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Heute Und in Ewigkeit

Titel: Heute Und in Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Susan Meyers
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damit Ihr Baby Sie später nicht im Gefängnis besuchen muss. Mein Vater ist da drin ein alter Mann geworden.« Merry sah ihm in die Augen. »Ruinieren Sie nicht das Leben Ihrer Tochter, Victor.«
    Der junge Mann brach über Ruby zusammen, damit war mein Baby in seinen Armen gefangen. Merry streckte die Hand aus und zog vorsichtig den Brieföffner unter seinem Schuh hervor. Dann beugte sie sich auf beiden Knien vor und löste seine Arme von Ruby.
    »Ruby«, rief ich. »Ich bin hier.«
    Die Einsatzleiterin und der Polizist hielten mich zurück, als ich zu meinen Kindern hinrennen wollte. Ich stemmte mich gegen ihre Arme, zerrte an ihren Händen, kratzte sie mit den Fingernägeln.
    »Warten Sie«, befahlen beide, während zwei Polizisten auf meine Mädchen zugingen.
    »Ruby«, rief Cassandra. Sie schoss von ihrem Stuhl hoch, der hintenüberkippte, und rannte zu ihrer Schwester.
    Merry nahm Victor in den Arm und streichelte ihm den Rücken, während ihr Tränen übers Gesicht liefen.
    Cassandra war noch vor allen anderen bei Ruby, die sich in die Arme ihrer Schwester stürzte. Meine Töchter hielten einander so fest, dass die Polizisten nur hilflos vor ihnen stehen bleiben konnten.
    Sie legten Victor Handschellen an.
    Sie ließen mich los.
    Ich stürmte in Merrys Büro und fiel vor meinen Kindern auf die Knie.
    Mein Auto war abgeschleppt worden. Drew war hergekommen. Jetzt waren wir zu Hause. Die Mädchen waren in Sicherheit. Ich wusste nicht, ob sie sich je wieder sicher und beschützt fühlen würden, doch zumindest konnten Drew und ich sie im Arm halten, sie beobachten und küssen, während wir uns im Wohnzimmer aneinanderkuschelten.
    Chinesisches Essen erstarrte in fettigen weißen Schachteln auf der Küchenablage. Sophie hatte uns etwas zu essen gebracht. Wir hatten Cassandras Therapeutin angerufen, und sie fand, die Nachrichten zu schauen sei das Richtige. Lassen Sie das Fernsehen zu einem Gespräch führen, hatte sie gesagt. Nach dem Essen schalteten wir also den Fernseher ein und sahen Ruby auf dem Bildschirm, die sich an mich klammerte, während Polizisten den weinenden Victor Dennehy in Handschellen abführten.
    »Was machen sie jetzt mit ihm, Tante Merry?« Ruby lag in Drews Armen und berührte ihren Mundwinkel mit dem Daumen, eine alte Angewohnheit von ihr.
    »Sie stecken ihn ins Gefängnis«, antwortete Merry.
    »Bleibt er dann für immer eingesperrt?« Ruby schob sich den Daumen in den Mund.
    Merry runzelte die Stirn und fragte sich vermutlich, was die richtige Antwort wäre. Wie stand es jetzt um ihre Ehrlichkeit?
    »Er bleibt im Gefängnis, bis er vor den Richter kommt.« Merry rollte sich auf dem Sessel noch fester zusammen. »Dann wird das Gericht entscheiden. Wahrscheinlich wird er lange im Gefängnis bleiben, aber nicht für immer.« Sie sah mich an.
    Ich saß mit Drew auf dem Sofa. Er hielt Ruby auf dem Schoß, und ihr Hinterkopf berührte meine Schulter. Cassandra schmiegte sich fest an meine andere Seite.
    »Ist unser Großvater auch für immer im Gefängnis?«, fragte Cassandra.
    Drew schaltete den Fernseher aus. Rubys schmatzendes Daumenlutschen hallte durch die Stille. »Nein«, sagte er. »Euer Großvater wird nicht für immer im Gefängnis bleiben.«
    Cassandra öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder, als wüsste sie nicht recht, was sie sagen sollte. Sie rückte von mir ab und drückte sich an die Armlehne des Sofas.
    »Warum hast du uns nichts von ihm gesagt?«
    Ich lehnte den Kopf ans Sofa, kämpfte mit den Tränen und kratzte kleine Herzen auf Rubys Rücken. »Weil ich euch beschüt
    zen wollte.« Das war die ehrlichste Antwort, die mir einfiel.
    »Wovor?«, fragte Cassandra. »Vor ihm?«
    »Nein. Nicht vor ihm. Er ist ja im Gefängnis.«
    »Wovor dann?« Cassandra zog um auf den hölzernen Schaukelstuhl.
    »Ich wollte nicht, dass ihr wisst, was für ein böser Mann euer Großvater ist.«
    »Ist er das denn?«, fragte Ruby. »Ist er ein böser Mann?«
    »Natürlich ist er das.« Cassandras verächtliche Antwort ließ sie gemein und alt klingen. Sie hörte sich an wie Tante Cilla damals. »Er hat Mommys Mutter getötet.«
    »Vermisst du ihn denn gar nicht, Mommy? Willst du ihn nie besuchen?« Ruby sah Drew an und richtete sich dann auf, um mir direkt in die Augen zu blicken. »Vielleicht wollte er dir ja auch sagen, dass es ihm leidtut.«
    Ein »tut mir leid« macht die Toten nicht wieder lebendig, Ruby, mein Schatz. Ich hielt die Worte auf meiner Zunge fest und schluckte sie wieder

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