Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
irgendwie auf die Schulter, bevor Izzy wieder nach unten ging und ich in mein Zimmer trat.
Ich lehnte mich gegen die Tür, als ich den Aktenordner, den Izzy mir gegeben hatte, aufschlug. Das stellte sich als eine gute Idee heraus, denn sobald ich sah, was darin war, gaben die Knie unter mir nach. Ich rutschte an der Tür zu Boden, eine Hand über den Mund gelegt, während mir die Tränen aus den Augen liefen.
In dem Aktenordner befanden sich nur zwei Dinge. Das eine war eine verrauschte Farbfotografie, die aussah, als sei sie von einer Überwachungskamera gemacht worden. Das andere war ein Stück Papier, auf das einige Zeilen getippt waren. Das Foto zeigte einen Vampir, den ich gut kannte – Lord Byron. Ja, den Dichter. Er war Lehrer in Hex Hall gewesen, und nachdem er die Schule verlassen hatte, hatte ich ihn in einem Club in London gesehen. Und jetzt war er hier und schlenderte mit finsterem Blick eine Straße entlang. Aber er war nicht allein.
Jenna ging neben ihm her und blickte sich nervös über die Schulter um. Sie war dünner als sonst und blasser, falls das überhaupt möglich war. Aber der leuchtend rosafarbene Streifen in ihrem Haar war unverkennbar. Ich strich mit den Fingern über ihr Bild, bevor ich mir das Blatt Papier ansah.
Ein neuer Vampir hat sich Lord Byrons Nest angeschlossen, lautete die Notiz. Weiblich, Alter noch festzulegen, möglicherweise eine gewisse Jennifer Talbot.
Darunter stand ein Datum. Das Bild war vor weniger als einer Woche aufgenommen worden.
Jenna war in Sicherheit. Jenna war in Sicherheit und nicht verbrannt. Sie war bei Byron, der zwar ein Blödmann sein mochte, aber gut auf sie aufpassen würde.
Ich schloss die Augen und drückte das Bild fest an die Brust. Wenn Jenna lebte, dann waren Dad, Archer und Cal vielleicht auch noch am Leben.
8
Am nächsten Morgen machte Izzy einen Rundgang mit mir durch das Lager. Wie versprochen gab es Stacheldraht und Bunker, aber am meisten beeindruckte mich, wie still und kahl dieser Ort wirkte.
»Wir haben schon immer hier gelebt, und die anderen Brannicks haben es als eine Art Zwischenstation benutzt. Sie kamen zum Spezialtraining her, für Strategiesitzungen oder was auch immer«, erklärte mir Izzy, als wir durch den Keller gingen. Dort unten standen einige Feldbetten, alle mit den gleichen kratzigen, blauen Wolldecken drauf. Über uns summten Neonröhren.
»Wo ist dein Dad?«, fragte ich sie und setzte mich im Schneidersitz auf eins der Betten. »Ich meine, du musst doch einen haben.«
Izzy spielte an ihrem Haar herum. »Er ist allein auf Supijagd. Männer dürfen nicht bei den Brannicks leben. Sie kommen nur her, um, ähm, um uns zu besuchen und so. Wir sehen ihn meistens alle drei Monate. Ungefähr.«
»Das ist sehr … amazonenmäßig von euch.«
Sie setzte sich neben mich und zupfte an der Decke. »Es ist ätzend«, murmelte sie.
Ich ertappte mich dabei, wie ich nach ihrer Hand greifen wollte, hielt mich im letzten Moment aber noch zurück. »Danke für das Bild von Jenna«, wechselte ich das Thema.
Izzy wurde rot und widmete sich plötzlich äußerst intensiv einem ihrer Fingernägel. »Nicht der Rede wert. Als du von den rosa Haaren gesprochen hast, ist mir dieses Bild wieder eingefallen, das wir letzte Woche hereinbekommen haben. Ich dachte mir, dass sie es sei.«
»Ich nehme nicht an, dass du zufällig noch andere Fotos herumliegen hast?« Ich war sehr erleichtert darüber, dass es Jenna gut ging, aber davon ließ das hohle Gefühl in meinem Magen, wann immer ich an meinen Dad, Cal und Archer dachte, nicht nach.
Izzy schüttelte den Kopf. »Nein, dieses Foto stammte von einer Freundin von Mom, die auf die Jagd von … ähm, die darauf spezialisiert ist, Vampire im Auge zu behalten.« Sie zog den Kopf ein und sah mich durch ihre Ponyfransen an. »Du machst dir immer noch große Sorgen um deinen Dad, nicht?«
Meine Stimme klang ein wenig erstickt, als ich antwortete: »Ja, schon. Ich mache mir eigentlich um eine Menge Leute Sorgen. Meinst du … dieser Typ im Spiegel, Torin, könnte er tatsächlich wissen, wo mein Dad ist?«
Etwas flackerte über Izzys Züge, und sie rutschte ein wenig zurück. »Vielleicht. Aber er wird bloß einen Haufen Klugscheißerei von sich geben, ehe er dir vielleicht etwas Wahres erzählt. So macht er es immer.«
Ich stand auf und sagte: »Ich glaube, in Sachen Klugscheißerei kann ich locker mithalten.« Ich rannte die Kellertreppe hoch, entschlossen, ein Wörtchen mit dem
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