Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
war und sie sich über einen Blutbeutel hergemacht hatte. »Ein bisschen schon, bevor ich sie richtig kennengelernt habe. Aber danach hatte ich keine Angst mehr, dass sie mir etwas tun würde. Sie war – ist – sogar meine beste Freundin.« Und dann, ehe ich wieder anfangen konnte zu weinen und Tod durch Wassermangel zu riskieren, stand ich auf und hielt den Rucksack weit von meinem Körper weg. »Außerdem ist es ziemlich schwierig, vor einem Vampir Angst zu haben, der knapp einen Meter fünfzig groß ist und rosa Haare hat.«
Izzy sagte einen Moment lang gar nichts, dann fragte sie: »Rosa Haare?«
»Also, nicht auf dem ganzen Kopf, aber einen Streifen … «, antwortete ich, bevor mir die Art, wie Izzy rosa Haare gesagt hatte, bewusst wurde. Ich dachte an all diese Papiere, Akten und Kartons in der Einsatzzentrale. »Hast du von ihr gehört? Habt ihr sie gesehen?«, fragte ich, und das Herz schwoll mir in der Brust.
»Nein«, blaffte eine andere Stimme, und als ich mich umdrehte, stand Finley hinter mir. »Wir haben nichts von einem rosahaarigen Vampir gehört, und wenn wir so etwas gehört hätten, dann würden wir nach England fahren, um ihn zu pfählen, denn das ist unser Job. Los, gehen wir.«
»Du lügst!« Ich wollte gar nicht so laut sprechen, aber meine Stimme schien durch den dunklen Wald zu hallen. »Und wenn ich noch einmal das Wort Pfahl im Zusammenhang mit Jenna höre, werde ich … «
»Was?«, schrie Finley zurück. »Mich umhauen? Mir an den Haaren ziehen? Du hast keine Kräfte. Deinetwegen haben wir doch alles verloren, du bist völlig nutzlos .«
»Oh, das tut mir aber leid, dass euch mein Mangel an Magie so ungelegen kommt. Und was meinst du damit, ihr hättet alles verloren ?«
Finley trat näher an mich heran, und in dem sanften Schimmer des Mondlichts konnte ich sehen, dass ihre Augen vor Wut leuchteten. »Wir waren nicht immer nur zu dritt. Vor ungefähr siebzehn Jahren waren wir sogar fast fünfzig. Das war zwar immer noch nicht viel, aber es war immerhin etwas .« Sie brach ab und rieb sich die Nase. »Bis die anderen herausgefunden haben, dass deine Mom ein Kind bekam – von einem Dämon. Meine Mom sollte das nächste Familienoberhaupt werden, aber stattdessen haben sie sie hinausgeworfen. Sie haben irgendeine entfernte Cousine als Anführerin gewählt, irgendeine Frau, die nicht einmal eine direkte Nachfahrin von Maeve Brannick war.«
»Alles klar, also, es tut mir leid, wenn deine Mom nicht die Gelegenheit hatte, Chefbrannick zu werden oder was auch immer, aber das ist alles vor unserer Geburt passiert. Also verstehe ich wirklich nicht … «
»Drei Monate nach der Wahl der neuen Anführerin ließ sie die ganze Brannickfamilie das größte Vampirnest in Nordamerika überfallen. Muss ich jetzt noch deutlicher werden, was als Nächstes passiert ist?«
Mir war kotzübel und ich schüttelte den Kopf.
»Es war dumm und sinnlos – und Mom hätte das gewusst«, fügte Finley hinzu und spie die Worte dabei förmlich aus. »Wenn deine Mom nicht dafür gesorgt hätte, dass meine Mom verstoßen wurde, wäre es niemals zu diesem Überfall gekommen. Aber soll ich dir mal was sagen? Als Torin meinte, du seist diejenige, die die Casnoffs aufhalten wird, dachte ich: Mensch, vielleicht hatte es ja doch einen Sinn, die ganze Familie verloren zu haben. Wenigstens kann dieser Freak etwas für uns tun. Aber das kannst du nicht. Also sind all diese Brannicks umsonst gestorben.«
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Darum entschied ich mich am Ende für das Einfachste. »Es tut mir leid.«
Sie schnaubte und beugte sich vor, um an etwas herumzufummeln, das sich an ihrer Taille befinden musste. »Mir doch egal. Spielt keine Rolle. Jetzt lasst uns diese Runde beenden, bevor … «
Sie vollendete den Satz nicht. Diesmal gab es kein Heulen, kein Krachen durchs Gebüsch. Es gab nur eine große, dunkle Gestalt, die aus der Nacht sprang, und dann Finleys Schrei, als der Werwolf auf ihr landete.
7
Für kurze Zeit war die Hölle los. Der Werwolf knurrte, Izzy schrie laut nach Finley, und ich hatte den Rucksack voller Waffen anscheinend wieder fallen lassen, da ich ihn nicht mehr in Händen hielt. So dumm es sich anhört, ich wartete trotzdem eine Sekunde und hoffte, dass mich meine Magie von den Fußsohlen her durchströmte. Würde ich mich jemals daran gewöhnen, äh, menschlich zu sein?
Schließlich fand ich den Rucksack, aber noch während ich ihn zu mir hinzog, überlegte ich, was ich
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