Hex Hall 02 - Hawkins, R: Hex Hall 02
da mit drinsteckt, und wenn das der Fall wäre, dann würde mein Dad ja auch was darüber wissen.«
»Nicht unbedingt«, sagte er. »Hecate und Graymalkin Island fallen komplett in Mrs Casnoffs Aufgabenbereich. Dein Dad gibt zwar seine Zustimmung für alle Kinder, die hierher abgeschoben werden, aber von da an überlässt er alles Weitere ihr.«
Das hat man nun vom Delegieren, Dad.
Ich stand auf und lief am Kraterrand auf und ab. »Du glaubst also, Chaston und Anna wurden verschleppt, weil man sie zu Dämonen machen wollte?«
»Scheint alles zu passen. Daisy und Nick sind Teenager, genau wie Alice damals. Vielleicht ist Mrs Casnoff ja auf die Idee gekommen, dass Chaston und Anna leichter zu verwandeln sein würden, weil sie durch ihre Beschwörungsversuche der dunklen Seite ohnehin schon ziemlich nah gekommen waren.«
»Aber warum denn? Warum sollte ausgerechnet Mrs Casnoff Dämonen beschwören?«
»Vielleicht ist sie dabei ja nicht allein«, meinte Archer. »Immerhin arbeitet ihre Schwester für den Rat. Und ihr Vater war früher sogar das Oberhaupt des Rates. Ich vermute, diese ganze Sache reicht noch wesentlich weiter, als wir uns das überhaupt vorstellen können.«
Mutlos trat ich gegen einen Erdklumpen – er kullerte an der Innenwand des Kraters hinunter und landete auf dem Stein. Im ersten Moment glaubte ich, dort unten eine Bewegung wahrzunehmen, doch das war vermutlich nur eine optische Täuschung. »Cross, mein Dad meint, wenn er die Leute erwischen kann, die Nick und Daisy verwandelt haben, könnte er sie dazu bringen, den Zauber umzukehren – und somit einen Krieg zwischen dem Auge und den Prodigien verhindern. Wenn allerdings die Casnoffs dahinterstecken …«
Archer stand auf und wischte sich die Hände an seiner Hose ab. »Ja, na ja … Wie wir bereits übereinstimmend festgestellt haben, es ist richtig übel.«
»Also … warum wolltest du mir das hier zeigen? Damit werdet ihr Typen doch auch locker allein fertig. Warum gehst du das Risiko ein, aus deinem He-Man-Monsterhasser-Club rauszufliegen?«
»Weil wir damit eben nicht allein fertig werden . Wenigstens glaube ich nicht, dass wir es können.«
»Du hast doch selbst gesagt, dass schon so einige Prodigien mit euch zusammenarbeiten. Warum wendet ihr euch nicht an die?«
»Eine Handvoll vielleicht«, sagte er – Frustration schlich sich in seine Stimme. »Und die meisten von denen sind auch noch grottenschlecht. Hör zu, betrachte es doch einfach als Versöhnungsgeschenk, okay? Meine Art zu sagen, wie leid es mir tut, dass ich dich angelogen hab. Und dass ich in deiner Anwesenheit ein Messer gezogen habe, auch wenn es nur dazu da war, ein verdammtes Fenster zu öffnen und abzuhauen, bevor du mich vaporisieren konntest.«
Die meisten Mädchen bekamen Blumen geschenkt. Ich jedoch bekam eine Erdgrube, die zur Beschwörung von Dämonen benutzt wurde. Nett.
»Danke«, erwiderte ich. »Aber willst du denn gar nicht mit von der Partie sein?«
Dann sah er mich an, und nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, seine Augen wären nicht so dunkel. Ich hätte gern wenigstens eine ungefähre Ahnung davon gehabt, was in seinem Kopf vorging. »Das liegt ganz bei dir«, erwiderte er.
Mom pflegte immer zu sagen, dass wir die Entscheidungen, die unser Leben verändern, so gut wie nie bemerken, weil sie meistens nur ganz klein sind. Man wählte beispielsweise diesen Bus statt des anderen und lernte auf diese Weise seinen Seelengefährten kennen, so was in der Art. Aber für mich bestand kein Zweifel darin, dass dieser Augenblick zu denen gehörte, die das Leben komplett verändern konnten. Sagte ich Nein zu Archer, würde ich ihn nie wiedersehen. Aber Dad und Jenna wären nicht sauer auf mich, und Cal … Sagte ich Ja zu Archer, würde alles nur noch verdrehter und komplizierter werden als Mrs Casnoffs Frisur.
Und obwohl ich sicherlich auch so ein verdrehtes und kompliziertes Mädchen war, wusste ich doch sehr genau, wie meine Antwort lauten musste.
»Das Risiko ist einfach zu groß, Cross. Vielleicht eines Tages, wenn ich das Ratsoberhaupt bin, und du … also eben das bist, was du für L’Occhio di Dio auch sein wirst. Dann könnten wir vermutlich irgendeine Art von Zusammenarbeit entwickeln.« Dieser Gedanke bescherte mir deprimierende Bilder von Archer und mir, wie wir einander an einem Konferenztisch gegenübersaßen oder auf einer Tafel Schlachtpläne skizzierten. Daher war meine Stimme vielleicht ein bisschen zittrig, als ich weitersprach:
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