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Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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recht verstanden habe, sind sie und Victoria Stanford einander nähergekommen, als Jenna letztes Jahr in Savannah war. Glücklicherweise wurden Miss Stanford einige Wochen Urlaub von ihren Verpflichtungen für den Rat gewährt. Und ich dachte, dass sie einen Teil dieser Zeit möglicherweise ganz gern hier verbringen würde – mit Jenna.«
    »Du hast Vix einfliegen lassen?«
    Er wandte sich wieder dem Fenster zu und deutete mit dem Kopf hinaus. »Ihre Maschine ist letzte Nacht gelandet, ja.«
    Ich trat neben ihn. Auf dem Rasen vor dem Haus ging Jenna Arm in Arm mit einem sehr blassen, sehr hübschen Mädchen spazieren, die Köpfe einander zugeneigt. Vix sah zwar aus wie sechzehn, aber da sie für den Rat arbeitete, musste sie wohl erheblich älter sein. Das war vermutlich einer der Vorteile des Vampirdaseins. Jenna lachte. Mir schnürte sich die Kehle zu, teils aus Freude für Jenna, teils aber auch aus Eifersucht darüber, dass ich sie würde teilen müssen, und teils einfach aus Wut.
    Ich erinnerte mich genau an den Ausdruck auf Dads Gesicht am ersten Tag bei dem Bücherschrank in der Bibliothek, als Jenna mir beigestanden hatte. Was sagte er noch, wie Mrs Casnoff uns beschrieben habe?
    Ein prächtiges Team.
    »Geschickt eingefädelt, Dad«, murmelte ich.
    Ich rechnete schon damit, dass er es leugnen würde, aber stattdessen sagte er: »Ja, der Meinung bin ich auch. Und jetzt komm.«
    Ich warf noch einen letzten Blick hinunter zu Jenna und Vix, in der Hoffnung, dass Jenna hochschauen würde und ich ihr zuwinken konnte. Doch das tat sie nicht …

 
     
    17
    Eigentlich war ich davon ausgegangen, den Grundriss von Thorne Abbey mittlerweile ziemlich gut im Griff zu haben, doch als ich Dad durch einen gewaltigen Korridor und dann durch einen schmaleren Flur folgte und schließlich noch eine Treppenflucht hinauf, da hatte ich schon wieder die Orientierung verloren.
    Schließlich blieb Dad in einem Teil des Hauses stehen, der aussah, als sei er das letzte Mal zu Alice’ Zeiten genutzt worden. Die Möbel waren mit weißen Malerlaken abgedeckt, und auf den Gemälden an der Wand hatte sich eine dicke Schicht aus Staub und Schmutz angesammelt. Wir standen direkt vor einer schweren Eichentür, und als Dad sie aufdrückte, fürchtete ich schon fast, dass uns gleich irgendeine verrückte, weggesperrte Ehefrau anspränge.
    Und als ich in den schummrigen Raum hineinsah, befand sich darin tatsächlich eine Person, doch diese Person war – ich selbst. Oder besser gesagt, jede Menge Ichs.
    Fast jeder Quadratzentimeter Wand war mit den unterschiedlichsten Spiegeln bedeckt; riesige Spiegel in kunstvollen Rahmen, die aussahen, als wögen sie dreimal so viel wie ich. Es waren winzige, runde Spiegel darunter, die nur kleine Ausschnitte von mir reflektierten; alte Spiegel, die so matt und fleckig waren, dass ich in ihnen kaum etwas erkennen konnte.
    Dad durchquerte den Raum, um die grauen Samtvorhänge zu öffnen. Doch als er daran zog, fiel der Stoff einfach zu einem muffigen Haufen auf den Boden.
    »Oh, na ja«, sagte er, während er sich die Bescherung besah. »Es ist ja ohnehin mein Haus.« Dann schaute er zu mir herüber. »Du fragst dich sicher, warum ich dich hierhergebracht habe.«
    Ich ging in die Mitte des Raumes, und meine Riemchensandalen klapperten über den Marmorboden. »Ich nehme an, jetzt kommt der Teil mit der Bestrafung«, erwiderte ich. »Muss ich nun also alle diese Spiegel putzen, oder muss ich mich, hm, so lange selbst anstarren, bis ich mich schäme?«
    Zu meiner Überraschung schenkte Dad mir ein kleines Lächeln. »Nein, nichts derart Abstraktes. Ich möchte, dass du einen der Spiegel zerbrichst.«
    »Wie bitte?«
    Dad lehnte sich an das jetzt vorhanglose Fenster und verschränkte die Arme vor der Brust. »Zerbrich einen Spiegel, Sophie.«
    »Womit denn, etwa mit meinem Kopf? Denn ich bin mir ziemlich sicher, das wäre eine körperliche Züchtigung, und das würde Mom nicht gerade toll finden.«
    »Mit deinen Kräften.«
    Oh. Ich betrachtete die vielen Dutzend Spiegel und murrte: »Da würd ich dann doch lieber meinen Kopf benutzen.«
    Als Dad nichts darauf erwiderte, seufzte ich und drehte mich zu ihm um. »Okay, also gut. Welchen?«
    Er zuckte die Achseln. »Spielt keine Rolle. Such dir einfach einen aus.«
    Ich betrachtete die Spiegel an der Wand. Einer der größeren gab vermutlich eine bessere Zielscheibe ab, doch sobald er hier drinnen explodierte, würden eine ganze Menge Glassplitter umherfliegen.

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