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Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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zweite Reise schien mir nämlich noch viel schlimmer zu sein, vielleicht aber auch nur, weil ich so erschöpft war. Nichtsdestotrotz kamen wir wieder in der Kornmühle an, und obwohl ich mich so fühlte, als hätte sich ein Zwerg mit Hammer und Meißel dauerhaft in meinem Frontallappen niedergelassen, gelang es mir tatsächlich, den ganzen Weg zurück zum Haus zu torkeln. Glücklicherweise schienen alle bereits im Bett zu sein, denn als wir hineingingen, war es in der Eingangshalle still und dunkel. Nach ein paar weiteren gewisperten Entschuldigungen gingen Daisy und Nick auf ihre Zimmer im ersten Stock, während Jenna und ich uns auf den Weg zu unseren Zimmern machten.
    Jenna blieb an ihrer Tür stehen. »Soph, es tut mir wirklich …«
    »Jenna, wenn du noch ein einziges Mal sagst, dass es dir leidtut, verpass ich dir eine Kopfnuss auf deinen kleinen, pinkfarbenen Schädel.«
    Zaghaft lächelte sie. »Okay, okay. Trotzdem, wenn ich dir das nächste Mal einen Besuch in einem Prodigienclub vorschlage, dann schlag mich bitte.«
    »Wird gemacht«, versprach ich.
    Dann schleppte ich mich in mein Zimmer und zog ein Nachthemd an. Während ich mir benommen die Zähne putzte, spulte ich im Geiste wieder und wieder diese Minuten mit Archer in der Gasse ab. Vor sechs Monaten war er im Keller von Hecate mit einem Messer auf mich losgegangen. Heute Nacht hatte er mich vor den anderen Mitgliedern von L’Occhio di Dio beschützt. Warum nur?
    Meine Jeans lag achtlos auf dem Boden, und bevor ich ins Bett stieg, griff ich noch in die vordere Tasche. Die Goldmünze, die er mir gegeben hatte, war noch warm. Sie war alt, und die in das Metall geprägte Gestalt wirkte so abgenutzt, dass ich nicht erkennen konnte, ob sie einen Mann oder eine Frau darstellen sollte.
    Trag sie einfach immer bei dir, hatte er gesagt. Ich werde dich schon finden.
    Ich hätte die Münze wegwerfen sollen. Ich hätte herausfinden sollen, welches der hunderttausend Schlafzimmer meinem Dad gehörte, und dann hätte ich ihm erzählen sollen, was geschehen war. Ich hätte alles tun sollen, nur nicht das, was ich tat, nämlich die Münze noch einmal fest mit meiner Hand zu umschließen und sie dann unter mein Kopfkissen zu schieben.

 
     
    16
    Glücklicherweise hatte ich in dieser Nacht keine merkwürdigen Träume, und so schlief ich fast bis zum Mittag. Aber ich hätte auch noch länger geschlafen, wenn meine Tür nicht geöffnet worden wäre.
    »Geh weg, Jenna«, murmelte ich in mein Kissen.
    »Das würde ich ja tun, wenn ich Jenna wäre«, erwiderte eine tiefe Stimme – eine Stimme, die definitiv nicht zu Jenna gehörte.
    Alle Ereignisse der letzten Nacht fielen mir schlagartig wieder ein, und in meinem vom Schlaf umnebelten Hirn erinnerte ich mich daran, dass Archer gesagt hatte, ich solle die Münze bei mir behalten, er werde mich finden, und ich dachte sofort daran, dass ich die Münze unter mein Kopfkissen geschoben hatte.
    Ich setzte mich so schnell aufrecht hin, dass ich praktisch die Schallmauer durchbrach, doch es war Cal, der in meiner offenen Tür stand, nicht Archer. Ich stieß einen gewaltigen Seufzer aus, einen Seufzer der Erleichterung, in den sich noch nicht einmal ein Hauch von Enttäuschung mischte.
    Sobald ich begriffen hatte, dass es Cal und nicht Archer war, der in meinem Schlafzimmer stand, dämmerte mir natürlich, dass Cal in meinem Schlafzimmer stand.
    »Hey«, flüsterte ich und hoffte, mein Haar befände sich nicht in einem gewaltigen verhedderten Wirrwarr – obwohl ich mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit wusste, dass genau dies der Fall war. Ich konnte es schließlich am Rande meines Gesichtsfelds erkennen.
    »Hey.«
    »Du bist, äh, in meinem Schlafzimmer.«
    »Das bin ich.«
    »Ist das erlaubt?«
    »Wir sind doch verlobt«, gab Cal ungerührt zurück.
    Blinzelnd sah ich ihn an, während ich mir büschelweise meine Haare aus dem Gesicht schob. Ich hatte absolut keine Ahnung, ob das ein Scherz gewesen sein sollte oder nicht. Das wusste man bei Cal nie so genau.
    »Wolltest du mich vielleicht im Schlaf beobachten oder so? Denn wenn dem so sein sollte, dann ist unsere Verlobung so was von gelöst.«
    Cals Mundwinkel zuckten, was unter Umständen zu einem Lächeln hätte werden können. »Du hast auch für alles einen neunmalklugen Spruch parat, was?«
    »Wenn’s irgend geht, klar. Also, warum bist du dann hier reingekommen?«
    »Um zu erfahren, wie’s letzte Nacht gelaufen ist.«
    Mir schlug das Herz bis zum Hals, und

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