Hex Hall - Hawkins, R: Hex Hall
hatte. Ich war aus einem brennenden Gebäude entkommen. Hatte es mit einem Werwolf aufgenommen. Hatte gegen unheimliche Dämonengedankenkontrolle gekämpft. Durch ein bisschen Wasser zu gehen, sollte nicht allzu furchterregend sein. Trotzdem, meine Füße weigerten sich, sich zu bewegen.
»Bist du so weit?«, fragte eine Stimme hinter mir.
Cal.
Er stand direkt am Rand des Wassers, die Hände in den Taschen.
Ich sah ihn verwirrt an. »Das kannst du nicht tun.«
»Ich kann vielleicht nicht mit dir in die Unterwelt gehen, aber es gibt keine Regel, die es mir verbietet, dich dorthinaus zu begleiten.«
Aislinn schaute zwischen uns hin und her und sagte schließlich: »Sie können es probieren.«
Versuchsweise stellte Cal einen Fuß auf den Pfad. Ich verkrampfte mich und wartete darauf, dass das Wasser zurückrauschte und über ihm zusammenschlug. Als nichts geschah, stieß ich den Atem aus, den ich angehalten hatte.
»Scheint sicher zu sein«, meinte Cal, und Aislinn zuckte die Achseln. »Na, dann mal los«, sagte sie.
Ohne auch nur ein »He, lass dich nicht umbringen« drehte sie sich wieder zu der steinernen Hütte um. Ich zwang mich, Aislinn nicht nachzusehen, weil ich Angst hatte, dass ich ihr sonst hinterherrennen würde.
Stattdessen trat ich neben Cal. Die Oberfläche unter meinen Füßen gab ein wenig nach. Vorsichtig gingen wir zwischen dem Wasser links und rechts durch. »Die Brannicks, die Magie und die Hölle. Grusel, grusel!«, witzelte ich, und Cal stieß ein Schnauben aus, das vielleicht ein Lachen gewesen sein mochte.
Ich kam zu einer besonders rutschigen Stelle und schwankte für eine Sekunde, ehe Cal mich am Ellbogen festhielt. Ich wollte nicht, dass es peinlich wurde, und ich wollte auch überhaupt nicht so rot werden, aber genau das geschah. Ich schaute auf. Unsere Blicke trafen sich, Cal riss die Hand so schnell zurück, dass er das Gleichgewicht verlor. Als er zu fallen drohte, packte ich ihn, und ehe ich es mich versah, lagen wir beide auf dem Boden. Ich schlug rechts gegen die Wand aus Wasser, und Cal glitt im gleichen Moment nach links. Ich fiel ins Wasser und tauchte völlig unter, nur um wieder auf den Pfad zurückgespuckt zu werden.
Ich saß da, die Knie und Ellbogen auseinandergespreizt wie ein Frosch, und aus dem Haar tropfte Wasser in meine Augen. Cal saß mir gegenüber, genauso durchweicht wie ich, und wirkte vollkommen verblüfft. Wieder sahen wir uns in die Augen.
Und diesmal brachen wir beide in Gelächter aus.
»O Gott«, prustete ich. »Dein Gesicht!«
»Mein Gesicht?«, wiederholte er, und sein Lachen verebbte zu einem Kichern. »Du solltest mal deine Haare sehen.«
Er stand auf und beugte sich vor, um mir eine Hand zu reichen. Ich ergriff sie dankbar. Sobald ich wieder auf den Füßen stand, strich ich mir über die Vorderseite meines Körpers. Magie flatterte aus meinen Fingerspitzen, um mein Haar und meine Kleider zu trocknen. Cal tat seinerseits das Gleiche, und dann musterten wir einander.
»Also schön, jetzt, da die Verlegenheit zwischen uns tatsächlichen körperlichen Schaden verursacht hat, denke ich, dass es Zeit wird, darüber zu reden, meinst du nicht auch?«
Er zuckte mit dem Mundwinkel und wandte sich dann wieder dem Pfad zu. »Wir brauchen nicht verlegen zu sein«, entgegnete er. »In den letzten Tagen, seit der Sache mit Elodie, habe ich nachgedacht.« Er holte tief Luft, und ich wusste, dass dies eine der seltenen Gelegenheiten war, bei denen Cal viele Worte auf einmal machen würde. »Ich mag dich, Sophie. Sehr. Eine Weile dachte ich sogar, es sei vielleicht mehr als das. Aber du liebst Cross.«
Zwar sagte er es vollkommen sachlich, doch mir entging nicht, dass seine Ohren rot wurden. »Ich weiß, dass ich ein paar ziemlich schreckliche Sachen über ihn gesagt habe, aber … ich habe mich geirrt. Er ist ein netter Kerl. Also, ich schätze, ich will damit sagen, dass ich mir als der Mann, mit dem du verlobt bist, wünsche, wir könnten mehr als nur Freunde sein.« Er brach ab und drehte sich zu mir um. »Aber als dein Freund möchte ich, dass du glücklich bist. Und wenn es Cross ist, den du willst, dann werde ich dir nicht im Weg stehen.«
»Ich bin die schlechteste Verlobte aller Zeiten, stimmt’s?«
Cal zog eine Schulter hoch. »Ach was. Ich kannte da mal einen Zauberer, der wurde von seiner Verlobten in Brand gesteckt.«
Lachend, damit ich nicht weinte, hob ich zaghaft die Arme, um ihn zu drücken. Er hielt mich an seiner Brust, und da gab
Weitere Kostenlose Bücher