Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02

Titel: Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
Vom Netzwerk:
worden«, murmelte er, jedoch mehr zu sich selbst. »Von all den Ritualen, warum ausgerechnet das?«
    »Und wann hat es jemand herausgerissen.«, ergänzte ich.
    Dad blinzelte, als sei ihm eben erst wieder eingefallen, dass ich auch noch da war. »Bitte?«
    »Das Buch hat doch schon eine halbe Ewigkeit in diesem Schrank gelegen. Seit wann etwa? 1939? 1940? Hat also dieser Jemand die Seite im Laufe der letzten siebzig Jahre herausgerissen oder schon, bevor das Grimoire überhaupt weggeschlossen wurde?«
    »Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen.« Er kniff sich in den Nasenrücken und seufzte. »Verquerer und verquerer.«
    Erschrocken sah ich ihn an. »Das sag ich auch manchmal.«
    Obwohl Dads Gesicht vor Sorge schrecklich angespannt war, gelang es ihm dennoch, eine etwas fröhlichere Miene aufzusetzen. »Ein Zitat aus Alice im Wunderland . Durchaus angebracht, findest du nicht auch?«
    Schon klar, dachte ich, nur dass sich das Kaninchenloch von unserer Alice letzten Endes als verdammt viel dunkler entpuppt hatte.
    Ich wandte mich ab und tat so, als interessiere ich mich für das Bücherregal in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes. Wahrscheinlich standen dort ohnehin nur langweilige Bücher über Prodigiumgeschichte oder Gestaltwandlerökonomie oder so. Davon gab es natürlich auch ein paar, aber ich entdeckte ebenfalls einige jüngere Romane und sogar mehrere Bücher von Roald Dahl. Dad stieg in meiner Achtung ein gutes Stück.
    »Glaubst du, dass – wer oder was auch immer Daisy und Nick beschworen haben mag – im Besitz der fehlenden Seite war?«
    »Das mussten sie wohl.«
    Ich drehte mich wieder zu ihm um. »Und das ist hart.«
    »Härter als hart.« Er beugte sich vor. »Sophie, Virginia Thorne hat einen Dämon beschworen, um ihn als Waffe einzusetzen. Ich kann nur davon ausgehen, dass derjenige, der Nick und Daisy beschworen hat, ganz ähnliche Motive hatte.«
    Ich atmete heftig aus. »Dad, das ist ja echt Schei… äh, Mist.«
    Er warf mir ein schiefes Lächeln zu. »Ich denke, der Ausdruck, den du ursprünglich benutzen wolltest, bringt unsere gegenwärtige Situation mit einem Wort genau auf den Punkt.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Im Augenblick bleibt uns leider nichts weiter, als abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln.«
    Nervös trommelte ich mit den Fingern auf der Armlehne. Ich war noch nie besonders gut darin gewesen, meine Gefühle zu verbergen, und jeder einzelne Knochen zitterte praktisch vor Angst. Wer auch immer über dieses Ritual verfügte, konnte im Prinzip eine ganze Armee von Dämonen beschwören. Und wenn nun die Prodigien diese Macht im Krieg gegen das Auge auf ihrer Seite hätten? Ich verdrängte das Bild von Archer, wie er mit gebrochenen Knochen und blutüberströmt zu Füßen irgendeines Dämons lag, und die Vorstellung davon, dass Angst und Schrecken die menschliche Welt beherrschten, genauso wie früher. Um einen unbeschwerten Tonfall bemüht, sagte ich: »Hm, Warten ist doch echt Käse.«
    »Ich weiß zwar nicht zu hundert Prozent, was diese Redewendung bedeutet, aber ich denke, ich teile die Einschätzung.« Dad legte das Grimoire wieder in seinen Schreibtisch, und mit einem leisen Klicken schloss sich die Schublade. Ich stemmte mich aus dem Sessel. »Dad, meinst du wirklich, dass wir einen Krieg verhindern können, wenn wir herausfinden, wer das getan hat?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er leise. Er sah mich an, doch ich hatte so ein Gefühl, als nehme er mich gar nicht richtig wahr. »Ich hoffe es.«
    Wenn mich das beruhigen sollte, reichte es bei Weitem nicht aus. Aber es würde mir fürs Erste genügen müssen.
    Ich war schon auf dem Weg zur Tür, als Dad noch eine Frage hatte: »Bevor du gehst, Sophie, würdest du mir bitte erzählen, warum du seit zwei Tagen ein Medaillon des heiligen Antonius mit dir herumträgst?«
    »Hm?« Doch dann fiel der Groschen, er meinte die Münze, die Archer mir gegeben hatte. Widerwillig zog ich sie aus meiner Tasche und reichte sie Dad. »Die hab ich gefunden. Woher wusstest du überhaupt, dass ich sie habe?«
    Er drehte die Münze in den Fingern und betrachtete sie nachdenklich. »Ich konnte die Magie spüren, die sie ausstrahlt.« Dann schaute er wieder zu mir auf. »Medaillons des heiligen Antonius sind sehr mächtige Gegenstände. Im Mittelalter wurden sie für gewöhnlich von Hexen und Zauberern benutzt, wenn diese auf Reisen waren. Sie konnten die Münze jemandem geben und denjenigen auf telepathischem Wege

Weitere Kostenlose Bücher