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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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sah, wie er die Schultern hochzog und die Hände zu Fäusten ballte, als versuche er, sich innerlich darauf vorzubereiten. Er hob eine Hand, und ich sah einige Funken aus seinen Fingerspitzen schießen. Sie erstarben fast sofort mit einem schwachen, ploppenden Laut – wie ein nasser Knallfrosch.
    Neben mir wackelte Archer seinerseits mit den Fingern, und mit seiner Magie geschah genau das Gleiche. »Keine Kräfte erlaubt, so wie’s aussieht«, murmelte er.
    Ich sah wieder zu Evan hinüber und dachte, dass er jetzt wahrscheinlich zurückkommen werde. Stattdessen trat er mit einem Fuß in den Nebel.
    Für einen Moment stand er wie erstarrt da, halb in dem grauen Nebel, halb draußen. »Was geht da vor?«, fragte Jenna. »Warum bewegt er sich nicht mehr?«
    »Keine Ahnung« antwortete ich, und Archer schob seine Hand wieder in meine.
    In diesem Augenblick begann Evan zu schreien. Vor unseren Augen schienen dem Nebel Fangarme zu wachsen, die sich um den Rest von Evans Körper rankten. Einer schoss hervor, packte seine Arme und verschlang sie, während sich ein zweiter um seinen Oberkörper wand. Ein dritter schlängelte sich um seinen Kopf, und Evans Schrei brach abrupt ab. Dann war er verschwunden.
    Niemand rührte sich. Ich glaube, das Unheimlichste daran war, dass es kein Geschrei gab und keine Ohnmachten. Es war so real. Evan war … na ja, wenn schon nicht tot, dann zumindest von uns gegangen.
    Die Schüler drehten sich alle auf einmal wieder zu Mrs Casnoff um. Ich weiß nicht, was ich jetzt von ihr erwartete. Gegacker vielleicht. Oder dass sie uns alle von oben herab anschauen und selbstzufrieden erklären würde: »Ich hatte es ihm gesagt, dass er nicht gehen soll.«
    Aber sie stand an das Geländer der Veranda gelehnt, wirkte dabei weder selbstgefällig noch zufrieden, nicht einmal grimmig erfreut. Nur alt, müde und vielleicht ein bisschen traurig.
    »Gehen Sie hinein«, befahl sie uns teilnahmslos. »Sie haben die gleichen Zimmer wie im vergangenen Halbjahr.«
    Eine weitere Pause trat ein, dann schlurften die Schüler, die dem Haus am nächsten waren, langsam die Treppen hinauf.
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Jenna.
    »Am besten reingehen«, erwiderte ich. »Entweder das oder vom Nebel gefressen werden. Ich denke, ich riskier lieber das Haus.«
    Wir folgten der Menge und gelangten auf die Veranda. Als wir an Mrs Casnoff vorbeikamen, blieb ich stehen. Ich war mir nicht sicher, was ich ihr sagen oder was ich von ihr hören wollte. Ich hatte nur das Gefühl, dass wir einander auf irgendeine Weise zur Kenntnis nehmen sollten. Aber obwohl ich nur einen Meter von ihr entfernt stand, schaute Mrs Casnoff nicht einmal in meine Richtung. Sie blieb am Geländer, holte zittrig Luft und starrte auf die Stelle, wo Evan verschwunden war. Schließlich wandte ich mich ab und ging durch die Eingangstür.
    Aus dem Inneren des Hauses konnte ich Keuchen und gedämpftes Schluchzen hören, daher wappnete ich mich dagegen, dass Hex Hall genauso gestört sein würde wie die ganze Insel.
    Ich hatte mich nicht genug gewappnet.
    Das Erste, was mich traf, war die Hitze. Graymalkin Island lag vor der Küste von Georgia, und es war Mitte August. Also war es draußen bereits irrsinnig feucht und heiß. Aber das Haus war immer angenehm kühl gewesen. Jetzt war es darin drückend, die Luft war beinahe zu dick zum Atmen. Ich konnte Schimmel und Feuchtigkeit riechen, die Tapete löste sich an manchen Stellen ab. Als ich das erste Mal in Hex Hall gewesen war, fand ich es eklig und schmutzig. Damals war es ein Zauber gewesen, der es mich so wahrnehmen ließ. Jetzt schien das nicht der Fall zu sein.
    Außerdem ging irgendetwas Merkwürdiges mit dem Licht vor. Ich hatte den Hauptflur als gut beleuchtet in Erinnerung, aber nun war er so düster, dass einige Abschnitte des Ganges im Dunkel verschwanden.
    Ich machte einen Schritt vorwärts, und etwas knirschte unter meinem Fuß. Als ich hinunterschaute, sah ich, dass es leuchtend buntes Glas war. Und dann begriff ich, warum alles so anders aussah. Das riesige Buntglasfenster, das den Raum beherrscht hatte, war zerbrochen. Es hatte den Ursprung der Prodigien dargestellt, einen großen, schwertschwingenden Engel, der nach den Engeln trat, die Hexen, Gestaltwandler und Elfen aus dem Himmel warfen. Doch nun fehlten diesem Engel der Kopf und der größte Teil des Schwertes. Und in der Mitte der anderen drei Gestalten befand sich ein riesiges, gezacktes Loch. Es sah aus, als seien sie von

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