Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
Vom Netzwerk:
hat sich einfach das Grimoire genommen und diesen Zauber benutzt, um Daisy und Nick in Dämonen zu verwandeln?«
    Dad strich sich mit einer Hand übers Haar, und erst jetzt fiel mir auf, dass seine Finger zitterten. »Nein, das nicht. Dieser Kasten ist ausgesprochen schwer zu öffnen. Ich will mir das Ritual nur ganz genau ansehen und herausfinden, was alles für einen Beschwörungszauber benötigt wird. Wenn ich wüsste, was genau mit Daisy und Nick gemacht worden ist, dann würde es mir vielleicht helfen dahinterzukommen, wer ihnen das angetan hat. Und warum.«
    Seine Erklärung klang durchaus vernünftig, doch um ehrlich zu sein, die ganze Aktion machte mir immer noch eine Heidenangst. Ein Buch zu entfesseln, das die dunkelste Magie der großen, weiten Welt enthielt, konnte ja nichts Gutes bedeuten, oder? Aber das sprach ich lieber nicht laut aus. Stattdessen fragte ich: »Okay, wie kriegen wir den Kasten denn überhaupt auf, wenn es so ausgesprochen schwierig ist?«
    Dad legte eine Hand auf den Glaswürfel. »Mit roher Magie sozusagen. An sich bedarf es aller zwölf Ratsmitglieder, um an das Grimoire heranzukommen.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Okay, hm, da wir aber nur zu zweit sind und außerdem nur einer von uns Mitglied des Rates ist …«
    Kopfschüttelnd fiel mir Dad ins Wort. »Nein, denn im Prinzip sind wir beide Ratsmitglieder. Du bist die rechtmäßige Nachfolgerin des Ratsoberhauptes, ergo …«
    »Dad, es ist echt noch viel zu früh am Morgen, um mit Worten wie ergo um sich zu werfen. Und auch wenn ich ein Ratsmitglied bin, uns fehlen trotzdem immer noch zehn Leute.«
    »Nun ja, das ist der Teil, an dem die rohe Magie ins Spiel kommt. Mit vereinten Kräften und dem Blut sollte sich das Regal für uns öffnen.«
    »Blut?«, ächzte ich.
    Dad sah grimmig aus, als er einen kurzen, silbernen Dolch aus der Innentasche seiner Anzugjacke zog. »Wie schon gesagt, Blutmagie ist sehr alt und auch sehr mächtig. Und jetzt gib mir deine Hand. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Das Licht von draußen war mittlerweile eher golden als blaugrau, und ich wusste: Schon bald würde das ganze Haus auf den Beinen sein.
    Und ich wusste auch, dass ich Dad wirklich so rein gar nicht meine Hand geben wollte.
    »Nur deswegen hast du gestern mit mir gearbeitet, nicht wahr?«, fragte ich. Meine Stimme war kaum zu hören. »Du wolltest dich davon überzeugen, dass ich dies hier hinbekomme, ohne dabei die ganze Bibliothek in Schutt und Asche zu legen.«
    Ein unbestimmbarer Ausdruck glitt über Dads Züge, und ich hoffte, dass er Schuldgefühle hatte. »Das war nicht der einzige Grund, Sophie«, antwortete er.
    »Okay, aber vergiss bitte nicht, dass ich gestern trotzdem eine ganze Menge Spiegel zerbrochen habe. Sollten wir nicht lieber noch so lange warten, bis ich wenigstens ein bisschen mehr Übung habe?«
    Dad schüttelte den Kopf. »Das Auge hat gestern Nachmittag einen Überfall auf Gervaudan versucht.«
    Ich brauchte einen Moment, bis ich den Namen dieser piekfeinen Gestaltwandlerschule in Frankreich zuordnen konnte. »Zeit ist also kein Luxus, den wir uns noch leisten können«, stellte Dad klar. Dann zog er die Klinge blitzschnell einmal quer über seine linke Handfläche. Ich schnappte noch nach Luft, während er die blutverschmierte Hand schon auf den Würfel legte. Sein Blut rann über die ins Glas geritzten Runen, füllte sie langsam aus, und so nach und nach leuchteten die Markierungen in einem goldenen Licht. Das Buch schien leicht zu beben.
    Ich wartete darauf, dass meine neuen hellseherischen Fähigkeiten einsetzten und mir sagten, was für eine extrem schlechte Idee das Ganze war. Doch da kam nichts. Okay, mir war zwar irgendwie übel, aber das lag wohl mehr an dem Blut als an irgendwelchen schrecklichen Vorahnungen.
    »Sophie«, sagte Dad und hielt mir den Dolch hin. »Bitte.«
    Ich streckte einfach meine Hand aus, bevor ich es mir anders überlegen konnte – unwillkürlich hatte ich die Hand gewählt, die bereits vom Dämonenglas vernarbt war. Der Schmerz war zwar grell, dafür aber kurz und längst nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Ich folgte Dads Beispiel und legte meine eigene Hand neben seine auf das Glas. Ich zuckte schon mal vorsorglich zusammen, weil mir gerade einfiel, wie heiß es das letzte Mal gewesen war.
    Doch jetzt war da gar keine Hitze. Ich spürte allerdings die Magie, die das Buch umgab, und als Antwort darauf wallten meine Kräfte in mir auf. »Und was jetzt?«, flüsterte ich,

Weitere Kostenlose Bücher