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Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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einfiel, dass Cal ja dachte, ich wäre gerade bei einer dieser Lektionen schwer verletzt worden. »Also, es ist zwar ziemlich hart«, räumte ich ein, »aber ich glaube, so langsam komm ich dahinter. Ist auf jeden Fall besser als die Idee, sich der Entmächtigung zu unterziehen.«
    »Bedeutet das, die Idee mit der Entmächtigung wäre vom Tisch?«
    Ich strich mit dem Finger über das Paisleymuster des Sofas. »Ich glaub schon, ja«, antwortete ich und lehnte mich in die Kissen. Die Schnittwunde in meiner Hand mochte ja verheilt sein, aber ich fühlte mich immer noch wie ausgelutscht.
    »Das freut mich«, erwiderte er leise. Plötzlich wirkte der Abstand zwischen uns eine ganze Ecke kleiner, und als er seine Hand auf meine legte, konnte ich mich gerade noch zusammenreißen, um nicht völlig verstört aufzuspringen. Ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass er lediglich noch mehr Magie auf mich wirken ließ. Während silberne Funken über meinen Arm huschten, spürte ich, wie die Erschöpfung langsam von mir abfiel.
    »Besser?« Die Funken erlöschten, aber Cals Hand blieb auf meiner liegen.
    »Viel besser.« Doch anstelle der überbordenden Müdigkeit empfand ich jetzt natürlich eine eigenartige Nervosität, die mich förmlich dazu zwang, mir die Decke von den Beinen zu schieben und aufzustehen. »Wie fühlt es sich denn an, heilende Magie zu wirken?«, fragte ich und ging zu einem der großen Fenster hinüber. Das Licht der frühen Morgensonne glitzerte in den Tautropfen im Gras.
    »Wie meinst du das?«
    Ich rieb mir die Arme, als wäre mir kalt, und zuckte die Achseln. »Ich könnte mir vorstellen, dass es superanstrengend sein muss, Wunden zu schließen und Leute von der Schwelle des Todes zurückzuholen.«
    »Im Grunde ist es sogar genau das Gegenteil«, sagte er und stand vom Sofa auf. »Es ist so … so, als ob man mit Strom in Kontakt kommt, vermute ich mal. Man berührt die Lebensenergie eines anderen, also ist es recht intensiv, ja, aber gleichzeitig wird man selbst dabei irgendwie auch aufgeladen .«
    »Ich bin mir nicht so sicher, wie ich das finden soll, dass du meine Lebensenergie berührst , Cal.«
    Er grinste, und ich war verblüfft, wie verändert er dadurch aussah. Nachdem Cal seine Zeit immer damit verbrachte, stoisch und ernst zu wirken, konnte man glatt vergessen, dass er sogar Zähne hatte. »Nächstes Mal lad ich dich vorher zum Essen ein, versprochen.«
    Okay, das Grinsen war die eine Sache, aber jetzt hatte er definitiv mit mir geflirtet. Und dann – als wäre ich nicht schon verwirrt genug gewesen – beugte Cal sich vor, nahm den Topf mit einem afrikanischen Veilchen vom Couchtisch und kam damit auf mich zu. Im ersten Moment dachte ich noch, das wäre jetzt womöglich ein Versuch, mir auf seine unbeholfene Art Blumen zu schenken, doch dann sagte er: »Genau genommen können das alle Prodigien. Nicht so gut wie ich, aber trotzdem. Du musst einfach nur Geduld haben.«
    Er hielt mir die Pflanze hin, und ich entdeckte ein paar braune Stellen auf ihren zarten Blütenblättern. »Willst du’s mal versuchen?«
    Ich betrachtete das kranke Veilchen und schnaubte. »Danke, aber diese arme kleine Blume sieht so aus, als hätte sie schon genug gelitten.« Dann bewegte ich die Finger und fügte hinzu: »Ich versteh mich viel besser auf den explosiven Teil der Magie. Das Heilen ist mir wahrscheinlich zu hoch.« Sicher, gestern war es mir gelungen, Wasser pink zu färben und Nicks Klamotten zu verändern, aber das Heilen stellte ich mir doch noch um einiges heftiger vor. Ganz abgesehen davon kreisten meine Gedanken sowieso noch immer um diese herausgerissene Seite und darum, wie es Dad gelungen sein mochte, den Diebstahl des Grimoires zu vertuschen.
    Cal stupste mich mit dem Blumentopf am Arm. »Du hast gesagt, du lernst gerade, deine Kräfte zu kontrollieren. Keine Form der Magie erfordert mehr Kontrolle als die des Heilens. Versuch’s doch mal.«
    Ich dachte kurz darüber nach, einfach zu behaupten, ich wäre noch zu erledigt von diesem Zauber mit Dad, doch in Wahrheit fühlte ich mich dank Cals Magie besser als seit Tagen.
    Und das wusste er garantiert.
    Also nahm ich den Terrakottatopf doch. »Was genau muss ich tun?«
    Cal löste meine linke Hand vom Topf und hob sie an die bräunliche Blüte. Er hatte eine Schwiele am Daumen, die sich auf meiner Haut eigentlich hätte rau anfühlen sollen.
    »In vieler Hinsicht ist das Heilen genauso wie jede andere Magie auch. Du konzentrierst dich auf

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