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Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall

Titel: Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawkins
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blieb ich an einem der Salons stehen. Das große Fenster, das den Blick über den Teich (und Cals Hütte) freigegeben hatte, war zerborsten. Der beängstigende Nebel quoll durch die spitzen Glasscherben im Fensterrahmen und wirbelte auf dem Boden herum. Ich bemerkte, dass mehrere der Fotografien, die nebeneinander an der Wand gehangen hatten, jetzt auf dem Boden lagen.
    »Ich weiß, die Frage ›Was ist hier los?‹ ist praktisch zur Redensart geworden«, bemerkte ich zu Jenna, »aber ernsthaft. Was ist hier los?«
    Nachdenklich betrachtete Jenna den Nebel und schüttelte den Kopf. »Es ist, als sei das Haus krank«, meinte sie. »Oder vergiftet. Die Insel auch.«
    »Könnte sein. Ich meine, die Casnoffs haben eine riesige Grube, in der sie Dämonen beschwören.« Archer und ich hatten die Grube im Sommer gefunden, und ich hatte immer noch Albträume von den Ghulen, die sie bewacht hatten. »Eine Magie, die so dunkel und böse ist … meinst du, sie könnte einen Ort tatsächlich infizieren?«
    Jenna murmelte mit bekümmerter Miene: »Würde mich nicht überraschen.«
    »Sind kaputte Fenster hier eine neue Stilrichtung?«, fragte Archer, der hinter Jenna und mich getreten war und den Kopf in den Salon steckte.
    »Sieht fast so aus«, antwortete ich. Ich blickte noch immer nach draußen, als in der Düsternis ein schwaches Licht erschien. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es aus Cals Hütte kam. War dort draußen jemand? War etwa Cal dort draußen?
    Aber genauso schnell, wie es erschienen war, erlosch das Licht auch wieder. Stirnrunzelnd wandte ich mich von der Tür ab und hakte mich bei Archer unter. Dann fiel mir wieder ein, was Nausicaa zuvor gesagt hatte. Wahrscheinlich war dies nicht die beste Zeit für eine öffentliche Liebesbekundung.
    Wir drei zogen als Letzte hinter allen anderen in den Ballsaal. Hier zumindest sah es mehr oder weniger so aus wie früher. Natürlich war der Ballsaal immer einer der bizarrsten Räume in Hex Hall gewesen, daher musste das nicht viel heißen. Trotzdem. Ich war erleichtert, das vertraute Durcheinander von Stühlen und Tischen zu sehen und keine Baumstümpfe oder so was.
    Aber dann blickte ich in den vorderen Teil des Raumes und jegliche Erleichterung, die ich vielleicht empfunden haben mochte, löste sich in Luft auf. Mrs Casnoff saß in sich zusammengesunken auf ihrem gewohnten Stuhl und starrte ins Leere. Ihr Haar war jetzt hochgesteckt, aber immer noch ungepflegt. Die Vandy saß ebenfalls am Tisch, doch die drei anderen Lehrer, die wir in Hex Hall gehabt hatten – Ms East, Mr Ferguson und natürlich Byron –, fehlten.
    Und am anderen Ende des Tisches saß in einem leuchtend blauen Kostüm und lächelnd – als sei sie auf einer verdammten Teeparty – Lara Casnoff.

16
    Irgendwie brachte ich das Abendessen hinter mich. Das heißt, ich schob Essen auf meinem Teller hin und her. Jenna und Archer taten das Gleiche. Als ich mich umschaute, sah ich nichts als volle Teller. Vielleicht war es Furcht oder Nervosität, was alle anderen vom Essen abhielt, aber bei mir musste es wohl diese merkwürdige Mischung aus Zorn und Euphorie gewesen sein. Lara Casnoff hatte mir so viel genommen, und meine Kräfte sehnten sich danach, richtig kräftig zuzuschlagen. Doch gleichzeitig bedeutete die Tatsache, dass sie hier war, dass sich das Grimoire sehr wahrscheinlich ebenfalls hier befand. Ich war gerade ganz in Gedanken daran versunken, wo sich das Buch befinden könnte, als Lara aufstand, in die Hände klatschte und verkündete: »Wenn Sie alle mit dem Essen fertig sind, könnten wir zur Präsentation schreiten.«
    »Denkst du, es wird eine Tanznummer geben?«, murmelte Jenna, während wir unsere Stühle zur Vorderseite des Raumes umdrehten. Ich wusste eine gute Tanznummer immer zu schätzen, aber mir verging das Lachen, als ich die Frau anstarrte, die mehr als einmal versucht hatte, mich umzubringen. Ich sandte ihr eine stumme Botschaft, mir in die Augen zu sehen, um das, was in diesem Sommer geschehen war, in irgendeiner Form anzuerkennen. Aber sie tat es nicht.
    Ich verspürte ein beinahe überwältigendes Déjà-vu, als ich da auf meinem Stuhl saß, Archer neben mir, und zusah, wie Lara Casnoff vorne im Raum stand. War es wirklich nur ein Jahr her, dass Archer und ich praktisch als völlig Fremde in genau diesem Raum gesessen hatten? Damals, als ich noch gedacht hatte, ich sei nur eine gewöhnliche Hexe. Damals, als Hex Hall noch eine Schule gewesen war und nicht so eine

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