahr heruntergefahren.
Quinn legte sich auf mich und schob die Träger meines schwarzen Tops herunter. Meine Brüste berührten seine Brust, während er mich fickte. Ich schlang die Beine um ihn und spürte ihn kaum, so betäubt war ich vom Wein. Er stieß sich dem Höhepunkt entgegen und kam mit einem heißen Schwall. Luft strömte über meine Wange, als er kaum hörbar stöhnte. Emotionale Krüppel. Alle beide.
»Brauchst du was?«, nuschelte er gleich darauf an meinem Hals.
Damit meinte er, ob ich gekommen war. »Alles bestens.«
Quinn nahm mich hin, wie ich war. Er würde sich nie Gedanken wegen meiner sogenannten emotionalen Achterbahnfahrten machen. Er stemmte sich hoch und ließ sich seitlich von mir herunterfallen, um an die Decke zu starren. Dann legte er einen Arm über die Augen, seine Version des Kopf-inden-Sand-Steckens nach dem Sex. Wenn er mich nicht
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