Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
kommen. Ich schob den silbernen Pflock in eine meiner Gürtelschlaufen und hoffte, er werde keine Arterie durchtrennen. Dann nippte ich ein paarmal an dem grünen Zeug, bevor ich nach unten ging, und obwohl es immer noch scheußlich schmeckte, fühlte ich mich schon besser.
Zögernd nahm ich einen weiteren Schluck aus der Flasche, als Izzy schnaubte und bemerkte: »Ich bin mir ziemlich sicher, uns würde nicht einmal eine Enthauptung von der Patrouille befreien.«
Ich lächelte, was mir einen wütenden Blick von Finley eintrug. »Ich weiß, es muss eine Umstellung sein, nachdem Elfen oder was auch immer deine Schmutzarbeit für dich getan haben, aber so erledigen wir hier nun mal die Dinge«, stellte sie fest und drückte mir einen schwarzen Rucksack in die Hand.
»Also bitte. Wenn du wirklich glaubst, eine Elfe würde irgendetwas Schmutziges tun, dann kannst du noch nie einer begegnet sein«, erwiderte ich.
»Ich bin einer ganzen Menge Elfen begegnet«, fuhr Finley mich an, aber sie hatte den Kopf eingezogen, und Izzy warf ihr einen neugierigen Blick zu. Na wenn schon. Ich hatte genug eigene Familiendramen am Hals. Aber dann fiel mir wieder ein, dass Izzy und Finley ja praktisch meine Familie waren. Dämonen auf der einen Seite, Prodigienjäger auf der anderen. War es da ein Wunder, dass ich so gestört war?
Finley wandte sich der Tür zu, die mit mehreren verschiedenen Schlössern gesichert war. Ich beobachtete, wie sie an zweien die Wählscheibe drehte, ein anderes Schloss mit einem Schlüssel öffnete, den sie um den Hals trug, und einen Riegel oben an der Tür zurückzog.
»Oh, Mann, ich wette, es dauert ewig, um an deinen Spind zu kommen«, witzelte ich, aber Izzy schüttelte den Kopf.
»Wir gehen nicht zur Schule«, erklärte sie. In ihrer Stimme lag etwas so Ernstes und Klagendes, dass ich es nicht übers Herz brachte, ihr zu sagen, dass ich nur Spaß gemacht hatte.
Finley drückte die Schulter gegen die Tür, da öffnete sie sich mit einem bedrohlichen Knarren. Wir gingen hinaus und standen auf einer Art Spielplatz für Ninjas. Ich sah zwei Schwebebalken, beide mindestens einen Meter achtzig über dem Boden. Außerdem gab es eine Klimmzugstange und einen schweren Eisenkäfig am unmittelbaren Rand der Lichtung. In der Nähe dieses Käfigs waren mehrere Zielscheiben aufgestellt. In einer dieser Zielscheiben steckten Pfeile, in einer anderen robuste Messer und Wurfsterne in der dritten.
Bäume umstanden die Lichtung, aber gleich hinter ihnen konnte ich einige weitere Konstruktionen ausmachen. Izzy, die meinem Blick folgte, deutete mit dem Kopf darauf und sagte: »Zelte. Sie haben das hier in den Dreißigern gebaut, als es noch viele Brannicks gab. Sie hatten ihre Versammlungen an dieser Stelle. Wir haben sie immer das große Brannick-Treffen genannt … «
»Halt die Klappe, Iz«, sagte Finley und entfernte sich von uns. »Sie ist keine verdammte Brannick, also erzähl ihr nicht unseren ganzen Kram, okay?«
Nur um das festzuhalten: Sie hat in Wirklichkeit nicht Kram gesagt. Oder verdammt . Vor ein paar Monaten hätte ich wahrscheinlich eine rotzfreche Antwort für sie parat gehabt, aber jetzt beschloss ich, es gut sein zu lassen. Ich wandte mich wieder Izzy zu, um ihr weitere Fragen über die Brannicks zu stellen. Dabei funkelte die untergehende Sonne auf dem kleinen Smaragdanhänger um ihren Hals. Plötzlich blitzte vor meinem inneren Auge das Bild von Jennas zersplittertem Blutstein auf, und ich zwang mich, es wegzuschieben. Izzy musste mir trotzdem irgendetwas angesehen haben, denn sie sagte: »Normalerweise ist sie nicht so. Also, ich meine, sie ist es schon , aber diese Ausdrucksweise klingt irgendwie neu.«
Irgendwie hatte ich den Wunsch, ihr das Haar zu zerwuscheln, aber etwas sagte mir, dass sie nicht allzu gut darauf reagieren würde. Also zuckte ich stattdessen nur die Achseln und antwortete: »Das ist es nicht. Ich habe nur gerade an jemanden gedacht, an … ach, vergiss es. Egal, ich versteh schon, warum Finley nicht so gut drauf ist.«
Die untergehende Sonne leuchtete hell auf Finleys kupferfarbenem Haar, als sie über die Lichtung stakste und zwischen den Bäumen verschwand. Izzy und ich folgten ihr, ich warf mir den Rucksack über die Schulter. Als es darin schepperte, warf ich Izzy einen Blick zu. »Also, was genau gehört zu einer Patrouille ?«
Sie zuckte die Achseln. »Wir müssen sicherstellen, dass keine Supis im Wald sind.«
»Supis? Warum sollten – oh, Supis ? Eine
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